Der Captain ist schon weg. Valentin Stocker ist beurlaubt, soll seinen Kopf lüften und wird danach kaum mehr das Dress des FC Basel tragen. Im Raum steht eine Vertragsauflösung mit dem 31-Jährigen. Es ist ein deutliches Zeichen der Führung um Besitzer Bernhard Burgener und CEO Roland Heri, dass Gegensteuer nicht geduldet wird. Man kann es gar eine Machtdemonstration nennen. Oder auch einfach den Anfang einer Aussortier-Strategie.
Denn klar ist, dass Stocker nicht der Letzte sein wird, der den FCB verlassen muss. Das Kader umfasst aktuell 31 Spieler. Das sind zu viele, weil es finanziell schwer tragbar ist. Und auch, weil die Pipeline für die Jungen so verstopft wird. Jene Jungen, auf die Burgener schon seit Sommer 2017 setzen möchte und die jetzt unter Ciriaco Sforza endlich reifen sollen. Doch nicht nur deshalb stehen weitere Abgänge bevor. Sollten Meinungsvertreter von Stocker ebenfalls aufmucken, droht ihnen ein ähnliches Schicksal.
Ein prominenter Name in dieser Reihe könnte Fabian Frei sein. Sforza gibt nicht ihm, sondern Neuzugang Pajtim Kasami die Captainbinde. Offiziell, weil Frei laut Sforza «Ruhe braucht, um seine Leistungen zu bringen». Doch durch diese Massnahme wird deutlich, dass Freis Status beim FCB bröckelt. Zwar ist er noch Vizecaptain, doch wenn seine Leistungen nicht wieder an die des Vorjahrs herankommen, wird er verzichtbarer.
Freis Vertrag läuft im Sommer 2022 aus. Will man mit ihm noch Geld machen, muss der FCB jetzt einen Abnehmer suchen. Gelingt das, wäre ein weiterer Spieler weg, der öfters mehr als deutlich seine Meinung sagte und der eine Bindung zum geschassten Stocker hat.
Eine weniger grosse Verbundenheit mit Stocker hat Ricky van Wolfswinkel. Dafür einen Vertrag, dessen Verlängerung sportlich kaum jemand nachvollziehen konnte. Gepaart mit der Leistungsbaisse wäre er ein weiterer Kandidat. Sein Vertrag läuft wie jener Freis 2022 aus – und auch von ebendiesem Frei ist er ein Kompagnon. Das Problem bei van Wolfswinkel: Die Kehrtwende bei seinem Verbleib geschah dem Vernehmen nach auf Wunsch von Burgener.
Keinen laufenden Vertrag mehr hat ab diesem Sommer Luca Zuffi. Eine Verlängerung ist mittlerweile wohl vom Tisch. Angesichts der Dichte im Mittelfeld macht sie sportlich wenig Sinn. Dass auch er in der Captainfrage übergangen wurde, ist das eine, dass er angeblich die Binde gar nicht wolle, das andere. Wie sein guter Kollege Frei könnte auch Zuffi den FCB verlassen. «Ich erwarte, dass jeder sein Bestes gibt, dafür sind sie auch entsprechend bezahlt», sagte Burgener am Sonntag bei «Blue», als er auf die kriselnden Leistungsträger angesprochen wurde. Eine Aussage, die auch als Drohung interpretiert werden kann.
Insgesamt will Bernhard Burgener das Kader um fünf bis sechs Akteure reduzieren. Mit den endenden Leihgeschäften von Jasper van der Werff und Amir Abrashi wären zwei weitere Posten geräumt.
Ein auslaufendes Leihgeschäft betrifft auch Timm Klose. Er dürfte eine der herausforderndsten Personalien werden. Als Bekannter von Burgener und als Identifikationsfigur geholt, überzeugt er sportlich selten. Dennoch ist er bei den Fans wegen seiner menschlichen Art, seiner Bodenständigkeit und der Nähe, die er zulässt, sehr geschätzt.
Sportlich aber wäre das Ziehen der Kaufoption kaum erklärbar. Als Typ schon. Aber: Auch Klose gehört in den Dunstkreis der Führungsspieler um Frei, Stocker und Co., die ihre Meinung durchaus sehr deutlich sagen. Klose war für Burgener auch ein verlängerter Arm ins Team, kennen sich die beiden doch aus dem Verwaltungsrat des «Club de Bâle». Doch auch diese Beziehung soll inzwischen abgekühlt sein, was eine Übernahme Kloses unwahrscheinlicher macht.
Blieben von den Meinungsmachern noch Silvan Widmer, Taulant Xhaka und Pajtim Kasami. Bei Xhaka stellen sich keine Fragen. Bei den anderen beiden dürfte es aber aus ihrer persönlichen Sicht entscheidend sein, wie sich der FCB in den nächsten Monaten sportlich entwickelt. Schliesslich hätten beide Optionen, zu anderen Klubs zu wechseln. Und den Ehrgeiz dafür definitiv auch, sollte es beim FCB nicht mehr laufen.
Ich bin kein Baselfan und dennoch Schmerz es mich anzusehen, wie ein Traditionsklub durch solche Nullen kaputt gemacht wird. Mein Mitleid an die Fans und Gruss aus Thun!