Hisbollah will sich nach Sieg über IS-Miliz aus Irak zurückziehen

Hisbollah will sich nach Sieg über IS-Miliz aus Irak zurückziehen

20.11.2017, 19:04

Die libanesische Hisbollah-Miliz will sich nach einem vollständigen militärischen Sieg über die IS-Terrormiliz aus dem Irak zurückziehen. Dies kündigte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Montag in einer Fernsehansprache an.

Die schiitische Hisbollah habe für den Kampf gegen die sunnitische IS-Terrormiliz «viele» Kommandanten und Kämpfer in den Irak geschickt. Wenn dieser Kampf vorbei sei, gebe es «keinen Bedarf» mehr für ihre Anwesenheit im Irak, sagte Nasrallah.

Am Freitag hatte die irakische Armee mit der Ortschaft Rawa die letzte von der IS-Miliz kontrollierte Stadt in dem Land zurückerobert. Die Hisbollah sei nun der Meinung, «dass die Mission erfüllt ist», sagte Nasrallah.

Sie warte aber noch auf die «endgültige Bekanntgabe des Sieges» durch den Irak. Die Hisbollah-Kämpfer würden dann «zurückkehren» und in die andere Gebiete geschickt werden, «wo sie gebraucht werden».

Hisbollah-Kämpfer sind im Irak vor allem als Berater und Ausbilder der ebenfalls schiitischen Hasched-al-Schaabi-Milizen im Einsatz, die vom Iran unterstützt werden. Die Hisbollah kämpft auch im Nachbarland Syrien an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad gegen den IS.

Die Hisbollah-Miliz spielt auch im Machtkampf zwischen dem Iran und Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle. Für die Regierung in Teheran ist die schiitische Bewegung ein wichtiger Verbündeter, der ihr in den vergangenen Jahren geholfen hat, ihren Einfluss in der Region auszuweiten.

Für das saudi-arabische Königreich ist die schlagkräftige Miliz dagegen eine «Terrorgruppe», die eine ernste Bedrohung für ihre Interessen in der Region darstellt.

Saudi-Arabien sieht seit Jahren mit Unbehagen, dass der Iran im Jemen, Syrien, dem Irak und dem Libanon seinen Einfluss ausweitet. Die Spannungen zwischen den beiden Regionalmächten hatten sich zuletzt weiter verschärft.

«Streit ersparen»

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, war am Montag zu Gesprächen in Beirut. Dabei rief er die Staaten der Region auf, dem Krisenland Libanon weiteren Streit zu «ersparen».

Den Iran nannte er dabei nicht namentlich. Zuvor hatte allerdings die Arabische Liga am Sonntag bei einer Dringlichkeitssitzung scharfe Kritik an der Politik des Iran im Libanon und der Region geäussert.

Die Aussenminister der Mitgliedstaaten kritisierten insbesondere die Hisbollah-Miliz und kündigten an, die pro-iranische Bewegung für die «Unterstützung von Terrorismus und Terrororganisationen in arabischen Ländern» zur Rechenschaft zu ziehen. Die Sondersitzung der Arabischen Liga in Kairo war auf Antrag Saudi-Arabiens anberaumt worden, das mit dem Iran um die regionale Vorherrschaft ringt.

Die Aussenminister forderten die Hisbollah am Sonntag in ihrer Abschlusserklärung auf, sich künftig aus regionalen Konflikten herauszuhalten. Abul Gheit sagte, Libanons Delegation unter Leitung ihres Botschafters Antoine Assam habe Vorbehalte zur Erklärung geäussert - insbesondere mit Blick auf die Vorwürfe gegen die Hisbollah. Libanons Aussenminister Gebran Bassil nahm nicht an dem Treffen teil.

Die Hisbollah-Bewegung ist an einer Koalitionsregierung im Libanon beteiligt, doch ist ihre Rolle im Land seit langem umstritten. Anfang November trat Libanons Ministerpräsident Saad Hariri überraschend zurück, wobei er der Hisbollah vorwarf, das Land dominieren zu wollen. Es wird aber spekuliert, dass Saudi-Arabien Hariri zum Rücktritt zwang, um den Einfluss des Iran im Libanon zu beschneiden. (sda/afp)

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