Druck auf US-Republikaner Moore wegen Belästigungsvorwürfen steigt

Druck auf US-Republikaner Moore wegen Belästigungsvorwürfen steigt

14.11.2017, 18:40

Der umstrittene US-Republikaner Roy Moore sieht sich neuen Belästigungsvorwürfen ausgesetzt. Zahlreiche Konservative rücken von dem Kandidaten ab. Moores Wahlkampfteam spricht von einer «Hexenjagd».

Nach Vorwürfen sexueller Belästigung steigt der Druck auf den erzkonservativen US-Republikaner Roy Moore. Der mächtige Senatschef der Republikaner, Mitch McConnell, schloss sich am Montag Forderungen an, Moore müsse seine Kandidatur um den Senatssitz in Alabama zurückziehen. Unterdessen erhob eine weitere Frau Anschuldigungen gegen den 70-jährigen Ex-Richter aus Alabama.

Die 56-jährige Beverly Young Nelson erklärte, Moore habe sie in den siebziger Jahren sexuell belästigt. Sie sei damals 16 Jahre alt gewesen und habe in einem Restaurant in Alabama gearbeitet, das Moore in seiner Zeit als Bezirksstaatsanwalt regelmässig besucht habe.

Schwere Anschuldigung

Eines Abends habe er angeboten, sie nach Hause zu fahren. Als sie in seinem Auto sass, habe er sie angegriffen, sagte Nelson am Montag auf einer Pressekonferenz. Er habe sie unsittlich betatscht, ihr an den Hals gepackt, sie in Richtung seines Unterleibs gezogen und versucht, ihr das Shirt auszuziehen. Sie habe in dem Moment gedacht, er wolle sie vergewaltigen. Irgendwann habe er von ihr abgelassen.

Moores Wahlkampfteam wies die neuen Anschuldigungen zurück. Es handele sich um eine «Hexenjagd», erklärte ein Sprecher. Moore sei ein unschuldiger Mann und habe niemanden sexuell belästigt.

Unsittliche Berührungen

Nelson ist die fünfte Frau, die Vorwürfe gegen den Republikaner erhebt. Die «Washington Post» hatte in der vergangenen Woche über eine heute 53-Jährige berichtet, die Moore beschuldigt, sie 1979 zwei Mal mit nach Hause genommen und unsittlich berührt zu haben. Sie war damals 14 Jahre alt. Drei weitere Frauen gaben gegenüber der Zeitung an, Moore habe ihnen nachgestellt, als sie Teenager waren.

Der 70-Jährige sprach von einer «Scharade», die Medien und politische Gegner gestartet hätten, um ihn bei der Wahl in Alabama am 12. Dezember um den Sieg zu bringen. Er kündigte eine Klage gegen die «Washington Post» an.

Zahlreiche Republikaner gingen auf Distanz zu dem ohnehin umstrittenen Kandidaten - darunter auch McConnell. «Ich denke, er sollte seinen Platz freimachen», sagte der Fraktionschef am Montag auf die Frage eines Reporters. Er erklärte zudem, dass er den Frauen glaube. Zunächst hatte McConnell lediglich gesagt, Moore müsse zurücktreten, falls die Anschuldigungen zuträfen.

Auch Justizminister Jeff Sessions erklärte am Dienstag, er habe keinen Zweifel daran, dass die Darstellung der Frauen stimme. Moore kandidiert für den Sitz, der durch den Wechsel von Sessions an die Spitze des Justizministeriums frei geworden ist. Die Wahl findet am 12. Dezember statt.

Einen Monat vor der Wahl ist es für die Republikaner zu spät, Moores Namen vom Wahlzettel zu streichen. In der Partei gibt es deswegen Überlegungen, eine «Write-In»-Kandidatur zu unterstützen - also den Namen eines anderen Bewerbers auf den Stimmzettel zu schreiben.

Moore kandidiert für den Sitz, der durch den Wechsel von Jeff Sessions an die Spitze des Justizministeriums frei geworden ist. Unterstützung erhielt er dabei unter anderem von dem früheren Chefstrategen von Präsident Donald Trump, Stephen Bannon.

Gegen Muslime und Homosexuelle

Der Wirbel um den 70-Jährigen stürzt viele Republikaner in einen tiefen Konflikt. Da sie im Senat nur einen Zwei-Stimmen-Vorsprung vor den Demokraten haben, wäre eine Niederlage ein herber Rückschlag. Andererseits geht Moore dem republikanischen Establishment mit seinen extremen Positionen stark gegen den Strich. Er ist gegen Muslime und Homosexuelle, tritt für uneingeschränkte Waffenrechte ein und spricht sich dafür aus, «Gottes Gesetz» über die Verfassung zu stellen.

Zwei Mal wurde er ins Oberste Gericht Alabamas gewählt und zwei Mal entlassen: Erst weigerte er sich, eine steinerne Tafel mit den zehn Geboten vor dem Gerichtsgebäude zu entfernen, dann setzte er sich über ein Urteil des höchsten US-Gerichts zu Homo-Ehen hinweg. (sda/dpa)

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