Die britische Premierministerin Theresa May hat die «guten Fortschritte» auf dem Weg zu einem Brexit-Abkommen betont. Sie halte einen Durchbruch in den nächsten Wochen für möglich, sagte sie am Mittwoch vor dem EU-Gipfel in Brüssel.
«Ein Abkommen ist machbar und jetzt ist die Zeit, es fertig zu bekommen.» Ein Deal sei schliesslich nicht nur im Interesse von Grossbritannien, sondern auch der EU.
Bereits vor dem EU-Gipfel hatte sie Gespräche zu den Brexit-Verhandlungen geführt - mit dem irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sowie EU-Ratspräsident Donald Tusk. Letzterer hatte von May am Dienstag «konkrete Vorschläge» gefordert, um die wegen der Nordirland-Frage blockierten Brexit-Gespräche «aus der Sackgasse» zu führen.
Grossbritannien tritt Ende März aus der EU aus. Der Austrittsvertrag, der einen reibungslosen Brexit ermöglichen soll, ist weitgehend fertig.
Probleme bereitet aber seit Monaten die künftige Grenze zwischen Irland und der britischen Provinz Nordirland. Am vergangenen Sonntag scheiterte eine erhoffte Einigung. Bis zum EU-Gipfel ab Mittwochabend wurden die Verhandlungen deshalb ausgesetzt.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete vor dem Gipfelbeginn am Mittwochabend eine Einigung beim Brexit «besser für alle Seiten». «Wir hätten uns gefreut, wenn das Austrittsabkommen schon ganz fertig gewesen wäre, so sind es nur 90 Prozent», erklärte die Kanzlerin. «Ich gehe mit dem Geist an die Sache heran, alles zu versuchen, eine Übereinkunft zu finden.»
Ihr niederländische Kollege Mark Rutte bedauerte, dass eine «finale Vereinbarung» am Mittwoch wie ursprünglich geplant wohl nicht möglich sei. «Heute glaube ich nicht, dass wir die Dinge vollständig lösen.»
Nach den Worten der litauischen Präsidentin Dalia Grybauskaite wird es möglicherweise gar noch mehrere Gipfel über den Brexit geben. Sie beklagte, dass es sehr schwer sei, mit einem Partner zu verhandeln, der nicht genau wisse, was er wolle. «Natürlich sind wir bereit zu Kompromissen, wenn wir wüssten, was Grossbritannien genau will», sagte sie.
Die Litauerin forderte, dass die britische Regierung endlich eine einheitliche Position einnehmen und sich hinter Premierministerin Theresa May stellen müsse.
Vor dem Abendessen der Staats- und Regierungschefs der 27 in der EU verbleibenden Länder wird May ihre Sicht der Dinge darlegen. Danach muss sie aber das Treffen verlassen.
Anschliessend wird EU-Chefunterhändler Michel Barnier die 27 EU-Chefs über den Stand der Brexit-Verhandlungen informieren. Der Franzose hatte am Dienstag die Möglichkeit einer um ein Jahr verlängerten Übergangsphase bis Ende 2021 nach dem Brexit ins Gespräch gebracht.
In dieser Zeit bleibt Grossbritannien trotz des EU-Austritts im EU-Binnenmarkt und der Zollunion. Die Übergangsphase soll einen harten Bruch für die Wirtschaft verhindern und mehr Zeit geben, ein Abkommen über die künftigen Handelsbeziehungen auszuhandeln.
Unterstützung erhält Barnier vom luxemburgischen Premierminister Xavier Bettel. Eine «Verlängerung um ein Jahr» sei eine Möglichkeit, sagte der Luxemburger. Er sei «der Hoffnung, dass wir eine Lösung finden werden. Es gibt jedoch keine Garantie».
Auch die litauischen Präsidentin Grybauskaite sagte, wenn es «den politischen Eliten in London» helfe, werde die EU dem Land auch einen längeren Übergangszeitraum genehmigen, um noch ungelöste Fragen zu klären. (sda/afp/reu/dpa/apa)