«Jumanji» mit Robin Williams von 1995 gehört für viele zu den Kultfilmen. Gross war da natürlich die Skepsis, als 2017 ein Soft-Reboot zum Abenteuerfilm in die Kinos kam. Die Befürchtung, dass «Jumanji: Welcome to the Jungle» ein billiger Abklatsch des Originals sein würde, war gross. Umso grösser war die Überraschung: Die Macher hatten es tatsächlich geschafft, einen witzigen Film zu machen, der einen mit guter Laune aus dem Kinosaal entliess.
Das lag vor allem daran, dass die Macher die Story sinnvoll ins neue Jahrhundert übertragen konnten und der Film sich überhaupt nicht ernst nahm. Weltweit schaffte es das neue «Jumanji» so auf ein Einspielergebnis von fast einer Milliarde US-Dollar. Logisch, dass wir nun einen zweiten Teil präsentiert bekommen.
Ab hier gehe ich davon aus, dass du «Jumanji: Welcome to the Jungle» gesehen hast. Daher wird gnadenlos gespoilert, wenn nötig.
Wir alle wissen, dass die vier Teenies am Ende von «Jumanji» die Videospielkonsole zerstört haben. Selbstverständlich ist das aber nicht wirklich ein Hindernis, um wieder ins Game zurückzukehren. Denn was drei der vier Gruppenmitglieder nicht wissen: Spencer hat die Einzelteile der Konsole heimlich aufgehoben.
Ein Jahr später, als Spencer mit seinem Teenie-Leben hadert, geschieht, was geschehen muss: Er wünscht sich sein abenteuerliches Leben als Dr. Smolder Bravestone zurück, repariert die Konsole und ist auch schon im Game verschwunden.
Ihm folgen kurze Zeit später Bethany, Martha und Fridge, die ihn wieder aus dem Videospiel befreien wollen. Da das Game aber beschädigt ist, zieht es gleich alle Personen, die sich in Spencers Haus befinden, in seine Welt. So landen auch Spencers grummliger Grossvater Eddie und dessen Freund Milo im Spiel. Die beiden Pensionäre landen nicht nur im Körper von Dr. Smolder Bravestone und Mouse Finbar, sondern verstehen auch nicht, was passiert ist. Währenddessen stellt sich dem Rest die Frage, wo Spencer abgeblieben ist, wenn er nicht in Dr. Bravestone steckt.
Teil eins hatte vor allem durch Selbstironie und dem Ausnutzen von Game-Eigenheiten geglänzt. Dies, gepaart mit witzigen, teils sogar ironischen Dialogen, schrägen Einfällen und rasanter Action hat für kurzweilige Unterhaltung gesorgt. Ja, selbst Kevin Hart war nicht annähernd so nervig wie so oft in seinen anderen Filmen.
Der zweite Teil hatte nun das Problem, das viele Fortsetzungen haben: Der Überraschungseffekt ist weg. Was übrig bleibt, ist eine Welt, die man kennt und nun doch irgendwie interessant gestaltet werden muss. Das erreichen die Macher in erster Linie ganz simpel dadurch, dass die gesamte Welt von «Jumanji» eine andere ist. Statt einem Dschungel gibt es nun heisse Wüsten und eisige Schneelandschaften.
Den Temperaturfall könnte man auch als Metapher für den Verlauf des Films nehmen: Die Story legt rasant los, was Action als auch den Humor anbelangt. Vor allem wie die beiden Rentner die ganze Situation verarbeiten und ihre neuen Körper kennenlernen ist grandios. Dwayne Johnson schafft es dabei wunderbar, den grummeligen alten Mann einzufangen, den Danny DeVito zuvor etabliert hat.
Leider schafft es «Jumanji 2» nicht, das Humorniveau konstant hoch zu halten. Es hat fast etwas den Anschein, als seien den Drehbuchautoren die guten Witze nach der Hälfte des Drehbuchs ausgegangen. Das führt dazu, dass man immer mehr flachen Slapstick zu sehen bekommt, der die dünne Story irgendwann nicht mehr kaschieren kann.
Auch bei den Logiklöchern hat sich «Jumanji 2» den einen oder anderen Ausrutscher erlaubt, an dem man sich stören kann, wenn man möchte. Insgesamt «verhebed» die Story aber, selbst wenn sie die ganze Zeit relativ durchschaubar bleibt. So dürfte der Schluss wohl höchstens kleine Kinder überraschen.
Keine Kompromisse macht «Jumanji» bei den Visual Effects und den verschiedenen Settings. Diese fallen nun noch ausgeklügelter aus, erinnern mal an «Mad Max», mal an «Indiana Jones». In Punkto Abenteuer und Action kommt man als Zuschauer also vollkommen auf seine Kosten, ohne dass die Action endlos oder repetitiv wirkt. (Es hilft natürlich, dass in einem Game grundsätzlich alles möglich ist).
«Jumanji: The Next Level» macht seine Sache ziemlich gut. Vor allem in der ersten Hälfte stimmt der Humor, was einem die schwächere zweite Hälfte verkraften lässt. Highlight ist Danny DeVito, der einem trotz (physisch) kurzer Screentime ans Herz wächst. Unter dem Strich hat Regisseur Jake Kasdan eine solide Fortsetzung abgeliefert, die allen gefallen wird, die den ersten Teil mochten.
«Jumanji: The Next Level» startet am 11. Dezember 2019 in den Deutschschweizer Kinos.