«Ich bin mega zufrieden, nach einer Woche im Bett», strahlte die 22-jährige Camille Rast, die zuletzt wegen Corona zu einer Pause gezwungen war, im SRF. Und: «Das ist einfach genial.» Sie liebe es, Rennen unter Flutlicht zu bestreiten: «Wenn wir ein bisschen mehr Nachtslaloms hätten, würde ich mich darüber freuen», sagte sie und verriet: «Ich bin nicht unbedingt ein Morgenmensch.»
Wendy Holdener streckte die Hand nach einem weiteren Podestplatz aus. Doch für die nach dem ersten Lauf auf Platz 3 gelegene Schwyzerin zahlte sich das hohe Risiko nicht aus. Sie fädelte ein und schied aus. «Es ging alles sehr schnell», meinte Holdener. Das gleiche Malheur war Michelle Gisin schon im ersten Durchgang widerfahren.
Rast sprang für die beiden Teamleaderinnen in die Bresche. Sie setzte nach den verpassten Slaloms in Zagreb und Kranjska Gora ihren Steigerungslauf wie im Riesenslalom fort und schaffte mit Rang 4 ihr Bestergebnis im Weltcup. Ihren ersten Podestplatz verpasste sie ganz knapp. Die Deutsche Lena Dürr war um zwölf Hundertstel schneller.
Aline Danioth beendete ihre zweite Rückkehr innert kurzer Zeit mit Rang 22. Die Urnerin lieferte damit auch bei ihrem zweiten Weltcup-Start nach fast zwei Jahren Absenz und zwei schweren Knieverletzungen ein zählbares Ergebnis ab. Danioth war zuletzt wie Rast und Mélanie Meillard durch das Coronavirus gebremst worden.
Meillard verpasste es auch beim fünften Anlauf in diesem Winter, sich für den zweiten Lauf zu qualifizieren. Ebenfalls nicht dabei in der Entscheidung waren Nicole Good, die am Sonntag in Kranjska Gora ihre ersten Weltcup-Punkte gewonnen hatte, und Elena Stoffel.
Publikum gab es keines entlang der Planai, bei diesem Rennen, das wegen hohen Fallzahlen im Zuge der Ausweitung der Coronavirus-Variante Omikron in der Region Salzburg kurfristig von Flachau nach Schladming verlegt worden war.
Es herrschte fast schon gespenstische Ruhe bei der Frauen-Premiere an dem Hang, an dem in normalen Zeiten der Weltcup-Slalom der Männer als einer der grossen Höhepunkte jedes Winters mit bis zu 50'000 Zuschauern zelebriert wird. Doch für Normalität ist momentan in Österreich – anders als zuletzt in Adelboden und demnächst am Lauberhorn in Wengen – kein Platz. Grossveranstaltungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Verschobene Normalitäten gabs immerhin auf der Piste. Mikaela Shiffrin vermochte endlich wieder einmal die Dominanz von Petra Vlhova, die fünf der bisherigen sechs Slaloms für sich entschieden hatte, zu durchbrechen. Die Amerikanerin stiess mit Bestzeit im zweiten Lauf von Rang 5 an die Spitze vor.
Shiffrin feierte ihren zweiten Slalom-Sieg in diesem Winter. Mit dem insgesamt 47. Triumph im Stangenwald stellte sie eine Bestmarke für eine einzelne Disziplin auf. Der Schwede Ingemar Stenmark hatte es im Riesenslalom einst auf 46 Siege gebracht.
Der nach halbem Pensum führenden Petra Vlhova reichte Platz 2, um sich vorzeitig den zweiten Sieg in der Slalom-Wertung nach jenem im vorletzten Winter zu sichern.