Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan gerät durch einen neuen angeblichen Mitschnitt eines Telefonats weiter unter Druck. Auf der Videoplattform YouTube wurde am Mittwoch ein zweites Tondokument veröffentlicht, das aus einem Gespräch zwischen Erdogan und seinem Sohn stammen soll.
«Nimm es nicht. Er soll liefern, was er uns versprochen hat», sagt eine Stimme, die Erdogan gehören soll. «Wenn er nicht liefert, dann lassen wir es», heisst es weiter in dem Mitschnitt, der anonym unter dem Pseudonym Hamzadeler bei YouTube eingestellt wurde. «Die anderen liefern, warum nicht er? Was denkt er, was das für ein Geschäft ist?»
Ein Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Echtheit des neuen Mitschnitts werde geprüft, die Regierung werde zunächst keine Stellung nehmen. Reuters kann weder die Echtheit des ersten noch des zweiten Mitschnitts bestätigen.
Bereits am Montag war ein ähnlicher Mitschnitt im Internet veröffentlicht worden, der ebenfalls ein Gespräch von Erdogan mit seinem Sohn Bilal sein soll. Darin ist die Rede davon, wie Millionen-Summen vor Korruptionsermittlern in Sicherheit gebracht werden können.
Erdogan hatte das Dokument als «schamlose Montage» und einen heimtückischen Angriff auf das Amt des Ministerpräsidenten bezeichnet. Oppositionspolitiker hatten Erdogans sofortigen Rücktritt gefordert. Nach den Veröffentlichungen hatte es in mehreren Städten Krawalle gegeben.
Erdogan steht seit Monaten unter Druck. Zuletzt hatte ein Gesetz zu Internet-Beschränkungen und eine Justizreform, die der Regierung mehr Einfluss verschaffen soll, Demonstrationen ausgelöst. (sda/reu)