Über die Jahre hat sich ein ungeschriebenes Gesetz bei der Führung des Internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) bewährt: Entweder der Präsident oder der Generalsekretär sollte ein Schweizer sein. Die IIHF hat ihren Hauptsitz in einer eigenen Liegenschaft an der Brandschenkenstrasse 50 in Zürich. Es gibt im Tagesgeschäft viele Gänge und Läufe zu den Behörden. Die Kenntnis der besonderen Mentalität in den helvetischen Amtsstuben ist hilfreich.
Nun ist mit Luc Tardif (69) ein kanadisch-französischer Doppelbürger Vorsitzender und mit Matti Nurminen ein Finne Generalsekretär. Die beiden Schweizer Kandidaten für den Posten eines Generalsekretärs – IIHF-Sportdirektor Christian Hofstetter und IIHF-Finanzchef Gion Veraguth (er war nach der Entlassung von Horst Lichtner interimistisch Generalsekretär) – hatten gar nie eine Chance: Die Finnen haben Luc Tardif als Nachfolger des Schweizers René Fasel in den Sattel gehoben und nun ist Zahltag. Natürlich wählt das IIHF-Council offiziell den Generalsekretär.
Aber das 13-köpfige Gremium winkte den Wunschkandidaten des Präsidenten unter den 36 Kandidaten richtigerweise durch: Er ist der engste Mitarbeiter des Vorsitzenden.
Eigentlich ist es auch ausgemacht, dass Finnland als Ersatzort für die WM 2023 (St.Petersburg) zum Zuge kommt. Die WM ist ein gutes Geschäft, das dem durchführenden Landesverband mindestens 10 Millionen Reingewinn in die Kassen spült. Die Finnen können sich also die Hände reiben: Sie führen bereits die WM in diesem Jahr durch. Wenn nun auch noch die WM 2023 dazukommt, besteht die Gefahr, dass kein Geld mehr auf das Verbands-Bankkonto überwiesen werden kann. Weil es so voll ist, dass es überläuft.
Allerdings ist das Geschäft bei der WM 2022 ein bisschen weniger gut als erhofft: Weil die moderne, formidable Hartwall Arena (Kapazität 13'349 Plätze) in russischem Besitz ist, werden die Spiele in Helsinki – dem politischen Geschehen geschuldet – kurzfristig in die 1966 eröffnete Helsinki Hall (Kapazität 8200 Plätze) verlegt. Das ist ungefähr so, wie wenn bei einer WM in der Schweiz aus weltpolitischen Gründen die Austragung vom Hallenstadion nach Kloten oder von Bern nach Langnau verlegt werden müsste.
Nun haben sich die lettischen Vertreter gemeldet. Sie wollen mindestens als zweiter Spielort für die WM 2023 zum Zuge und ins Geschäft kommen. Sie verlangen eine Aufteilung der WM 2023 zwischen Finnland und Lettland. Was problemlos möglich ist. Bereits 2012 und 2013 (Helsinki und Stockholm) sowie 2017 (Paris, Köln) hat die Austragung in zwei Ländern bestens funktioniert.
Und die Letten können auf die Strukturen der letztjährigen WM zurückgreifen. Luc Tardif ist gefordert, wieder etwas für seine finnischen Freunde zu tun. Wessen Stimme ich mein Amt verdanke, dessen Lied sing ich. Nach dem Wahltag ist Zahltag.