Es sind nur etwa 30 Kilometer, die Natalia Usmanova zurückgelegt hat, und doch bedeuten sie den Weg aus einer langen Dunkelheit. Die 37-Jährige war eine der etwa hundert Zivilisten, die am Sonntag aus dem Asowstal-Stahlwerk in Mariupol gerettet werden konnten. In einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters erzählt die Augenzeugin von der schweren Zeit in den Bunkern. Am Montag sollen weitere Menschen aus dem Stahlwerk evakuiert werden.
Gegenüber einem Reporter beschreibt Usmanova ihre Erleichterung: «Wir haben die Sonne so lange nicht gesehen.» Sie beschreibt den Sauerstoffmangel und die Furcht der Menschen, die in dem Tunnelsystem Schutz vor den schweren Luftangriffen auf Mariupol suchten.
Zuvor war sie selbst eine Mitarbeiterin des Stahlwerks. «Ich habe mein ganzes Leben lang dort gearbeitet, aber was wir dort gesehen haben, war einfach schrecklich», berichtet Usmanova, «Sie können sich gar nicht vorstellen, was wir durchgemacht haben.»
Besonders schlimm, so die 37-Jährige, seien die Angriffe gewesen, unter welchen auch die schweren Mauern des Tunnelsystems zu zittern begannen und Betonstaub auf die Menschen niederrieseln liess: «Mein Mann kann es bezeugen: Ich hatte solche Angst, dass der Bunker einstürzen würde.»
Bislang hält die unterirdische Anlage, die zur Zeit des Kalten Krieges auch zum Schutz vor möglichen Nuklearwaffen befestigt wurde , stand. Neben Kämpfern der ukrainischen Einheiten harren dort weiterhin Hunderte Zivilisten aus (nach ukrainischen Angaben etwa 1'000) – unter katastrophalen Umständen.
Die ersten Geretteten wurden am Sonntag unter Aufsicht russischer Einheiten in einem Buskonvoi in ein Auffanglager in das Dorf Besimene geleitet, gelegen etwa 30 Kilometer östlich der Hafenstadt Mariupol. Das Moskauer Verteidigungsministerium erklärte, dass die Menschen dort an Vertreter der Vereinten Nationen ( UN ) und des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) übergeben worden seien, die die Evakuierung koordiniert hatten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüsste die Rettungsmission und erklärte, die Menschen würden am nächsten Tag in der Stadt Saporischschja erwartet, die unter ukrainischer Kontrolle steht. Für den Montag sei ein weiterer Konvoi geplant. «Wir sind unserem Team sehr dankbar! Jetzt arbeiten sie gemeinsam mit #UN an der Evakuierung weiterer Zivilisten aus der Anlage», schrieb er am Sonntagnachmittag auf Twitter.
Evacuation of civilians from Azovstal began. The 1st group of about 100 people is already heading to the controlled area. Tomorrow we’ll meet them in Zaporizhzhia. Grateful to our team! Now they, together with #UN, are working on the evacuation of other civilians from the plant.— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) May 1, 2022
In der Nacht zum Montag bestätigte der Leiter der Militärverwaltung von Donezk , Pawlo Kyrylenko, die Pläne für eine weitere Evakuierung. Sie solle in den frühen Morgenstunden beginnen.
Das 11 Quadratkilometer grosse Gebiet des Stahlwerks in der südostukrainischen Hafenstadt ist seit Wochen heftig umkämpft. Das Gelände gilt als letzte Bastion des ukrainischen Widerstands im durch russische Angriffe weitgehend zerstörten Mariupol. Über die humanitäre Lage in der Hafenstadt gibt es wenige Informationen.
(t-online,jro )
Ich hoffe auf Gerechtigkeit.
Dieser Verbrecher darf nicht ungestraft davon kommen. Unerträglich der Gedanke, dass Putin eines Tages mit anderen Staatschefs gleichberechtigt an einem Tisch sitzen darf...