Im TV-Interview hat Pajtim Kasami sich noch im Griff. «Es war schwierig in der Spitze. Jeder weiss, dass das nicht meine Position ist. Ich habe mein Bestes gegeben. Wichtig ist aber, dass wir gewonnen haben. Der Rest ist Nebensache», sagt er nach dem Abpfiff im Tourbillon bei «Blue».
Doch eine Nebensache scheint seine Positionierung doch nicht zu sein. Denn als die Nummer 7 des FCB bei den Printjournalisten ankommt, verzichtet er auf weitere Floskeln. «Die aktuelle Saison ist schwierig», sagt er. Kasami missfällt es, dass er nicht mehr wie in der vergangenen Saison als Zehner oder Achter, sondern vermehrt als Sechser oder jetzt sogar als Stürmer eingesetzt wird. «Ich bin ein Spieler, der seine Freiheiten braucht, um in den Angriff und in den Abschluss zu gehen. So habe ich in den letzten Jahren immer mehr als zehn Tore geschossen. Es ist die Aufgabe des Trainers, mich richtig aufzustellen», sagt Kasami, der in dieser Saison erst einmal getroffen hat.
Doch was sich wie ein Angriff auf die Arbeit von Patrick Rahmen anhört, ist wohl hauptsächlich Frust. Kurzfristiger, über Kasamis bescheidenen Auftritt in der Sturmspitze in Sion. Und langfristiger über die seiner Meinung nach falsche Aufstellungen von Rahmen. «Die Zehn oder die Acht ist meine Position. Aber am Schluss muss der Trainer entscheiden, wie er die Spieler aufstellen will», so Kasami weiter.
Auch mit der Rotation kann sich der 29-Jährige nicht richtig anfreunden: «Das ist nicht einfach zu akzeptieren, aber am Ende ist der Trainer der Chef und du musst das Beste für die Mannschaft machen.»
Dass Kasami in der Startaufstellung gegen Sion plötzlich in vorderster Front auftaucht, hat auch den Spieler selber überrascht: «Ich war wohl der einzige, der diese Position spielen konnte», sagt Kasami. Rahmen liefert die Begründung: «Darian Males ist leider mit einer Muskelverhärtung kurzfristig ausgefallen und Pajtims Trainingseindrücke auf dieser Position waren gut.» Den erst am Samstag aus Brasilien zurückgekehrten Arthur Cabral wollte Rahmen nicht von Beginn an bringen, und so landet Kasami, der in Sion bereits ein paar Mal im Zweiersturm gespielt hatte, am Sonntag auch im FCB-Sturm.
Doch obwohl er in diesem Spiel offensive Freiheiten geniesst, hat Kasami in der kompakten Sion-Defensive einen schweren Stand. Erst in der 52. Minute kommt er zu seinem ersten Abschluss und hat nur eine gefährliche Aktion, die Sion-Goalie Fickentscher pariert. Und so bleiben nach diesem Spiel vor allem Kasamis Worte. Und die deuten auf Abschied hin, wenn sich an seiner Situation nichts ändert. Denn Kasamis Vertrag läuft im Sommer aus.