In vier Monaten entscheidet sich, wer Angela Merkel im deutschen Kanzleramt ablösen wird. Die Landtagswahlen im östlichen Bundesland Sachsen-Anhalt sind der letzte grosse Gradmesser vor dem Showdown im Herbst. Die drei wichtigsten Fragen und Antworten zu den entscheidenden Wahlen am Sonntag.
Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahlen im September, geniesst in Ostdeutschland nur wenig Rückhalt. In Magdeburg, der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt, hätte man sich Kanzlerkandidat Markus Söder von der CSU gewünscht. Mit dem populären Söder, hätte man die erstarkte AfD leichter in Schach halten können.
Nicht auszudenken, was passierte, würde die CDU (derzeit 29 Prozent) von der AfD (derzeit 23 Prozent) auf dem letzten Meter noch überholt. Das Desaster würde auch dem Kanzlerkandidaten Laschet angehaftet werden , der schwer beschädigt in die heisse Wahlkampfphase gegen die Grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ziehen. Das Lager der Söder-Anhänger sähe sich darin bestätigt, dass die Union mit Laschet auf das falsche Pferd gesetzt hat.
Die Kanzlerschaft werden sich die Grünen und die Union untereinander ausmachen. In den ostdeutschen Bundesländern ist die Ökopartei jedoch deutlich unbeliebter als im Rest des Landes. Sie schwankt zwischen 5 und 10 Prozent (Bundesweit ca 22 Prozent).
Das hat mehrere Gründe: Die Grünen waren seit ihrer Gründung in den frühen 1980er Jahre eine Partei der «Bonner-Republik», also eine Westpartei. Sie sind in den Kommunen und Gemeinden im Osten weniger verankert, es fehlt die Präsenz, weil die Partei auch schwerer Helfer für Info-Stände findet. Der Magdeburger Politologe Wolfgang Renzsch sagt:
Zudem ist das Grüne Wählermilieu – sozialliberales, akademisches Niveau – deutlich untervertreten im Osten. Junge Akademiker ziehen in den Westen oder die Grossstädte. Zurück bleiben jene, die sich eher um ihre eigene Zukunft fürchten denn um den Klimawandel sorgen.
Die AfD ist wegen in Teilen rechtsextremistischer Tendenzen ins Visier des Verfassungsschutzes geraten. In Sachsen-Anhalt schreckt das die Wähler kaum ab.
«Im Osten herrscht als Überbleibsel aus der DDR eine starke Skepsis gegenüber dem Staat. Die AfD wirkt hier auch als Sammelbecken für Protestwähler. Dass diese Partei vom Staat beobachtet wird, bestärkt viele erst recht darin, die AfD zu wählen», sagt Politologe Wolfgang Renzsch. Wahr ist aber auch, dass der Rechtsextremismus im Osten weiter verbreitet ist als im Westen. (aargauerzeitung.ch)