«Roseanne»-Show wegen rassistischen Twitter-Kommentars abgesetzt

«Roseanne»-Show wegen rassistischen Twitter-Kommentars abgesetzt

30.05.2018, 16:40

Nach wüsten Beschimpfungen gegen eine Vertraute von Barack Obama verliert US-Komikerin Roseanne Barr ihre Erfolgsshow. Es ist nicht das erste Mal, dass die 65-Jährige mit solchen Kommentaren auffällt.

Nach einem rassistischen Twitter-Kommentar hat der US-Sender ABC die erfolgreiche Fernsehshow der US-Komikerin Roseanne Barr (65) abrupt abgesetzt. Barr hatte die Afro-Amerikanerin Valerie Jarrett, früher Beraterin des damaligen US-Präsidenten Barack Obama, mit einer Twitter-Nachricht beleidigt: «Die Muslimbruderschaft und der Planet der Affen haben ein Baby bekommen.»

Als Reaktion stellte der TV-Sender ABC die erfolgreiche Neuauflage der Sitcom «Roseanne» mit sofortiger Wirkung ein. Barr löschte den Twitter-Kommentar und bat in mehreren Nachrichten um Entschuldigung.

«Roseannes Twitter-Mitteilung ist abscheulich, abstossend und stimmt nicht mit unseren Werten überein, und wir haben entschieden, ihre Show abzusetzen», wurde ABC-Präsidentin Channing Dungey am Dienstag (Ortszeit) in einer Mitteilung zitiert. Auch Barrs Agentur ICM Partners beendete die Zusammenarbeit mit der Komikerin.

Die beschimpfte Jarrett sagte dem Sender MSNBC, man müsse aus diesem Moment Lehren ziehen. Ihr gehe es gut, betonte sie. Sie sorge sich jedoch um die Opfer von Rassismus, die «keinen Kreis von Freunden oder Anhängern um sich haben, der ihnen sofort zur Hilfe eilt».

Faule Ausrede

Barr hatte den Tweet am Dienstag gelöscht und sich bei Jarrett und «allen Amerikanern» entschuldigt. «Es tut mir wirklich leid, dass ich einen schlechten Witz über ihre Politik und ihr Aussehen gemacht habe. Ich hätte es besser wissen sollen. Vergebt mir, mein Witz war schlechter Geschmack.» Später entschuldigte sie sich auch bei den Mitwirkenden der Show, die ihretwegen den Job verloren hätten.

«Ich entschuldige mich. Ich verlasse jetzt Twitter», schrieb sie zudem - veröffentlichte danach in der Nacht zum Mittwoch aber noch dutzende Kommentare und leitete Reaktionen anderer Twitter-Nutzer weiter. Sie rechtfertigte ihren rassistischen Twitter-Kommentar damit, dass es mitten in der Nacht gewesen sei und sie ein Medikament gegen Schlaflosigkeit genommen habe.

Auch diesen Kommentar löschte sie jedoch später wieder. Dann wandte sie sich noch einmal direkt an ihre Fans: «Hey Leute, verteidigt mich nicht. Es ist süss, dass ihr es versucht, aber meine Show zu verlieren ist gar nichts dagegen, als Rassistin gebrandmarkt zu werden wegen eines Tweets - das bereue ich noch mehr.»

Auch Antisemitismus verbreitet sie

Barr war bekannt dafür, dass sie auf Twitter offen ihre konservative Haltung vertritt - und oft auch in Hetze und Verschwörungstheorien abglitt. Nur Stunden vor dem Tweet gegen die Obama-Vertraute Jarrett hatte die 65-Jährige mit einer antisemitischen Twitter-Nachricht Empörung in den USA ausgelöst. Darin hatte sie den jüdischen US-Milliardär George Soros als «Nazi» beleidigt, der während des Zweiten Weltkriegs andere Juden verraten habe, um sich an ihnen zu bereichern.

Soros ist immer Ziel von Anfeindungen aus rechtsextremen Kreisen. Der Investor wies die Aussagen von Barr in einer Mitteilung entschieden zurück. Solche falschen Anschuldigungen seien beleidigend für alle Opfer des Holocausts, hiess es darin.

Vergleich von Afroamerikanern mit Affen nicht neu

Bereits im Jahr 2013 hatte Barr Susan Rice, ebenfalls Afro-Amerikanerin und ehemalige Obama-Beraterin, mit einem Affen verglichen. Auch diese Nachricht habe die 65-Jährige später gelöscht. Barr betonte in der Vergangenheit wiederholt ihre Unterstützung für Donald Trump, Obamas Nachfolger im Weissen Haus. Immer wieder wurde ihr vorgeworfen, dass sie Verschwörungstheorien wie «Pizzagate» verbreite. «Pizzagate» war eine Kampagne mit falschen Anschuldigungen gegen Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton gewesen.

Barrs Kolleginnen und Kollegen wie Patricia Arquette, Zoe Saldana und Don Cheadle reagierten empört auf den Tweet. Auch Barrs Ex-Mann, der Schauspieler Tom Arnold, zeigte sich entsetzt und lobte zugleich die rasche Reaktion des Senders, die Serie abzusetzen.

Schauspieler und Mitarbeiter der Serie distanzierten sich per Twitter von Barr. «Es ist unglaublich traurig und schwierig für uns alle, denn wir haben eine Show geschaffen, an die wir glauben, auf die wir stolz sind und die die Zuschauer lieben - eine Show, die anders ist als die Meinungen und Wörter eines Mitglieds der Besetzung», schrieb Schauspielerin Sara Gilbert. Sie würde nicht mehr für die Show arbeiten, verkündete Wanda Sykes, die als beratende Produzentin an Bord war, in einem Tweet.

Trump war bis anhin ein Fan

Die «Roseanne»-Show, in der Barr die Hauptrolle spielt, erzählt die Geschichte der Arbeiterfamilie Conner. Sie hatte zunächst in den 80er und 90er Jahren Erfolge gefeiert und war vor einigen Wochen mit fast allen Darstellern neu aufgelegt worden - mit herausragend guten Quoten.

Barr hatte auch ihre Serienfigur in der Neuauflage zum Trump-Fan gemacht. Gemäss Medienberichten hatte Trump Barr nach Ausstrahlung der ersten Folge per Telefon zum Quoten-Erfolg gratuliert. (sda/dpa)

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