«Mamma Mia» an den Thunerseespielen - «I wott, i wott, i wott»

«Mamma Mia» an den Thunerseespielen - «I wott, i wott, i wott»

12.07.2018, 05:08

120 Millionen Menschen weltweit haben das Musical «Mamma Mia» mit den grössten Hits von ABBA schon gesehen - die eine Hälfte eine Bühnenfassung, die andere den Film. Nun präsentieren die Thunerseespiele eine berndeutsche Version. Geht das? Geit sogar hüne guet!

Der Thunersee mutiert zur Ägäis. In den See hinaus gebaut ist ein Tryptichon aus drei Inselchen - rechts eine Strandbar. Links Schiffscontainer mit Aufschriften wie «D. Queen» und «Voulez-vous». Absender: Agnetha, Frida, Benny, Björn.

Herzstück ist das kleine Hotel «ξενοδοχείο» (Xenodochio, zu deutsch Herberge) der in Griechenland hängengebliebenen Schweizerin Donna Scheidegger. Das weisse Häuslein mit seinen blauen Türen und Fensterläden, überwuchert von Glyzinien, lässt sich drehen. Vorne die Fassade und die Taverne, hinten die Privaträumlichkeiten von Donna und ihrer Tochter Sophie.

Die Hochzeit der erst 20-jährigen Sophie steht unmittelbar bevor. Aus dem Anlass hat sie heimlich das Tagebuch von Donna durchstöbert, um herauszufinden, wer ihr Erzeuger war. Gleich drei Männer kommen in Frage. Die Braut lädt alle zur Hochzeit ein, und bald einmal hält sich jeder für den stolzen Vater. Mutter Donna aber weiss es selber nicht, hat aber mit jedem der Herzensbrecher ein Hühnchen zu rupfen.

Vorerst aber ist Polterabend und zu dem Anlass schmeissen sich Donna und ihre Freundinnen Rosi und Tanja in ihre alten Disco-Lametta-Klamotten und lassen ihre Girl-Band Donna and the Dynamos wiederaufleben. Sehr zum Gaudi des mehrheitlich ergrauten Publikums, das langsam in Schwung kommt und mit Schunkeln und Armeschwenken beginnt.

Die Hochzeit findet trotz allerlei Komplikationen statt, aus dem fliessenden «I do, I do, I do, I do» wird das knorzige «I wott, I wott, I wott, I wott». Allerdings fällt das Jawort etwas anders als erwartet

B-B-B-Bündnerflaisch, vo Berga gmacht

Regisseur Dominik Flaschka hat sich nicht damit zufriedengegeben, Gute-Laune-Musik mit dekorativen Kostümen und mitreissenden Choreografien aufzumöbeln. Mit Details wie einer «Nein»-Fahne und einem Discount-Ferien-Plakat verweist er auf drängende politische und wirtschaftliche Probleme Griechenlands.

Eine weitere Stärke seiner Inszenierung sind Bilder, die sich einem nachhaltig in die Hornhaut brennen: ein Reigen von Drag-Queens etwa, die sinnigerweise zu «Dancing Queen» auftauchen oder der unheimliche Schwarz-Weiss-Alptraum voller Zombies und Froschmännern, den Sophie in der Nacht vor der Hochzeit träumt.

Das Schweizerdeutsche erlaubt Flaschka ausserdem einige hübsche Pointen, beispielsweise wenn einer der Väter, der Bündner Bill Bardill, frotzelnd mit «B-B-B-Bündnerflaisch» und «Vo Berga gmacht» begrüsst wird.

Bei den Liedern, die Roman Riklin umgetextet hat, irritiert das Schweizerdeutsche nur zu Beginn. ABBA-Texte sind ja keine Weltliteratur und die Übersetzung erfordert keine elaborierten Kenntnisse der Poetik. Dass die strengen Hüter der ABBA-Weltrechte den Reim «Nie meh sorglos lache/nie meh Brunsli bache» durchgewinkt haben, ist allerdings erstaunlich. (sda)

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