Terror in Paris: Vater und Bruder eines «Bataclan»-Attentäters in Polizeigewahrsam

Terror in Paris: Vater und Bruder eines «Bataclan»-Attentäters in Polizeigewahrsam

15.11.2015, 03:52

Französische Ermittler haben den Vater und den Bruder eines Selbstmordattentäters aus dem Pariser Konzertsaal «Bataclan» in Polizeigewahrsam genommen. Zuvor war bereits in Belgien mindestens eine Person festgenommen worden.

Der Bruder des 29-jährigen Attentäters lebt in einem Ort südlich von Paris, der Vater gut 100 Kilometer weiter östlich, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das Umfeld der Ermittlungen berichtete.

Im familiären Umfeld des von den französischen Behörden identifizierten Attentäters sollen zudem weitere Menschen festgenommen worden sein. Ausserdem wurden am Samstagabend die Wohnungen der beiden Männer durchsucht.

Der beim Anschlag gestorbene Franzose war anhand eines Fingerabdrucks identifiziert worden. Der Mann war den Behörden nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen seiner Radikalisierung bekannt und mehrfach vorbestraft, allerdings nie im Zusammenhang mit Terror-Netzwerken.

Belgien erhöht Sicherheitswarnstufe

Als Reaktion auf die Anschlagsserie in Paris hat Belgien die Sicherheitsvorkehrungen für Grossveranstaltungen verschärft. Wegen einer «glaubhaften und möglicherweise unmittelbaren Bedrohung» gilt nun die höchste von drei Warnstufen. Die belgische Regierung gab die Erhöhung am Samstagabend nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats bekannt.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat nach der Anschlagsserie in Paris davor gewarnt, von einem Religionskrieg zu sprechen. Er sieht stattdessen einen Angriff auf Kernwerte wie Freiheit, Demokratie und eine offene Gesellschaft.

«Dies ist kein Kampf zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Es ist ein Kampf von Extremisten und Kriminellen gegen Menschen, die an grundlegende Werte wie Freiheit und die Achtung der Menschenrechte glauben», sagte Stoltenberg am Samstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Die Attentate in Paris seien «ein Angriff auf unsere Kernwerte wie Freiheit, Demokratie und unsere offene Gesellschaft», sagte Stoltenberg. Die Demokratie werde sich am Ende aber durchsetzen, weil sie auf «überlegenen Werten» beruhe.

Eine Schweizerin verletzt

Bei den Anschlägen in Paris waren am Freitagabend mindestens 129 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden. Unter den Toten sind auch mehrere Ausländer. Je ein Todesopfer stammt aus den USA, aus Schweden und aus Grossbritannien, wie die jeweiligen Regierungen mitteilten. Zudem stammen demnach jeweils zwei Todesopfer aus Belgien, Rumänien und Mexiko.

Unter den Verletzten befindet sich auch eine Schweizerin, wie das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unter Berufung auf die französischen Behörden mitteilte. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass Schweizerinnen und Schweizer unter den Todesopfern in Paris sein könnten.

Die radikalislamische Hamas-Bewegung und die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad haben die Terrorserie verurteilt. Der Hamas-Anführer Bassem Na'eem sprach am Samstag in einer per Mail verbreiteten Mitteilung von «barbarischen Attacken».

Nafes Assam vom Islamischen Dschihad sagte vor Reportern: «Ich glaube nicht, dass der Islam dieses willkürliche und rücksichtslose Töten erlaubt.» Beide Gruppen waren in der Vergangenheit für eine Reihe von Selbstmordattentaten verantwortlich, die Hunderte Israelis töteten.

Sie bekämpfen aber salafistische Gruppen, die mit dem Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) sympathisieren. Dieses hatte sich zu den Pariser Anschlägen bekannt. (sda/dpa)

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