Schweiz
Italien

75 Festnahmen bei Aktion gegen Mafia in der Schweiz und Italien

Schlag gegen die Mafia: 75 Festnahmen in der Schweiz und Italien

21.07.2020, 08:3121.07.2020, 12:26
Mehr «Schweiz»

Schweizerische und italienische Behörden haben am Dienstag in einer gemeinsamen Aktion gegen die kalabrische Mafia-Organisation 'Ndrangheta 75 Personen festgenommen. In der Schweiz gab es Durchsuchungen in etlichen Kantonen und eine Verhaftung im Aargau.

Im Einsatz standen Kräfte der Bundesanwaltschaft (BA), der Bundespolizei sowie Polizistinnen und Polizisten der kantonalen Polizeikorps, wie die BA am Morgen mitteilte.

Hausdurchsuchungen führten die Ermittlungsbehörden in den Kantonen Aargau, Solothurn, Zug und Tessin durch. In den Wohn- und Geschäftsräumen stellten die Beamten zahlreiche Beweismittel sicher, darunter Waffen, Munition und Bargeld.

Den 74 in Italien verhafteten Personen werden Drogenhandel, Geldwäscherei, Korruption und andere Verbrechen zur Last gelegt. Daneben konfiszierten die Behörden Waren im Wert von 169 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. An der Aktion beteiligt sind rund 700 Beamte.

Die Festgenommenen gehören gemäss den Angaben zu kalabrischen Familien, die im Bereich der organisierten Kriminalität tätig sein sollen. Sie stammen aus der Gegend von Lamezia Terme und der Provinz Vibo Valentia.

Seit Jahren in der Schweiz

Die grossangelegte Aktion ist den Angaben der BA zufolge Resultat eines Strafverfahrens in der Schweiz. Die BA ermittelt wegen des Verdachts auf Unterstützung oder Beteiligung an einer kriminellen Organisation, Geldwäscherei, Hehlerei, Falschgeld- und Drogendelikte. Das Strafverfahren richtet sich gegen sechs italienische Staatsangehörige, die seit vielen Jahren in der Schweiz wohnen.

Sie stehen im Verdacht, zur 'Ndrengheta zu gehören und diese zu unterstützen. Die umfangreichen Ermittlungen förderten zutage, dass die Verdächtigen diverse Strafdaten begangen haben sollen. Dabei vernahm die BA in Italien auch zwei Kronzeugen.

Die sechs Verdächtigen sollen etwa Falschgeld eingeschmuggelt haben. Zudem vermutet die BA Waffen- und Drogenhandel und Geldwäscherei. Ihre kriminellen Tätigkeiten gingen mit legalen Aktivitäten einher.

So tätigten die Beschuldigten Investitionen, vergaben Kredite und betrieben auch ein Restaurant. Insgesamt sollen alle ihre Tätigkeiten die Schlagkraft der kriminellen Organisation gestärkt haben.

Festnahme im Aargau

Die Festnahme in der Schweiz erfolgte im Kanton Aargau. Eine zweite in der Schweiz beschuldigte Person nahm die Polizei in Italien fest. Diese bleibt vorerst dort in Untersuchungshaft. Zwei Beschuldigte wurden in der Schweiz einvernommen und wieder auf freien Fuss gesetzt.

Eine weitere beschuldigte Person befand sich bereits in Italien in Haft. Die gegen sie in der Schweiz ermittelten Erkenntnisse leitet die BA den dortigen Strafverfolgungsbehörden zu. Weitere Einvernahmen sind vorgesehen.

Verfahren seit 2016

Die Ermittlungen in der Schweiz gehen auf das Frühjahr 2016 zurück. Damals informierte die Staatsanwaltschaft der kalabrischen Provinz Catanzaro die BA und ersuchte um ein gemeinsames Ermittlungsteam. Dieses wurde in der Folge zusammengestellt.

Die Staatsanwaltschaft von Catanzaro meldete in der Schweiz wohnhafte Personen, welche vermutlich in die Aktivitäten der 'Ndrangheta verstrickt sind. Im September 2016 eröffnete die BA das entsprechende Strafverfahren.

Wie die BA weiter mitteilte, gilt für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung. Weitere Abgaben zu dem Verfahren und zu konkreten Verfahrensschritten wollte sie nicht machen.

Frauenfelder Zelle

Die 'Ndrangheta ist die mächtigste Mafia-Organisation in Italien. Im internationalen Drogenhandel in Europa und Südamerika ist sie die Nummer eins. Daneben werden ihr Mord, Schutzgelderpressung, Menschenhandel und weitere Verbrechen zur Last gelegt. In Italien unterwandert sie die legale Wirtschaft. Beheimatet ist die 'Ndrangheta im südlichen Kalabrien.

In der Schweiz gilt sie als fest etabliert. Die bisher spektakulärste Schlag in der Schweiz gegen die Organisation war die Aufdeckung einer ihrer Zellen in Frauenfeld im März 2016. 13 Italiener wurden damals festgenommen. Die meisten von ihnen wurden an Italien ausgeliefert. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Fashion-Kleinstadt-Glamour der 70er in der 2. «Fargo»-Staffel
1 / 10
Fashion-Kleinstadt-Glamour der 70er in der 2. «Fargo»-Staffel
Kirsten Dunst als Friseurin Peggy in der zweiten Staffel der US-Mini-Serie «Fargo»: Sie verdient nicht viel und träumt von einem größeren Leben, vielleicht in Los Angeles. (Bild: Netflix)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wie der Drogenbaron Escobar den Tourismus ankurbelt
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Stax Mirner
21.07.2020 10:37registriert Mai 2020
Da sieht man eben, dass die Polizei durchaus eine Daseinsberechtigung hat.

Nieder mit der Mafia!
13611
Melden
Zum Kommentar
avatar
StellaStracciatella
21.07.2020 11:52registriert Juni 2020
Und ich dachte erst es sei ein Überfall als ich bei einem Quartier in Spreitenbach durchgefahren bin und lauter Vermummte sah 😆 offensichtlich war der Mann in Handschellen ein Mafioso und die Vermummten waren bei näherem Hinsehen Polizisten...
1031
Melden
Zum Kommentar
avatar
Verbesserer
21.07.2020 14:06registriert Mai 2020
Das ist nur die Spitze des Eisberges. Wie schwer es ist diese Kriminellen zur Strecke zu bringen, zeigt eindeutig die Schwächen der Regierungen. Weltweit operieren diese Ganoven als Staat im Staat.
403
Melden
Zum Kommentar
12
In Luzerner Kantonsspital kursiert «Mimimi-Formular» – Belegschaft «verletzt und empört»

«Wir sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Luzerner Kantonsspital (LUKS) und schreiben Ihnen diesen Brief, um Ihnen ein schwerwiegendes Problem in unserem Unternehmen aufzuzeigen» – so beginnt ein anonymes Schreiben, das die watson-Redaktion diese Woche erhalten hat.

Zur Story