Das Handgepäck-Hinweisschild mit Metallgestell, an welchem man testen kann, ob das Handgepäck nicht zu gross ist, ist nur als Empfehlung gedacht. Nehmen Sie ruhig grösseres und schwereres Handgepäck mit. Auch gerne drei Stück. Ihre Mitreisenden stört es nicht, wenn Sie ein ganzes Overhead-Compartment für sich beanspruchen. Sie sind wichtig. Ihre Sachen sind wichtig.
Drucken Sie Ihre Bordkarte nicht schon vorher an einem dieser komischen Automaten aus, sondern begeben Sie sich gleich zum Baggage-Drop-off. Ignorieren Sie den Hinweis, dass Sie hier nur mit gültiger Bordkarte anstehen können. Diskutieren Sie lange mit den Check-in-Angestellten. Täuschen Sie nötigenfalls fehlende Sprachkenntnisse vor. Andere Fluggäste können warten. Sie sind wichtig. Ihre Sachen sind wichtig.
Ihre Harley-Davidson-Gürtelschnalle wird dem Metalldetektor nicht auffallen und auch Ihr Handy sollte stets an Ihrer Hüfte bleiben. Das ist Ihr gutes Recht.
Die Regel mit den 100ml Flüssigkeit ist lediglich eine Empfehlung und Ihr mitgebrachtes Sixpack Feldschlösschen sollte nun echt mal toleriert werden. Sie sind ja kein Terrorist.
Machen Sie aber trotzdem Witze darüber. Ruhig mal ein leises «Jihad» beim Niesen einbauen. Das lockert die ernste Stimmung am Security Check auf und verkürzt so die Wartezeit für alle.
Ignorieren Sie die ausgerufenen Sitzreihen, die als erste in den Flieger dürfen. Selbst wenn Ihr Sitzplatz in der dritten Reihe ist, sollten Sie sich möglichst sofort anstellen. Sie könnten sonst den Flieger verpassen. Dies passiert sehr häufig und muss verhindert werden. Machen Sie Ihren Vordermann beim Anstehen mit Ihrem Handgepäck-Trolley an seiner Ferse darauf aufmerksam, dass er sich beeilen soll.
Die Armlehne gehört grundsätzlich Ihnen. Machen Sie Ihren Sitznachbarn mit einem sanften Ellbogen-Stösschen in dessen Rippen darauf aufmerksam.
Es gehört zum guten Ton, dass man die Sitzlehne schon vor dem Start zurück klappt. So können sich alle schon daran gewöhnen und es entstehen während des Flugs keine Überraschungen mehr.
Ignorieren Sie alle Hinweise der Flight-Attendants, Ihr iPad beim Start auszuschalten. Wenn alle anderen die Anweisungen befolgen, sollten Sie misstrauisch werden. Sie sind kein Schaf. Sie sind wichtig. Sie sind Air-Hipster.
Flight-Attendants wählen ihren Beruf, weil sie sexuelle Abenteuer mit Passagieren suchen. Flirten Sie darum ungehemmt und greifen Sie ruhig auch mal zu.
Jede Airline rechnet mit drei Litern Bier pro Passagier. Selbst bei Kurzstreckenflügen sollten Sie darum auf Ihre Ration bestehen.
Langeweile und Nervosität können Sie mit leichten, rhythmischen Tritten an den Sitz des Vordermanns abbauen. Er wird sich über die Gratismassage freuen.
Auch über Ihren nackten Fuss auf seiner Sitzlehne wird er sich freuen, weil das ist ein schöner Fuss.
Hat der erste Pneu des Flugzeugs einmal den Boden berührt, sollten Sie schon auf den Beinen stehen und Ihr Handgepäck herausholen. Stehen Sie danach in den Gang und blicken Sie stur zum Ausgang. Seufzen Sie unter Kopfschütteln. Dies wird den Prozess des Ausstiegs um das 36-fache beschleunigen und Ihre Mitreisenden werden Sie dankbar auf Händen aus der Boeing tragen.
Sollten Sie es nicht eilig haben, bleiben Sie sitzen und belächeln die anderen, bereits stehenden Passagiere ruhig mit einem Fingerzeig. Betonen Sie Ihre intellektuelle Überlegenheit mit deutlich hörbaren Kommentaren wie «das hilft sicher, wenn jetzt alle aufstehen». Sie sind nämlich weiser und bleiben jetzt sitzen. Sie sind besser.
Stehen Sie ganz nahe an das Gepäckband. Weichen Sie keinen Zentimeter und verdecken Sie wann immer möglich jeglichen Blick auf die heranrollenden Koffer. Eine Kamera am Gepäckband wird Sie durch Gesichtserkennung identifizieren und gleichzeitig Ihre Eile erkennen. Die Meldung Ihrer Eile wird automatisch zum aufladenden Personal geleitet, welches Ihren Koffer aus dem Haufen der anderen heraussucht.
Sollten Sie Ihren Koffer schon haben, aber Ihr Reisepartner noch nicht, dann verteidigen Sie Ihren Platz am Förderband weiterhin, während Sie genervt auf seinen Koffer warten.