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Donald Trump

Wikileaks auf der Suche nach Trumps Steuererklärung

WikiLeaks founder Julian Assange makes a speech from the balcony of the Ecuadorian Embassy, in central London, Britain February 5, 2016. REUTERS/Peter Nicholls/Files
Julian Assange geht auf Donald Trump los.Bild: PETER NICHOLLS/REUTERS

Kehrtwende von Assange? Wikileaks will Trumps Steuererklärung sehen

23.01.2017, 11:0324.01.2017, 12:25
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US-Präsident Donald Trump hat nicht die Absicht, seine Steuerunterlagen zu veröffentlichen. Dies sagte seine Topberaterin Kellyanne Conway im Interview mit dem Fernsehsender ABC. Damit weicht Trump markant von Wahlkampf-Äusserungen ab. Damals hatte er eine andauernde Steuerprüfung als Grund für seine Weigerung angeführt, seine Steuererklärungen offenzulegen.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks will sich damit nicht abfinden. Sie hat potenzielle Whistleblower via Twitter aufgerufen, Trumps Steuerunterlagen publik zu machen. In einem weiteren Tweet betonte Wikileaks, der Bruch von Trumps Wahlversprechen sei «noch unbegründeter als Clintons Verschleierung ihrer Goldman-Sachs-Transkripte». Dies bezieht sich auf die Abschriften von drei hoch bezahlten Reden, die Trumps Rivalin im Präsidentschaftswahlkampf vor Vertretern der Investmentbank gehalten hat.

Im Wahlkampf hatte Wikileaks diese Transkripte sowie zahlreiche gehackte E-Mails veröffentlicht und damit Hillary Clinton geschadet. Nach Auffassung der US-Geheimdienste stand die russische Regierung hinter den Hacker-Angriffen. Sie habe das Ziel verfolgt, Donald Trump im Wahlkampf zu unterstützen. Wikileaks-Gründer Julian Assange stritt dies ab, er machte aber nie einen Hehl aus seiner Verachtung für Clinton.

Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass sich Wikileaks nun gegen den neuen Präsidenten zu wenden scheint. Beobachter hatten spekuliert, Assange erhoffe sich durch die für Clinton schädlichen Enthüllungen Vorteile für sich selbst. Er verschanzt sich seit bald fünf Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London, weil er eine Auslieferung an die USA fürchtet.

Kellyanne Conway begründet die Nicht-Veröffentlichung der Steuerunterlagen.Video: YouTube/Just Random Stuff 2016

Ob der Australier dieses Asyl noch lange geniessen kann, ist unklar. Ecuadors linker Präsident Rafael Correa wird im Frühling aus dem Amt scheiden. Letzte Woche hat Assange sich zudem von seinem Versprechen distanziert, im Falle einer Begnadigung von Wikileaks-Informantin Chelsea Manning einer Auslieferung zuzustimmen.

Mit der Aufforderung an Donald Trump befindet sich Wikileaks im Einklang mit der Mehrheit der US-Bevölkerung. Gemäss einer «Washington Post»/ABC-Umfrage meinen 74 Prozent der Amerikaner, dass der milliardenschwere Ex-Immobilienunternehmer seine Steuerunterlagen veröffentlichen sollte.

Dies steht im Widerspruch zu Conways Behauptung im ABC-Interview, wonach die Angelegenheit die Bürger gar nicht interessiere. Inzwischen hat die Beraterin ihre Aussage ein wenig relativiert. Auf Anraten von Steuerberatern und Anwälten würden die Unterlagen derzeit nicht veröffentlicht. Conway liess damit offen, ob Trump sie nach Abschluss der Steuerprüfung publizieren wird. (pbl/sda)

Frauen gegen Trump

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Frauen gegen Trump
Gemäss Schätzungen demonstrierten am Samstag 2,5 Millionen Menschen gegen Donald Trump. Hier in Los Angeles.
quelle: ap/ap / jae c. hong
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bernd
23.01.2017 12:08registriert Februar 2014
Welche Kehrtwende denn? Wikileaks hat schon immer einfach alles gegen jeden rausgehauen und war genau deswegen auch schon mehrmals in der Kritik. Die Unterstellung, dass Assange Trumps neuer Freund sein soll, nur weil er die Leichen aus Clintons Keller auf die Strasse getragen hat, war etwas sehr einfältig.
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4-HO-MET
23.01.2017 13:17registriert April 2016
"Im Wahlkampf hatte Wikileaks diese Transkripte sowie zahlreiche gehackte E-Mails veröffentlicht und damit Hillary Clinton geschadet."

Geschadet haben ihr in erster Linie die Inhalte der Veröffentlichungen, nicht die Veröffentlichung an sich.
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Angelo C.
23.01.2017 11:26registriert Oktober 2014
Zuerst habe ich mich gefragt, wie wenig intelligent es von Assange sein mag, sich nun auch mit Trump anzulegen, zumal er noch kurzem nach der Begnadigung Mannings so tat, als könnte ihn dieser Umstand zu einer Rückkehr in die USA motivieren.

Wenn er aber den Gedanken zuende denkt, dann weiss er, dass sich die Reps über den Gnadenakt Obamas gewaltig aufgeregt haben, denn für sie ist diese(r) Geschlechtsumgewandelte ganz klar ein Landesverräter.

Und so ist sich Assange jetzt bewusst, dass ihm ein Gleiches in der Aera Trump NIE widerfahren würde, worauf er sich nun auf die Gegenseite schlägt...
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