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INF-Vetrag: Moskau warnt USA vor Sicherheitsrisiko

President Donald Trump, second from right, speaks in the Cabinet Room of the White House in Washington, Monday, April 9, 2018, at the start of a meeting with military leaders, with Defense Secretary J ...
Donald Trump und John Bolton wollen aus dem INF-Vertrag aussteigen.Bild: AP/AP

Trump plant Kündigung von Rüstungsvertrag – so reagiert Moskau

22.10.2018, 21:0123.10.2018, 06:22
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Russland warnt vor dem Ausstieg der USA aus einem Abrüstungsabkommen vor globalen Sicherheitsrisiken. US-Präsident Donald Trump mache die Welt mit der Kündigung des INF-Vertrages deutlich gefährlicher, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. Dort traf sich US-Sicherheitsberater John Bolton am Montag mit seinem Amtskollegen Nikolai Patruschew.

Peskow, ein Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, betonte, Russland halte sich seinerseits genau an die Vereinbarungen. Doch müsse sein Land im Falle eines einseitigen Rückzuges der USA «nach einer Wiederherstellung des Gleichgewichtes in diesem Bereich suchen».

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John Bolton mit Nikolai Patruschew in Moskau.Bild: EPA/RUSSIAN SECURITY COUNCIL

Das Abkommen aus dem Jahr 1987 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion untersagt den Bau und Besitz landgestützter, atomar bewaffneter Raketen oder Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern. Die USA und Russland werfen sich gegenseitig vor, den Vertrag gebrochen zu haben.

Russland will an Vertrag festhalten

Nach einem Treffen von US-Präsident Donald Trumps Sicherheitsberater Bolton mit seinem russischen Amtskollegen Patruschew äusserte Russland die Bereitschaft, die gegenseitigen Vorwürfe auszuräumen.

Patruschew bekräftigte laut einer Mitteilung des Sicherheitsrates, es sei wichtig, an dem Vertrag festzuhalten. Die von den USA geplante Aufkündigung sei «ein schwerer Schlag für das internationale Rechtssystem der Nichtverbreitung und Rüstungskontrolle».

In dem Gespräch sei es auch darum gegangen, den 2021 auslaufenden so genannten New-Start-Vertrag um fünf Jahre zu verlängern. Darüber hinaus sei diskutiert worden, wie ein «Dialog über strategische Fragen zwischen Moskau und Washington» entwickelt werden könnte.

Kreml: USA verletzen INF schon heute

Kreml-Sprecher Peskow warnte, dass die USA nach einem Ausstieg aus dem INF-Vertrag genau die Waffensysteme entwickeln wollten, die durch das Abkommen verboten werden. Schon jetzt verletzten die USA das Abkommen selbst seit Jahren systematisch, zum Beispiel mit der Entwicklung raketenbestückter Drohnen.

Im Falle eines Ausstiegs aus dem Vertrag müsse Russland Massnahmen ergreifen, um seine eigene Sicherheit zu garantieren, betonte Peskow.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow betonte, Moskau sei noch immer zu einem Dialog mit Washington bereit. Auch er traf sich am Abend mit Bolton. Moskau fordert von den Amerikanern ausführliche Erklärungen.

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John Bolton und Sergej Lawrow am Montagabend in Moskau.Bild: EPA/RUSSIAN FOREIGN MINISTRY

Die USA wollen die Nato-Partner im Laufe der Woche offiziell über ihre Pläne informieren. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen soll die Unterrichtung im Rahmen einer Sitzung des Nordatlantikrates erfolgen.

Die EU-Kommission verlangte, die USA und Russland müssten weiterhin einen konstruktiven Dialog führen, «um das Abkommen beizubehalten und seine vollständige und nachweisliche Umsetzung sicherzustellen». Es habe zum Ende des Kalten Kriegs und des nuklearen Wettlaufs beigetragen, sagte eine Sprecherin der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini in Brüssel.

China kritisiert USA

Unterdessen äusserte auch China Kritik am Vorgehen der USA. Die Sprecherin des Aussenministeriums, Hua Chunyin, wies auch die amerikanische Darstellung zurück, dass Chinas Aufrüstung etwas damit zu tun habe. «Es ist völlig falsch, China in den Rückzug aus dem Vertrag zu involvieren.» Der Vertrag zwischen den USA und Russland sei ein wichtiges Abrüstungsabkommen und habe eine grosse Rolle gespielt, das strategische Gleichgewicht zu wahren.

Eine einseitige Abkehr der USA werde «viele negative Auswirkungen» haben, sagte die Sprecherin. Die USA sollten vorsichtig mit diesem Vertrag umgehen.

Trump hatte am Wochenende gesagt, seine Regierung werde die derzeit verbotenen Waffen bauen, sollten Russland und auch China nicht einem neuen Abkommen dazu zustimmen. Die USA stören sich daran, dass das Abkommen sie hindert, dem Aufrüsten Chinas etwas entgegenzusetzen, weil es nicht Vertragspartner ist. (cma/sda/dpa)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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praxis
22.10.2018 22:51registriert Mai 2015
Wer internationale Abkommen ständig aufkündigt, der schwächt Beziehungen und Verbindungen willentlich. Solche Verbindungen fördern Kooperation und sind unsere Grundlage für einigermassen friedliche Zeiten gewesen. Trump ist ein gottverd... A...loch.
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B-Arche
22.10.2018 23:14registriert Februar 2016
Das alles ist Week von Herrn Bolton der als Falke auch hinter den Irak-Kriegen stand.

Trump scheint nur noch auszuführen was seine Berater sagen solange sie ihm nur einflüstern wie toll er sei.

Diplomatie und Berechenbarkeit werden wohl in diesem Jahrhundert beerdigt. Es geht zurück in Stärke, Konflikte und Haudrauf.

In Brasilien ist der Nächste am Start, Bolsonaro der sich mit seinen Frauengeschichten brüstet und Schwule für krank hält und dunkelhäutige nicht ausstehen kann.

Ich frage mich echt warum sowas weltweit gewinnt.
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Ueli der Knecht
23.10.2018 01:54registriert April 2017
Im Nukleardeal mit dem Iran (JCPoA) wäre ein Streitbeilegungsverfahren vorgesehen. Aber die USA wollte dieses Abkommen brechen.

Im INF-Abkommen sind weitreichende gegenseitige Inspektionsmöglichkeiten (Art XI und XII) und bei Streitigkeiten eine Überprüfungskommission (Art. XIII) vorgesehen. Ausserdem existieren Möglichkeiten, das Abkommen zu erweitern (Art. XVI). Die USA zieht es aber offenbar vor, auch dieses Abkommen zu brechen.

Der Nukleardeal mit dem Iran ist nicht kündbar, und das INF-Abkommen nur unter bestimmten Bedingungen (Art. XV).

Verträge mit den USA sind nichts wert.
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