Zahl der Terror-Toten in OECD-Ländern mehr als versiebenfacht

Zahl der Terror-Toten in OECD-Ländern mehr als versiebenfacht

16.11.2016, 06:44

Die Zahl der Terror-Toten in den OECD-Ländern hat sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr mehr als versiebenfacht. Das geht aus einem Bericht der Londoner Denkfabrik «Institute für Economics and Peace» (IEP) hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Nach 77 Terror-Opfern im Jahr 2014 gab es demnach ein Jahr darauf 577 Tote in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu beklagen. Allein bei den Pariser November-Anschlägen wurden 130 unschuldige Menschen getötet.

Zur OECD gehören 35 Industrienationen in Amerika, Europa und dem Pazifikraum sowie die Türkei. Weltweit sei die Zahl der Todesopfer durch Terroranschläge im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen, berichtet das Institut.

Insgesamt wurden 2015 beinahe 30'000 Menschen von Terroristen getötet - rund zehn Prozent weniger als noch im Jahr davor. Grund für den Rückgang seien vor allem erfolgreiche Militäroperationen gegen die Islamisten von Boko Haram in Nigeria und gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak.

Terroranschläge in 21 OECD-Ländern

In westlichen Industrieländern sieht das Bild dagegen ganz anders aus. 21 von 35 OECD-Ländern erlebten im Jahr 2015 Terroranschläge. Am schlimmsten traf es Frankreich und die Türkei. Hauptverantwortlich ist der IS. Die Terrormiliz weitete ihre Aktivitäten im Jahr 2015 von 14 auf 28 Länder aus.

IEP-Forschungsdirektor Daniel Hyslop warnte jedoch davor, Rückschlüsse auf die Herkunft der Attentäter zu ziehen. «Die ganz überwiegende Mehrheit der islamistischen Angriffe in Europa kam von Leuten, die dort aufgewachsen waren», sagte Hyslop.

Ob sich die Anziehungskraft des IS mit einer Niederlage in seinen Hochburgen im Irak und in Syrien vermindern lässt, ist Hyslop zufolge schwer vorauszusagen. Doch es bestehe Grund zur Hoffnung: Gerade weil der IS beispielsweise sehr konkrete Prophezeiungen für seine Erfolge in der Zukunft mache, könnten militärische Rückschläge die Anhänger desillusionieren. «Es ist sehr gut möglich, dass die Gruppe geschwächt wird, wenn man ihre Anführer ausschaltet», sagte Hyslop.

Langfristige Strategie nötig

In westlichen Ländern dagegen seien vor allem langfristige Strategien nötig, um den Terror zu bekämpfen. Jugendarbeitslosigkeit, hohe Kriminalität, leichte Verfügbarkeit von Waffen und fehlendes Vertrauen in demokratische Prozess seien dort die Hauptfaktoren für die Radikalisierung von Menschen.

Der volkswirtschaftliche Schaden des weltweiten Terrors beläuft sich IEP-Schätzungen zufolge auf knapp 90 Milliarden US-Dollar. (sda/dpa)

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