Angesichts von Panikkäufen nach dem Hackerangriff auf eine US-Pipeline hat sich die Lage an den Tankstellen des Landes weiter verschärft. Tausende Tankstellen im Osten der USA hatten am Mittwoch kein Benzin mehr, an noch funktionierenden Zapfsäulen bildeten sich lange Schlangen. Die Behörden warnten Autofahrer sogar davor, Benzin in Mülltüten zu füllen, nachdem entsprechende Bilder auf Online-Plattformen zirkulierten. US-Medien veröffentlichten auch Videos von Schlägereien an Tankstellen angesichts weit verbreiteter Panikkäufe.
GAS STATION FIGHT: Man & woman brawl outside Marathon gas station on US 64 in #Knightdale.
— Joe Fisher - WRAL (@JoeFisherTV) May 12, 2021
Witness tells @WRAL a woman tried to cut the line, hit a car & spit on a man while yelling. The man got out of his car and spit back at the woman. No word yet on charges. (🎥: Shaaddeez) pic.twitter.com/NPWbPNI5ub
Verkehrsminister Pete Buttigieg sagte, Treibstoff dürfe nur direkt in den Tank oder in zugelassene Behälter gefüllt werden. «Jetzt ist der Moment, vorsichtig und vernünftig zu sein.» Die Verbraucherschutzbehörde CPSC warnte vor potenziell «tödlichen Konsequenzen»: «Füllen Sie keine Plastiktüten mit Benzin. Wir wissen, das klingt einfach, aber wenn Menschen verzweifelt sind, denken sie nicht mehr klar.» Buttigieg rief die Bevölkerung grundsätzlich zur Ruhe auf. Die Regierung verstehe zwar die Sorgen der Menschen. «Aber Hamstern macht es nicht besser.»
Die größte Benzin-Pipeline in den USA hat den Betrieb schrittweise wieder aufgenommen, teilte die Betreibergesellschaft Colonial am Mittwoch (Ortszeit) mit. Sie warnte jedoch, dass es mehrere Tage dauern dürfte, bis die Anlage wieder normal läuft. Die Firma hatte Ende vergangener Woche bestimmte Systeme nach einer Cyberattacke vom Netz genommen, um die Bedrohung einzudämmen. Der Betrieb der Pipeline kam dadurch komplett zum Erliegen, was in Teilen des Landes Benzin-Engpässe verursachte.
Die Lage hatte sich zuletzt verschärft. Im Bundesstaat North Carolina etwa war nach Angaben der Marktanalysefirma Gasbuddy zur Wochenmitte an fast zwei von drei Tankstellen kein Benzin mehr erhältlich. In Virginia seien 44 Prozent der Tankstellen betroffen, in South Carolina und in Georgia seien es jeweils 43 Prozent. Auch in anderen Bundesstaaten im Südosten der USA kam es demnach zu Engpässen. Die Knappheit hat die Benzinpreise auf den höchsten Stand seit 2014 getrieben und teilweise zu turbulenten Szenen an Tankstellen geführt.
«Die öffentliche Wahrnehmung ist: Wenn die Situation so schlimm ist, dass unsere Gouverneure den Notstand ausrufen müssen, dann muss es wirklich schlimm sein und ich muss tanken», sagte Andy Lipow vom Beratungsunternehmen Lipow Oil Associates. «Infolgedessen haben wir an Tankstellen eine Nachfrage gesehen, die zwei bis dreimal so hoch ist wie normalerweise, und das verschärft die Situation.»
Viele Hintergründe des Cyberangriffs sind weiterhin unklar. So ist etwa unbekannt, wie viel Geld die Hackergruppe DarkSide, die als verantwortlich für die Attacke gilt, von Colonial erpressen wollte. Das Unternehmen hielt sich bislang auch bedeckt dazu, ob überhaupt Lösegeld gezahlt wurde. Eine stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin hatte am Montag im Weißen Haus erklärt, die Regierung habe dazu auch keine Informationen. Momentan sei von einem «kriminellen Akt» auszugehen. Es würden aber alle Hinweise geprüft, auch mit Blick auf eine mögliche Verwicklung staatlicher Akteure. (t-online/dpa)
Können die Amis überhaupt klar eenken?