Es macht deinen dussligen Hund zum Popstar, katapultiert Suff-Videos in die Breaking-News und erfindet neue Freizeitbeschäftigungen. Die Rede ist vom Internet, wo derzeit tausende Menschen den Alltagsverkehr einer Strassenkreuzung zum viralen Spektakel hochklicken.
Der Ort Jackson im US-Bundesstaat Wyoming zählt rund 8600 Einwohner und liegt im malerischen Tal Jackson Hole. Es ist die touristische Pforte zu den Nationalparks Grand Teton und Yellowstone und liegt in der Nähe von mehreren Skigebieten.
Das ist jedoch nicht alles: Jackson verfügt über eine Strassenkreuzung, die bei Youtube auf grosse Begeisterung stösst. Zu Tausenden wird der Livestream des sogenannten Jackson Hole Square verfolgt und fleissig kommentiert. Warum das so ist, bleibt ein Mysterium.
Aufgenommen werden die unglaublich normalen Ereignisse der vierfachen Kreuzung von einer Webcam der lokalen Metzgerei. Blinkende Ampeln, Busse, farbige Autos und Hunde – der überwiegende Videoinhalt scheint langweilig und trotzdem observieren um 1:48 Uhr Ortszeit über 1900 Zuschauer den Dorfplatz, während im Sekundentakt Kommentare über den Screen rollen.
Mit einem simplen «Ich sehe was»-Spiel halten sich die Viewers bei Laune: «Blue taxi!», «Man with a cute butt crossing the street», «A car, red, OMG, SUV, it's a truck parade, red truck».
Als um 02:23 Uhr Darthvader mit grünem Leuchtschwert und in Begleitung zweier Polizisten über die Strasse spaziert, eskaliert es in der Kommentarspalte für kurze Zeit.
Wie jeder (un)vernünftige Hype hat auch der Jackson Hole Livestream ein Gesicht. Nämlich das des lokalen Sheriffs. Sobald ein Polizeiauto auf der Bildfläche erscheint, bricht ein kollektiver Jubel aus: «We're safe now. Praise the sheriff!»
Und wenn sich ebendieser Gesetzeshüter für längere Zeit nicht bei der Kreuzung blicken lässt, wird vehement nach ihm gefordert oder Theorien über seine Abwesenheit diskutiert:
Auch über die vier Polizisten, die mitten in der Nacht das Publikum mit Liegestützen unterhalten, freut man sich.
Vielfach diskutiert wird auch der weisse Bogen aus Hirschgeweihen, der den Eingang zur Dorfwiese bildet. Hach, Amerika. :-}
Seine Fans vergleichen ihn gerne mit dem «Gateway Arch» in St.Louis
Was war zuerst? Die Pizza oder der Stream? Für einmal ist die Frage einfach zu beantworten. Im Falle der Jackson-Hole-Livecam ist es der Stream, der schnell an Zuschauer gewann und nun die Kleinstadtbewohner animiert, sich ihn zur Bühne zu machen.
Laut der Medienplattform Atlan Obscura begann der Hype um Jackson aufgrund von Youtubes «Empfohlene Videos»-Algorithmus, was dazu führte, dass das Video am 4. September vielen Usern vorgeschlagen wurde. Wieso das so war, ist bis jetzt noch ungewiss.
Auf Twitter regen sich einige über die Empfehlung auf
Dear @YouTube, please stop showing me random live content on my home page. I'm not interested in Jackson Hole Town Square. Thanks.
— Filip Marcjasz (@FMarcjasz) 4. September 2016
WHY ARE LIVESTREAMS OF THE TOWN OF JACKSON HOLE ALL OVER MY RECOMMENDED
— ʕ·͡ᴥ·ʔ 0 (@Mxrshll) 4. September 2016
Ob Willkür, Softwarestörung oder eine PR-Hackaktion von Jackson Holes Tourismusbüro – wir lassen dem Örtchen seine 15 Minuten Internetfame.