Rund 3000 Menschen haben nach den Erdbeben in Mittelitalien ihre Häuser verlassen und im Freien oder in Notunterkünften übernachtet. «Wir suchen nach Unterkünften. Wir können in dieser Jahreszeit keine Zelte aufschlagen», sagte der Chef des Zivilschutzes der Region.
Die Bevölkerung verbrachte eine Nacht der Angst. Heftige Niederschläge erschwerten die Lage. Drei Spitäler in der Region Marken mussten aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Die Patienten sind in anderen Spitälern der Gegend untergebracht worden.
Die Rettungsteams versuchten am Donnerstagmorgen, sich einen Überblick über das Ausmass der Schäden verschaffen. Die Dunkelheit, Regen sowie Dutzende Nachbeben hatten zuvor eine genaue Schadensabschätzung verhindert.
Um die 1000 Kräfte Rettungskräfte waren im Einsatz. «Der Rettungseinsatz hat gut funktioniert, vor allem wenn man bedenkt, dass das Erdbebengebiet besonders gross ist. Wir werden niemanden allein lassen», sagte Innenminister Angelino Alfano.
Weniger Opfer als erwartet
Nach den Worten des italienischen Zivilschutzchefs Fabrizio Curcio wurden zwar viele Gebäude zerstört oder beschädigt, doch war die Lage «nicht so katastrophal», wie es angesichts der Stärke der Erdstösse zu erwarten gewesen wäre.
Dass die Menschen ihre Wohnungen so rasch verliessen, dürfte dazu beigetragen haben, dass es nicht mehr Opfer gab. In der Ortschaft Tolentino erlag ein 70-jähriger Mann nach Angaben der Polizei einem Herzinfarkt, ansonsten gab es nur Leichtverletzte.
Innenminister Alfano versprach Hilfen für den Wiederaufbau der zerstörten Gemeinden. Die Regierung von Premier Matteo Renzi hatte erst vor einigen Tagen einen Plan für Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro für den Wiederaufbau jener Region verabschiedet, die bereits beim schweren Erdbeben am 24. August beschädigt worden war.
Die beiden Beben der Stärke 5.5 und 6.1 hatten am Mittwochabend im Abstand von zwei Stunden die Region Marken erschüttert. Seit dem ersten Erdstoss gegen 19.10 Uhr zählte das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) rund 60 weitere Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 4.6. (sda/apa/afp)