Schweiz
Wirtschaft

Warum Arbeit an Sonn- und Feiertagen zunehmen wird

Das Seco hat 2018 mehr als 800 Gesuche für Feiertagsarbeit bewilligt.
Das Seco hat 2018 mehr als 800 Gesuche für Feiertagsarbeit bewilligt.Bild: shutterstock

Weihnachten ist nicht mehr heilig – warum Arbeit an Sonn- und Feiertagen zunehmen wird

23.12.2018, 07:4625.12.2018, 08:28
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Die Arbeit an Sonn- und Feiertagen nimmt in der Schweiz rasant zu, so auch an Weihnachten. Jedes Unternehmen, das Bedarf nach einem Sondereinsatz am Wochenende hat, kann sich diesen vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bewilligen lassen.

Eine Analyse der Sonntagszeitung zeigt, dass in den letzten drei Jahren die Anzahl bewilligter Gesuche um über 30 Prozent auf mehr als 2000 anstieg. Alleine für Feiertagsarbeit wurden 2018 vom Seco mehr als 800 Gesuche bewilligt – das betrifft rund 70'000 Arbeitsplätze. In den Zahlen nicht inbegriffen sind Ausnahmebewilligungen der Kantone.

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Mehrere Branchen betroffen

Die Zunahme ist unter anderem auf das Verhalten der Konsumenten zurückzuführen. Wegen der gestiegenen Nachfrage nach frischen Produkten, weiten Zulieferbetriebe des Detailhandels ihren Betrieb laufend aus. Besonders Grossmetzgereien und Verteilzentren von Migros und Coop reichen beim Seco laufend mehr Anträge ein.

Zugenommen hat die Arbeit aber auch bei Banken. So führt beispielsweise die CS technische Updates an freien Tagen durch, da dies während des regulären Betriebs nicht möglich ist. Aber auch ausländische Firmen reichen Gesuche beim Seco ein. Für fast die Hälfte der 2500 Arbeitnehmer von Google Schweiz wurde eine Ausnahmebewilligung erteilt. 

Die Firma Schindler lässt auf Kundenwunsch oft an Sonn- und Feiertagen arbeiten. So führt der Liftbauer Arbeiten und Installationen an Randzeiten aus.

Gewerkschaften üben Kritik

Wenig erfreut über diesen Trend ist man bei den Gewerkschaften. Die Unia bemängelt die fehlende Kontrolle: «Viele Bereiche brauchen aber keine Sonntagsarbeit. Bei einigen findet sie trotzdem statt, weil es keine verlässliche Kontrolle gibt», zitiert die Sonntagszeitung Gewerkschaftssekretär Arnaud Bouverat. 

Laut der Unia sollen gerade bei Logistik- und Transportunternehmen «haarsträubende Arbeitsverhältnisse» herrschen. So sollen einige Firmen auch ohne Bewilligungen an Sonn- und Feiertagen Arbeit verrichten lassen. Besonders schwierig hätten es aber Angestellte im Detailhandel – sie können sich kaum gegen Sondereinsätze wehren. 

Das Fazit der Sonntagszeitung lautet: Sonn- und Feiertagsarbeit wird weiter zunehmen. Die Schweizer Konsumenten haben sich längst daran gewöhnt, ihre Bedürfnisse jederzeit stillen zu können. (vom)

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ökonometriker
23.12.2018 08:42registriert Januar 2017
Das Problem ist weniger, wenn Leute am Sonntag arbeiten müssen und Firmen dies korrekt anmelden. Das Problem sind Firmen, die am Sonntag arbeiten lassen, ohne dies anzumelden.
Wer Sonntags arbeitet, erhält für den Tag 50 Prozent mehr Lohn und darf sich an einem anderen Tag ausruhen. Diese Regelung ist fair.

Nicht fair ist es, wenn Arbeitnehmer, oft in Tieflohnbranchen, gesetzeswidrig dazu gezwungen werden, Sonntags zu arbeiten - und dies manchmal nicht mal aufschreiben dürfen. Als Arbeiter kann man da aber klagen - in manchen Kantonen gratis. Nutzt das bitte. Im Interesse aller Arbeiter.
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who cares?
23.12.2018 10:53registriert November 2014
@watson: wie sieht es bei euch aus mit Sonntags- und Feiertagsarbeit? Bekommen eure Mitarbeiter auch 50% mehr Lohn?
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Töfflifahrer
23.12.2018 11:34registriert August 2015
Letztendlich leiden einfach die kleinen Familienläden, die nicht 7x24h offen haben können. Profitieren tun nur die Grossen. Was aber scheinheilig ist, ist dass sich viele über die Sonntagsöffnungszeiten mokieren, aber dann eben am Sonntag einkaufen gehen.
Bezüglich Weihnachten und anderen Feiertagen, das ist doch nur noch für die Kinder, ansonsten geht es nur um das Geschäft. Der effektive Hintergrund geht immer mehr vergessen. Besinnlichkeit? Das war mal, vor langer Zeit.
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