Ein ägyptisches Gericht hat am Montag 26 wegen «Unzüchtigkeit» angeklagte Männer freigesprochen. Ihnen war vorgeworfen worden, «homosexuelle Orgien» in einem öffentlichen Bad veranstaltet oder daran teilgenommen zu haben. Für den Fall ihrer Verurteilung hatten ihnen mehrjährige Haftstrafen gedroht.
Die Männer waren am 7. Dezember in einem öffentlichen Hamam im Zentrum von Kairo festgenommen worden. Eine Fernsehjournalistin filmte die Festnahme. Sie brüstete sich damit, die Polizei über das Bad informiert zu haben. Der private Fernsehsender al-Kahira Wel Nas strahlte die Bilder aus.
Der Vorwurf der «Unzüchtigkeit» wird in Ägypten häufig gegen Schwule erhoben. Obwohl Homosexualität in dem nordafrikanischen Ägypten nicht per Gesetz verboten ist, wurden in der Vergangenheit immer wieder Schwule festgenommen und wegen «unzüchtigen Verhaltens», «Verhöhnung der Religion» oder «gegen den Islam verstossende Sexualpraktiken» angeklagt.
Erst im vergangenen November wurden acht junge Männer in Kairo wegen «Teilnahme an einer Schwulen-Hochzeit» und «Veröffentlichung unzüchtiger Aufnahmen» zu je drei Jahren Gefängnis verurteilt. Ende Dezember setzte ein Berufungsgericht die Strafe auf ein Jahr Gefängnis herab.
Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Verfolgung Homosexueller in Ägypten verurteilt. Männer, denen Homosexualität vorgeworfen wird, wurden nach Angaben der Organisation in der Vergangenheit wiederholt festgenommen, gefoltert und inhaftiert. (whr/sda/afp)