Die «gilets jaunes» sorgten in den letzten Wochen für reichlich Tumult in Frankreich, jetzt löst eine ihrer Forderungen auch Spannungen zwischen der Schweiz und Frankreich aus.
Die «Gelbwesten» wollen, dass die Franzosen – so wie die Schweizer – über Gesetze abstimmen und per Initiative Themen auf die Agenda hieven können. Hierauf lässt sich eine der höchsten Polit-Persönlichkeiten beleidigend über die direkte Demokratie der Schweiz aus: Richard Ferrand, Präsident der französischen Nationalversammlung, sagte in Paris, dass die Themen, über die die Schweizer regelmässig an der Urne befinden, «sehr oft von Wirtschafts-Cliquen und Lobbyisten bestimmt» würden.
Die Kritik aus dem hiesigen Polit-Lager liess nicht lange auf sich warten. CVP-Nationalrat Guillaume Barazzone, der kürzlich wegen seiner Spesenrechnung über 42'000 Franken für Schlagzeilen sorgte, lässt seiner Wut auf Twitter freien Lauf: «Schande über Sie, Richard Ferrand!», schrieb er.
Honte à vous @RichardFerrand!- ignare - qui venez de déclarer à l’Assemblée nationale sur la droit de référendum helvétique : ”les thèmes soumis sont très souvent le fait de cliques affairistes et de quelques lobbyistes démasqués“. Le peuple suisse appréciera @tdgch @ArthurFlash
— Guillaume Barazzone (@BarazzoneG) 17. Dezember 2018
Ferrand bestritt den Vorwurf daraufhin auf Twitter und bezichtigte Barazzone der «Fake News».
Cher monsieur @BarazzoneG, je démens formellement avoir pensé ou tenu ces propos que vous me prêtez. Quelles sont vos sources ? Évitez svp les #FakeNews !
— Richard Ferrand (@RichardFerrand) 17. Dezember 2018
Voici vos propos @RichardFerrand contre la démocratie demi-directe helvétique..@tdgch @ArthurFlash Allez-vous présenter des excuses? Bonne journée. pic.twitter.com/oL2uErRbG7
— Guillaume Barazzone (@BarazzoneG) 18. Dezember 2018
Kurze Zeit später legte der Genfer nach und veröffentlichte den Video-Ausschnitt aus der Rede im französischen Parlament und forderte von Ferrand eine Entschuldigung. Seither herrscht Stille auf Ferrands Twitter-Account. (kün)