Oberste Priorität ist es für Roger Federer nicht mehr, ein weiteres Mal die Nummer 1 der Weltrangliste zu werden. Aber selbstverständlich würde er es nur allzu gerne annehmen, nach fünf Jahren Unterbruch wieder ganz zuoberst zu stehen.
Morgen erscheint Federer erstmals seit dem vergangenen August wieder in den Top 3. Dank dem Triumph in Wimbledon, seinem 19. Sieg an einem Grand-Slam-Sieg, überholt er Stan Wawrinka und Novak Djokovic. Nur Andy Murray und Rafael Nadal liegen noch vor dem «Maestro».
Federers grosser Vorteil ist seine Zwangspause im vergangenen Jahr, als er nach dem Out im Wimbledon-Halbfinal gegen Milos Raonic die Saison wegen einer Knieverletzung abbrechen musste. Er hat deshalb – im Gegensatz zu seinen Kontrahenten – aus dem Vorjahr keine Weltranglisten-Punkte zu verteidigen. So wird jeder einzelne Sieg gewissermassen zu einem «Bonus». Und Roger Federer ist 2017 in einer beneidenswerten Form; er hat die Australian Open gewonnen, in Wimbledon ohne Satzverlust triumphiert und er ist auch als bald 36-Jähriger kein bisschen schwächer als in seinen ganz grossen Tagen.
Die Chancen, dass Roger Federer seinen Rekord von 302 Wochen auf Platz 1 der Weltrangliste in die Höhe schrauben kann, scheinen also realistisch zu sein. Er wäre dann die älteste Nummer 1 überhaupt, älter als im Jahr 2003 der damals 33-jährige Amerikaner Andre Agassi.
Zur tollen Verfassung kommt, dass nach der kurzen Rasen-Saison nun die Hartplatz-Turniere in Nordamerika folgen. «Bei den Buchmachern wird Roger Federer für die US Open sicher als Topfavorit gehandelt», ist sich SRF-Experte Heinz Günthardt sicher. Er fragt sich: «Wer wird überhaupt Federers Hauptkonkurrent in New York sein? Andy Murray und Novak Djokovic schwächeln, Rafael Nadal war in den vergangenen Jahren auf schnellen Belägen nicht besonders gut.»
Federers Turnierplan sieht nach einer dreiwöchigen Pause die Teilnahmen an den Masters-1000-Turnieren in Montreal und Cincinnati vor. Die US Open in New York beginnen am 28. August.
Er fliegt mit rosigen Aussichten über den Atlantik – sowohl was Grand-Slam-Titel Nummer 20 betrifft wie auch bezüglich der Rückeroberung von Position 1 der Weltrangliste. Alle Voraussetzungen dafür sind gegeben, dass Roger Federer seinem einzigartigen Erfolgsmärchen noch weitere Kapitel hinzufügen kann.