Im Sudan hat das regierende Militär offenbar damit begonnen, eine Protestkundgebung tausender Demonstranten vor dem Armeehauptquartier aufzulösen. Das teilte das an der Spitze der Proteste stehende Gewerkschaftsbündnis SPA am Montag mit.
Der Militärrat habe einen «Versuch» gestartet, den Platz vor dem Armeehauptquartier in der Hauptstadt Khartum «gewaltsam» zu räumen, erklärte das SPA. Nach Angaben des Zentralkomitees der sudanesischen Ärzte, das der Protestbewegung nahe steht, wurden bei dem Einsatz der Sicherheitskräfte mindestens zwei Menschen getötet und mehrere weitere verletzt.
Ein Anwohner sagte, er habe Schüsse gehört und Rauch gesehen. Ein anderer Anwohner sagte, Einsatzkräfte in Polizeiuniformen hätten versucht, eine Strasse nahe der Proteste zu räumen.
Der SPA warnte vor einem «blutigen Massaker» und forderte die Sudanesen zu «totalem zivilen Ungehorsam» und neuen Protesten auf, um den Militärrat zu stürzen. Die Demonstranten fordern eine zivile Regierung für den Sudan.
Im Sudan hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April ein Militärrat die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrscht aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.
Die Botschaft der USA im Sudan kritisierte die Gewalt gegen Demonstranten scharf. «Angriffe sudanesischer Sicherheitskräfte auf Demonstranten und andere Zivilisten sind falsch und müssen aufhören», twitterte die Botschaft. Die Verantwortung dafür trage der militärische Übergangsrat. Der Rat könne die Menschen Sudans nicht verantwortungsvoll führen, hiess es. (sda/afp/dpa)