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SRF setzt zur Bewältigung seiner Pannenserie Techniker aus China ein

SRF setzt zur Bewältigung seiner Pannenserie Techniker aus China ein

Das Schweizer Fernsehen kämpft mit schweren Pannen in seinen Livesendungen. Nun greift der Sender auf chinesische Techniker zurück, um die Probleme in den Griff zu bekommen. SRF beteuert, dass es gegen die Gefahr der Werkspionage Vorkehrungen treffe.
09.01.2022, 05:18
Francesco Benini / ch media
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Am 12. Dezember 2021 brach das Schweizer Fernsehen die Sendung «Sportpanorama» ab. Nicht zum ersten Mal war ein Teil der technischen Anlagen ausgefallen. Der Ärger unter den Mitarbeitern war gross. Professionelle Arbeit werde durch eine Infrastruktur zunichtegemacht, die einwandfrei funktionieren sollte, aber pannenfanfällig sei, so lautete der Tenor. Dann verbreitete sich am Leutschenbach ein Gerücht: Das Schweizer Fernsehen müsse auf Techniker aus China zurückgreifen, um seine Probleme in den Griff zu bekommen.

Schwere Panne: Moderator Sascha Rufer brach das «Sportpanorama» ab.
Schwere Panne: Moderator Sascha Rufer brach das «Sportpanorama» ab.screenshot srf

Das Gerücht beruht auf Tatsachen. Es sind chinesische Spezialisten, die bei Reparaturarbeiten am Schnittsystem «Hive» von Sony eingesetzt werden.

SRF wartet auf Visum für chinesischen Arbeiter

Andreas Lattmann, Leiter Technologie Management bei SRF, erklärt es so: Da Sony im Dezember das Problem auf der zweiten Ebene seines Kundenservices nicht habe lösen können, sei die dritte Stufe zum Einsatz gekommen. Die werde teilweise aus China bereitgestellt.

Lattmann sagt: «Aufgeboten wurde der technische Support von Sony Europa mit Sitz in Holland und einem operativen Techniker aus Deutschland. Dieser hat dann auf Spezialisten in China zurückgegriffen.» Die Techniker arbeiten für das Unternehmen Sobey, das seinen Hauptsitz in Chengdu in Zentralchina hat.

Die chinesischen Spezialisten reisten für die Reparatur nicht nach Zürich; sie schalteten sich von aussen ins System des Schweizer Fernsehens ein. In früheren Fällen waren die Chinesen aber in den Studios am Leutschenbach anwesend. Bis zu drei Techniker seien in der Schweiz tätig gewesen, erklärt Andreas Lattmann. «Dies zur Begleitung der Inbetriebnahme und zur Behebung von Fehlern.»

Ein Vertrag mit Sony sieht den Einsatz der Chinesen vor

Bald soll wieder ein chinesischer Spezialist vor Ort sein. Das Schweizer Fernsehen bemüht sich zurzeit um ein Visum. Wegen der Pandemie sei der Prozess «extrem aufwendig und langwierig», erklärt Lattmann.

Der Techniker soll zur Behebung bestehender Probleme sowie für die Inbetriebnahme des neuen Schnittsystems beim Westschweizer Fernsehen eingesetzt werden. SRF betont, dass dem Unternehmen mit dem Einsatz dieser Techniker keine zusätzlichen Kosten entständen. Lattmann sagt:

«Diese Engagements sind Teil unseres Werkvertrags mit Sony und waren schon immer so eingeplant.»

Bei der Zusammenarbeit mit einem chinesischen Unternehmen gibt es allerdings die Gefahr der Werkspionage. Der Nachrichtendienst des Bundes hat in diesem Zusammenhang zu Vorsicht aufgerufen. Trifft SRF Vorkehrungen, damit seine Systeme gegen unerwünschte Zugriffe gefeit sind?

Das Westschweizer Fernsehen setzt sich zur Wehr

Lattmann erklärt, das Schweizer Fernsehen habe «sowohl technisch wie auch vertraglich abgesichert, dass Supportmitarbeitende, von woher auch immer diese auf das System zugreifen müssen, auf keine Inhaltsdaten und keine anderen datenschutztechnisch relevanten Informationen Zugriff haben oder solche herunterladen können.»

Das Schnittsystem ist anspruchsvoll in der Anwendung.
Das Schnittsystem ist anspruchsvoll in der Anwendung.keystone

Das Schnittsystem Hive von Sony gilt als anspruchsvoll in der Anwendung. Und beim Schweizer Fernsehen hat es eine ganze Reihe von schweren Pannen verursacht. Sendungen konnten nicht rechtzeitig beginnen – oder sie mussten vorzeitig beendet werden. Das Westschweizer Fernsehen hat darum bei der SRG interveniert. Der Sender erhielt die Erlaubnis, das System in Etappen einzuführen. Die Sportabteilung arbeitet nun mit der neuen Anwendung, die Nachrichtenabteilung folgt erst im kommenden Frühling. (saw/ch media)

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quelle: stella/atlantic
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lienat
09.01.2022 09:03registriert November 2017
Da können wir uns schon mal dran gewöhnen. Wenn man alles bedenkenlos nach Fernost auslagert, ist halt irgendwann auch das Know-How weg. Und spätestens dann, wenn die Chinesen merken, dass wir ja voll und ganz von ihnen abhängig sind, ist es dann auch vorbei mit den tiefen Preisen.
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Töfflifahrer
09.01.2022 09:08registriert August 2015
Also arbeitet Sony nicht mit europäischen Technikern/Firmen zusammen und hat die technische Wartung nach China ausgelagert.
Vor einigen Jahren kamen noch Deutsche oder Amis wenn Spezialisten benötigt wurden. Ja, ja, lang ists her.
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svebu
09.01.2022 10:30registriert Februar 2014
„Vertraglich abgesichert, dass niemand auf vertrauliche Inhalte zugreifft.“ - Stimmt, so ein Vertrag hat noch jeden Nachrichtendienst von Spionage abgehalten 😅
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