Nach dem Ende der aktiven Karriere geht es mit manchem Fussballprofi gesundheitlich bergab. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der weltweiten Spielergewerkschaft FIFPro in Auftrag gegebene Studie, die am Mittwoch auf der FIFPro-Homepage vorgestellt wurde.
«Von den Befragten haben mehr ehemalige Profis mentale Gesundheitsprobleme eingeräumt als aktive», sagte der für die Studie hauptverantwortliche Arzt Vincent Gouttebarge. Von den über 300 befragten Fussballern gaben 39 Prozent der Ex-Profis an, Depressionen und Angstzuständen erdulden zu müssen. Demgegenüber stehen 26 Prozent bei den aktiven Spielern.
Die befragten Fussballer kamen aus den Niederlanden, Schottland, Irland, den USA, Australien und Neuseeland. «Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung hat das Leben eines Profifussballers auch seine Schattenseiten», sagte Gouttebarge. Gerade die Phase nach dem Karriere-Ende sei eine kritische, erklärte der Mediziner: «Wir haben herausgefunden, dass mentale Krankheiten bei früheren Fussball-Profis häufiger auftreten als bei anderen untersuchten Bevölkerungsgruppen.»
Das Leben der Profis und früheren Aktiven sei «übersät mit psychologischen Fallen», meinte Gouttebarge. Wenn die Spieler mit den intensiven physischen Aktivitäten aufhören würden, liefen sie Gefahr, ihr strukturiertes Leben zu verlieren. «Die soziale Unterstützung durch Spieler und Trainer nimmt ab», führte der Arzt aus. «Die Spieler müssen ihren Platz in der ‹normalen› Gesellschaft neu finden.» Das treffe nicht nur auf Ex-Profis zu, sondern auch aktive Spieler während einer längeren Verletzungspause.
Anhand der Angaben der Befragten zählte die Studie mehrere sogenannte Stressoren – stressauslösende Faktoren – auf, die zu psychologischen Problemen führen können: Spiel- und Trainingspausen von mehr als vier Wochen würden genauso dazu gehören, wie Operationen, der Tod eines Familienmitgliedes und der fehlende soziale Umgang mit Trainern und Mitspielern.
Der Mediziner Gouttebarge forderte alle Fussball-Interessensgruppen auf, Spieler auf diese Zusammenhänge hinzuweisen und zu zeigen, wie mit Symptomen von mentalen Krankheiten umzugehen ist. Die Gewerkschaft FIFPro hoffe zudem, durch diese Studie das Thema Depressionen im Fussball weiter zu enttabuisieren. (dhr/sda/dpa)