Seine Strafe hat der verurteilte Mörder bereits abgesessen. Für intensive medizinische und psychologische Betreuung blieb er aber noch im Gefängnis in Krems-Stein (Niederösterreich), wo auch Fritzl einsitzt. Nur: Von intensiver Pflege kann keine Rede sein, der Schweizer wurde monatelang unterversorgt, wie die Krone Zeitung berichtet.
Angeblich habe sich der Mann geweigert, Betreuung durch die Wärter anzunehmen. Seine Wunden habe er versteckt, wie es in einem Protokoll der Kriminalpolizei heisst. Die Wunden an Beinen und Füssen wurden erst entdeckt, nachdem die Betreuer im März Verwesungsgeruch aus dem Zimmer des Insassen feststellten: Die Zehennägel waren mehrere Zentimeter lang, die Füsse teilweise angefault, verkrustet und schwarz. Die Ärzte des Schweizers geben Entwarnung, bleibende Schäden seien keine zu befürchten.
Justizminister Wolfgang Brandstetter ist «betroffen und zornig», alle Umstände dieses «wirklich erschreckenden Falles» müssten aufgeklärt werden. Inzwischen wurden drei Beamte suspendiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Quälen oder Vernachlässigen eines Gefangenen.
Für Brandstetter ist klar, dass dies nur passieren konnte, weil im Straf- und Massnahmenvollzug massive strukturelle Schwächen vorliegen, die jetzt auszumerzen seien. Dafür dürfe nichts unversucht bleiben: «Ich bin für alles offen», sagt er gegenüber der Krone Zeitung.
Auch der österreichische Chef von Amnesty International, Heinz Patzelt, ist empört. Er spricht von einer «kriminellen Verwahrlosung, die ich noch nie gesehen habe».
Der Fall des 74-jährigen Schweizers dürfte kein Einzelfall sein. Dies legen Dokumente nahe, die der Zeitung «Falter» vorliegen. In den Justizanstalten Stein, Suben, Graz-Karlau, Klagenfurt und Wien werden «Häftlinge schwer vernachlässigt, Insassen von Beamten misshandelt und kriminelle Beamte protegiert». (jas)