Der Sachschaden beträgt laut Stadtpolizei mindestens 50'000 Franken. Am Freitagabend hatten sich - nach Aufrufen in sozialen Medien - mehrere Hundert zumeist Jugendliche am Roten Platz und in der Altstadt versammelt. Ein kleiner Teil von ihnen warf Steine, Flaschen, Knallkörper und einen Molotowcocktail auf die Einsatzkräfte, die mit einem Grossaufgebot vor Ort waren.
Die Polizei reagierte mit Gummischrot und Reizgas. Gegen Mitternacht eskalierte die Situation beim Bahnhof. Randalierer zündeten Velos und andere Gegenstände an. Die Polizei brachte 21 Personen auf den Polizeiposten und sprach über 30 Wegweisungen aus. Ein Polizeihelikopter kreiste über der Stadt.
Nach erneuten Gewaltaufrufen für Ostersonntag kündigte die Polizei ein rigoroses Durchgreifen an und rief die Jugendlichen auf, zu Hause zu bleiben. Am Abend wurde die Innenstadt mit massiver Polizeipräsenz praktisch abgeriegelt. Am Bahnhof und beim Blumenmarkt wurden hunderte Personen kontrolliert.
Die Stadtpolizei rechtfertigte den massiven Einsatz und erhielt Rückendeckung von Stadtpräsidentin Maria Pappa (SP): Das Vorgehen sei notwendig und verhältnismässig gewesen, sagte Pappa der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Damit seien die Probleme aber nicht gelöst. «Wir haben eine gesellschaftliche Konfliktsituation.» Es brauche jetzt eine politische Aufarbeitung.
Die Bewältigung der Coronakrise löse bei vielen Unmut und Ängste aus. Massnahmen dagegen seien nur auf kantonaler oder nationaler Ebene möglich. Pappa will deshalb mit der Kantonsregierung und mit Vertreterinnen und Vertretern der nationalen Politik das Gespräch suchen.
Die Polizei sei angesichts der Aufrufe zu Partys und Gewalt in St. Gallen gut vorbereitet gewesen, sagte die seit Anfang Jahr amtierende Stadtpräsidentin. Es sei gelungen, den Schaden zu begrenzen.
Die Polizei habe zuerst den Dialog mit den Jugendlichen gesucht und erst eingegriffen, als es von Seiten eines Teils der Jugendlichen zu Gewalt gekommen sei. Nach der Eskalation vom Freitag - Flaschen, Steine und ein Molotowcocktail wurden geworfen, die Polizei reagierte mit Gummischrot und Reizgas - habe die Polizei am Sonntag präventiv handeln müssen.
Die Einsatzkräfte wiesen Hunderte Personen aus der Stadt weg. Dieser Grosseinsatz werde jetzt analysiert und aufgearbeitet, erklärte Pappa. Bei 500 Wegweisungen habe die Polizei nicht mit jedem Jugendlichen lange diskutieren können. Einzelne ungerechtfertigte Wegweisungen seien nicht auszuschliessen.
Bei den umfangreichen Kontrollen sei potenziell gefährliches Material - etwa Sprit und Flaschen - sichergestellt worden. «Die Kontrollen haben die Gewalt aufgehalten», zeigte sich die Stadtpräsidentin im Gespräch mit Keystone-SDA überzeugt.
Die ausgebildete Sozialpädagogin Pappa hatte am Freitagabend, bevor die Gewalt eskalierte, auf dem Roten Platz das Gespräch mit Jugendlichen gesucht. Es sei eine «kunterbunte Mischung» von jungen Menschen versammelt gewesen. Viele hätten einfach «Action» gesucht und «verschiedene Zusammenhänge nicht verstanden».
Andere Jugendliche hätten das Vorgehen der Polizei eine Woche zuvor kritisiert, als es nach einer Party zu massiven Sachbeschädigungen in der Innenstadt gekommen war. «Ein grosser Teil der Jugendlichen hat die Gewalt verurteilt», sagte Pappa. Eine kleine Minderheit sei gezielt auf Gewalt aus gewesen. Dies habe zur Eskalation geführt.
Die Gewalttäter hätten sich dabei gefilmt und Videos in den sozialen Medien gepostet, «wie ein Kriegsspiel». Sie hätten sich und ihre Taten verherrlicht. Als es am Rand der Altstadt und später beim Bahnhof zu Ausschreitungen kam, befand sich die Stadtpräsidentin im Rathaus und beobachtete das Geschehen.
Angesichts der Coronavirus-Pandemie und der Krawalle in St. Gallen forderten fünf Schweizer Jungparteien am Montag in einem offenen Brief vom Bundesrat «dringend Perspektiven». Die Allianz verlangte mehr Mitspracherechte für Junge im Krisenmanagement. Die Jungparteien verurteilten die Gewalt.
Sie machten sich dafür stark, dass an den Ausbildungsstätten umgehend wieder Präsenzunterricht stattfinden kann. Möglich machen sollen das eine rigorose Teststrategie und entsprechende Schutzkonzepte. Dank Corona-Tests und Kontaktverfolgung sollten zudem für Jugendliche neue Lockerungen erwogen werden, sobald diese epidemiologisch vertretbar seien.
(oli/sda)
Die Polizei hat absolut richtig gehandelt und damit Ausschreitungen und Sachbeschädigungen im Keim erstickt.