meist klar
DE | FR
Wirtschaft
Donald Trump

Die Investoren haben Trump überschätzt

epa05918075 US President Donald J. Trump gestures during a joint press conference with Prime Minister of Italy Paolo Gentiloni (not pictured) in the East Room of the White House in Washington, DC, USA ...
Viel versprochen, nichts gehalten: Trumps 100-Tage-Bilanz fällt mager aus.Bild: MICHAEL REYNOLDS/EPA/KEYSTONE

Die Investoren haben Trump überschätzt – kommt jetzt der Absturz?

Schwaches Wachstum, sinkende Zinsen bei Staatsobligationen: Die Trumponomics sind bisher ein Flop. Die ersten Investoren werden nervös.
22.04.2017, 13:5622.04.2017, 14:01
Mehr «Wirtschaft»

Vier Prozent Wachstum hat Donald Trump im Wahlkampf versprochen. In den ersten drei Monaten des neuen Jahres wuchs das amerikanischen Bruttoinlandprodukt (BIP) gerade Mal um 0,5 Prozent. Die Konsumausgaben gingen gar um 0,2 Prozent zurück. In den Fabriken wurde weniger produziert, und es wurden weniger Häuser gebaut.  

«Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass Trump ernsthaft über eine Steuerpolitik nachgedacht hätte, oder über irgendetwas.»
Andy Laperriere

Er werde Obamacare mit etwas Billigerem und Besserem ersetzen. Er werde Unternehmens- und Einkommenssteuern massiv senken und er werde eine Billion Dollar in die Erneuerung der Infrastruktur investieren, versprach Trump im Wahlkampf. Mit einer neuen Gesundheitsvorlage ist er im Kongress jämmerlich gescheitert. Deswegen verzögert sich auch die Steuerreform und in Sachen Infrastruktur gibt es noch nicht einmal einen Plan.  

Die schlechten Anzeichen mehren sich

Auch den Investmentbankern und Hedge-Fund-Managern dämmert es langsam, dass sie einem Schwindler auf den Leim gekrochen sind. Trump kann nicht liefern. Er hat keine Strategie, er umgibt sich mit Leuten, die keine Ahnung haben, wie der komplexe Regierungsapparat funktioniert. Er weiss nicht einmal, wie man einen Flugzeugträger an den richtigen Ort beordert.  

Trader John Panin, right, works on the floor of the New York Stock Exchange, Wednesday, April 19, 2017. U.S. stocks are rebounding Wednesday morning as strong results from Morgan Stanley and rising bo ...
Bei den Händler an der New York Stock Exchange macht sich Ernüchterung breit.Bild: Richard Drew/AP/KEYSTONE

Das zeigt Wirkung. Die Zinsen für US-Staatsanleihen sind wieder im Sinkflug, ein Zeichen, dass etwas schief läuft. An den Aktienmärkten verpufft die Trump-Euphorie. Seit dem Rekordstand am 1. März stagnieren die Kurse oder fallen leicht. Auch an den Rohstoffmärkten herrscht Flaute, ebenfalls kein gutes Omen.  

Einzelne Gurus wenden sich bereits enttäuscht von Trump ab. Einer von ihnen ist Andy Laperriere, Makro-Spezialist bei Cornerstone, der in der Szene einen guten Ruf geniesst. Gemäss «Wall Street Journal» warnt er seine Kunden vor der Politik des 45. Präsidenten: «Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass Trump ernsthaft über eine Steuerpolitik nachgedacht hätte, oder über irgendetwas» schreibt er in seinem jüngsten Newsletter an seine Kunden.  

Nur noch weiche Daten stützen den Trump-Boom

Auch Gillian Tett, Finanzjournalistin bei der «Financial Times», hat den Glauben an den Trump-Boom verloren. «Wenn Mr. Ross (Trumps Wirtschaftsminister, Anm. d. Red.) in den kommenden Monaten nicht eine Reihe von Deregulations-Massnahmen aus dem Hut zaubert, oder der Kongress einen greifbaren Plan für eine Steuerreform produziert, dann ist nicht einsehbar, wie die Wirtschaft in absehbarer Zeit um vier Prozent wachsen sollte.»

Das Einzige, was noch für den Trump-Boom spricht, sind so genannte Soft-Daten. Das Vertrauen der Wirtschaft und der Konsumenten in den Präsidenten ist immer noch gross. Dieses Vertrauen ist jedoch sehr flüchtig. Sollte Frankreich am Wochenende noch mit einer bösen Überraschung aufwarten, dann könnte es am Montag an den Börsen turbulent werden.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
49 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
rodolofo
22.04.2017 14:12registriert Februar 2016
Seltsame Typen, diese Investoren!
Haben die wirklich mal geglaubt, dass hinter diesem Hochstapler und Grossmaul Trump etwas substanzielles steckt?
Dann möchte ich lieber gar nicht wissen, in was für Geschäfte die bisher investiert haben...
13428
Melden
Zum Kommentar
avatar
zombie woof
22.04.2017 15:07registriert März 2015
Trump ist nichts anderes als ein Hochstapler, dem leichtgläubige Menschen auf den Leim kriechen.
10622
Melden
Zum Kommentar
avatar
FrancoL
22.04.2017 14:07registriert November 2015
Wen soll ich da ernst nehmen? Andy Laperriere, der den folgenden Satz postet:
«Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass Trump ernsthaft über eine Steuerpolitik nachgedacht hätte, oder über irgendetwas»

Ernsthaft hat ein so hochgejubelter Analyst wirklich gedacht dass Trump über irgend etwas nachgedacht hat?

Ich kann mir Gründe vorstellen wieso Wutbürger Trump gewählt haben, aber darunter fällt sicherlich nicht der Grund, dass Trump "über etwas nachdenkt" oder nachgedacht hat.

Mit dieser Aussage entpuppt sich Lapperiere als einfacher Gambler.
8027
Melden
Zum Kommentar
49
Gläubiger haben abgestimmt: Das ist der Plan für die Signa-Immobilien
Die prestigeträchtigsten Immobilien der weitgehend insolventen Signa-Gruppe werden in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft. Gläubiger der Signa Prime haben derweil Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet.

Die Gläubiger der Signa Prime Selection AG stimmten diesem Plan am Montag in Wien zu, wie der Insolvenzverwalter dieser wichtigen Teilgesellschaft mitteilte.

Zur Story