Auch wenn die Suche bei Borussia Dortmund derzeit schwer fällt, es gibt sie, die guten Neuigkeiten, an die sich der auf Tabellenplatz 18 abgerutschte Vizemeister klammert. Mats Hummels, zuletzt mit einer Bänderdehnung für vier Wochen verletzt ausgefallen, steht vor der Rückkehr in die Startelf. Der Kapitän dürfte im Duell mit 1899 Hoffenheim am Freitag von Beginn an auflaufen.
Eigentlich war es das auch schon mit den positiven Nachrichten beim BVB.
Seit Wochen schaut Fussall-Deutschland fassungslos dem Abschwung des Double-Gewinners von 2012 zu. Nach der achten Saisonniederlage am vergangenen Spieltag bei Eintracht Frankfurt (0:2) wünscht selbst die Konkurrenz aus München dem einstigen Meister-Konkurrenten jeden Punkt.
Dortmunds Realität ist der Abstiegskampf - und dazu gehört beim BVB die Frage, ob der Verein das überhaupt kann. «Wir stecken mitten im Abstiegskampf, das dürfen wir nicht schönreden. Wir werden uns dieser schwierigen Aufgabe stellen und sie verinnerlichen», sagte Hans-Joachim Watzke der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» - die nächste Aussage mit Weckruf-Charakter des Geschäftsführers.
Es ist auffällig, wie Watzke und Sportdirektor Michael Zorc seit einigen Tagen versuchen, die Mannschaft verbal in die Verantwortung zu nehmen. Längst haben beide erkannt, dass das so instabile Gebilde, zu dem der BVB in dieser Saison geworden ist, in seiner Unberechenbarkeit eine Gefahr für die Zukunft geworden ist.
Zu einer beunruhigenden Erkenntnis der Partie in Frankfurt zählt, dass Dortmund inzwischen auch Spiele abliefert, die in punkto Leistung dem derzeitigen Tabellenplatz entsprechen. Das Potpourri an kolossalen Abwehrpatzern, Abspielfehlern in Spielaufbau und eklatanter Abschlussschwäche zählt zu den Evergreens eines Bundesligisten in Abstiegsnot. Auch der BVB bietet sie den Fans, die in Hessen erstmals sichtlich unzufriedenen waren, an. Den «Aus»-Knopf konnte auch Jürgen Klopp bisher nicht finden.
Der Trainer sei sein ganzes Fussballerleben lang im Abstiegskampf gewesen, sagt er: «Ich weiss, wie das funktioniert, ich weiss, wie das abläuft.» Für seine Mannschaft gilt das bisher nicht. Dortmund ist angeknockt, die Mchitarjans, Aubameyangs, Immobiles und Subotics wirken in vielen Phasen des Spiels wahlweise verunsichert, verkrampft oder übermotiviert. Ein (frühes) 0:1 ist gleichbedeutend mit Punktverlusten. Dortmund konnte in dieser Saison noch nie einen Rückstand in einen Sieg umwandeln.
Gegen Hoffenheim zählt trotzdem nichts anderes als das. Wieder mal. High-Noon sei am Freitagabend, sagt Klopp und hat damit Recht. Spiele gegen den Klub aus Sinsheim waren für den BVB bisher auch in guter Form alles andere als leicht. Seit dem Bundesliga-Aufstieg der Kraichgauer konnte Dortmund von zwölf Spielen nur drei Duelle für sich entscheiden, davon zwei im eigenen Stadion, Ort der wohl schlagzeilenträchtigsten Niederlage des BVB gegen Hoffenheim. Durch das 1:2 in der Saison 2012/2013 konnte sich 1899 noch auf den Relegationsrang retten und schaffte dann den Klassenerhalt.
Nun kommt ein Hoffenheim nach Dortmund, das so gut wie nichts mehr gemein hat mit der Elf von damals. Hoffenheim steht mit drei Punkten Rückstand auf den Champions-League-Platz drei dort, wo der BVB liebend gerne wäre. «Hoffenheim hat in der letzten Saison schon eine tolle Mannschaft gehabt. Das ist hohe Qualität», sagte Klopp, so wie er das früher auch immer gemacht hat, wenn er den Gegner einschätzen sollte. Jetzt, Anfang Dezember 2014, sind solche Sätze eher eine Randnotiz angesichts der grossen Sorge um den Revierklub.
«Ich habe 98 Prozent aller Abstiegskämpfe bestanden, an denen ich teilgenommen habe», sagt Klopp, der Krisen-Kommunikator. Der Trainer hat die neue Situation angenommen.