Jetzt ist es also wieder so weit. Die sehr geehrten Damen Meier und Rothenfluh sind unabkömmlich. Deshalb bespreche ich heute die Bachelorette. Aber ich muss euch warnen: Es wird ein Blindflug. Ich habe bisher keine der Sendungen gesehen, kenne die Kandidaten nicht und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich auch keine der Besprechungen von Meier oder Rothenfluh gelesen habe. Ich weiss nur, dass ein Kandidat mit schönen Wangenknochen bereits abreisen musste. Zum Entsetzen der Meierova.
Positiv ist dafür, dass meine Sicht noch unverbraucht ist. Ein weisses Papier quasi.
Doch dieses wird schnell besudelt. Und zwar nicht nur sprichwörtlich. Die Kandidaten müssen die erstaunlich sympathische Chanelle nach einem Go-Kart-Rennen auf einer Leinwand verewigen. Das gelingt dem schnellen Mike am besten. Chanelle ist hin und weg und beschreibt sein Kunstwerk mit folgenden Wörtern:
Na, dann schauen wir uns das «Föteli» doch einmal an.
Aber ich will nicht spotten. Denn ich mag Chanelle. Sie wirkt nicht wie ein austauschbares TV-Irrlicht, sondern wie eine Frau mit einer Linie. Und Mike mag ich auch. Er macht den Eindruck, dass er den Unterschied zwischen einem guten dreckigen Witz und einer unpassenden Bemerkung kennt. Für mich reicht das. Mike kommt in die Kategorie der Sympathieträger.
Suspekt ist mir hingegen der andere Mike, DJ Mike Cees. Beim Go-Kart-Rennen kommentiert er seine Fahrfehler damit, er sei halt «ein Vollgastyp», einer der nur «geradeaus» kenne. Und weil er über keinerlei zeichnerisches Talent verfügt, schmiert er irgend einen pseudo-expressionistischen Sudel aufs Blatt. Wenn schon kein Talent, dann wenigstens mit Ausrufezeichen. Schnell wird klar: Mike ist also der «Bad Guy».
Unter die Räder gerät beim Go-Kart auch Fabio, der vor lauter Eifer seine Deckung komplett verliert und bei beiden Aufgaben das Handtuch wirft. Dafür hat er wahnsinnig glatte Beine. Eine Haut wie Alabaster.
Dann geht es Schlag auf Schlag. Ich bekomme die restlichen Kandidaten zu sehen. Sie besprechen Mike Cees. Das ist uncool. Mike Cees hat derweil ein Date mit Chanelle. Und da bespricht er ebenfalls nur Mike Cees. Das ist fast noch uncooler.
Interessanterweise sieht sich der DJ nach seinem Ego-Monolog in der Favoritenrolle. Doch Chanelle hat genug von der immer gleichen Platte und schickt ihn Kofferpacken. Als DJ sollte er das ja können. Wenigstens das.
Ich bin etwas irritiert. Ich war der Auffassung, dass es die offensichtlichen Antagonisten immer bis ins Finale schaffen. Doch wer soll diese Rolle nun übernehmen? Der süsse Robert? Nein. Der geht emotional mit, wie ein Labrador. Ihn kann man nur gern haben.
Giovanni? Eh nicht. Von den übrig gebliebenen fünf Kandidaten ist er der eloquenteste. Er ist zusammen mit Mike vermutlich auch der einzige, der intellektuell ungefähr auf Augenhöhe mit Chanelle spielt. Die anderen Jungs muss sie manchmal fast schon mütterlich unter die Flügel nehmen.
Zum Beispiel Fabio, der Chanelle mit einem Brief seine Gefühle offenbart. Das wirkt alles erstaunlich authentisch und die Bemühungen des Fugenspezialisten scheinen echt. Doch kitten kann er damit nichts. Chanelle befürchtet, seine Gefühle nicht angemessen erwidern zu können und verweigert ihm die Rose. Tränen fliessen. Da nützen auch die glattesten Beine nichts.
Vielleicht bin ich naiv, vielleicht bin noch zu wenig abgekocht, vielleicht aber ist diese Staffel ein bisschen besser als die anderen, von denen ich jeweils auch ein paar wenige Sendungen besprechen musste durfte. Vom DJ mit der ungeeichten Selbstwahrnehmung mal abgesehen, mag ich die Jungs durchs Band. Ja. Kann ja auch mal vorkommen, darf man auch mal sagen.
Und Chanelle? Sie ist tipptopp. Anders als frühere Kandidaten und Kandidatinnen wirkt sie nicht wie der Spielball der Drehbuchschreiber von 3+, sondern wie eine eigenständige Frau mit Linie. Sie weiss, was sie will. Und deshalb sägt sie am Ende auch noch Robert ab. In Sachen Männlichkeit spielt er nicht in derselben Liga wie die letzten drei (Marko, Mike, Giovanni). Damit ist auch klar, welchen Typ Mann Chanelle sucht: sicher keinen, den sie bemuttern muss.
Deshalb, so lautet mein Tipp, gewinnt Giovanni. Er macht nicht nur den eloquentesten Eindruck, sondern auch den reifsten. Ich habe fertig.
Sorry Namensvetter, das hast Du dir selbst eingebrockt...
Aber das wäre jetzt die erste Bachelorette, in die ich mich wirklich verlieben könnte.