Parlamentswahl in Albanien stösst bei Bürgern auf wenig Interesse

Parlamentswahl in Albanien stösst bei Bürgern auf wenig Interesse

25.06.2017, 16:36

Albanien hat am Sonntag ein neues Parlament gewählt - doch die Bürger haben den beiden verfeindeten politischen Blöcken den Rücken gekehrt.

Bis 13.00 Uhr hätten nur 27 Prozent der 3.5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, berichtete die staatliche Wahlkommission in Tirana. Das waren deutlich weniger als bei der letzten Abstimmung , an der am Ende nur knapp 54 Prozent teilgenommen hatten.

Zur Wahl stehen die regierenden Sozialisten unter Ministerpräsident Edi Rama und die oppositionellen Demokraten mit Lulzim Basha an der Spitze. In den Umfragen lag die Sozialistische Partei knapp in Führung vor der Demokratischen Partei. Analysten schliessen eine Koalition der beiden grossen Parteien nach der Wahl nicht aus.

Wahl verschoben

Allerdings hatten sich beide Lager so heftig bekämpft, dass die Wahl um eine Woche verschoben werden musste. Sie werfen sich gegenseitig vor, in die Organisierte Kriminalität und in den illegalen Cannabisanbau im Norden und Süden des Landes verstrickt zu sein.

Der 52-jährige Rama strebt eine zweite Amtszeit an. Er versprach Massnahmen für das Wirtschaftswachstum und die Umsetzung der von Brüssel geforderten Reformen im Justizwesen. Die Opposition wirft Rama unter anderem vor, der Ausweitung des Drogenkonsums in Albanien keinen Einhalt zu gebieten.

Der 43-jährige Basha machte sich für sein Projekt einer «Neuen Republik» stark, das unter anderem Steuersenkungen sowie Förderprogramme und Stipendien für Jugendliche vorsieht. Die häufig verarmten Bauern sollen Subventionen erhalten, um sie davon abzuhalten, Drogenpflanzen anzubauen.

Baldige EU-Beitrittsgespräche angestrebt

Albanien gehört zu den ärmsten Staaten Europas. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt bei nur 340 Euro. Viele junge Albaner gehen angesichts von Arbeits- und Perspektivlosigkeit ins Ausland. Mittlerweile leben dort 1.2 Millionen Albaner. 2.9 Millionen Einwohner blieben in Albanien. Ein Drittel der Jugend im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos.

Tirana ist seit 2014 offizieller EU-Beitrittskandidat und hofft auf den Beginn von Beitrittsverhandlungen Ende dieses Jahres. Mitglied der NATO-Militärallianz ist Albanien bereits seit 2009.

In ihrem jüngsten Bericht zu Albanien kritisierte die EU das weiterhin langsame und ineffektive Justizsystem sowie weitverbreitete Korruption. Auch der Drogenhandel in dem südosteuropäischen Land ist ein Problem. (sda/dpa/afp)

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