Britischer Aussenminister trifft Ruhani wegen inhaftierter Britin

Britischer Aussenminister trifft Ruhani wegen inhaftierter Britin

10.12.2017, 07:52

Der britische Aussenminister Boris Johnson trifft sich am Sonntag in Teheran mit Irans Präsident Hassan Ruhani. Er will sich dabei für die Freilassung von britischen Gefangenen einsetzen.

Es geht um die seit fast zwei Jahren im Iran inhaftierte iranischstämmige Projektmanagerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe sowie um den Geschäftsmann Kamal Foroughi. Beide haben die doppelte Staatsbürgerschaft.

Zaghari-Ratcliffe sollte am Sonntag vor Gericht erscheinen. Der Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung wird Verbreitung von Propaganda gegen das iranische Regime und die Vorbereitung eines Umsturzes vorgeworfen. Sie wurde letztes Jahr zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Geschäftsmann Forughi sitzt seit 2011 wegen angeblicher Spionage im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran.

Irans Botschafter in London, Hamid Baeidinedschad, hat die Hoffnungen auf eine sofortige Freilassung der beiden Briten gedämpft. Der Fall sei in den Händen der iranischen Justiz und nicht der Regierung, so der Botschafter. Dennoch gab es im Iran mehrere Gefangene, die über politische Kanäle freigekommen sind.

Für Johnson geht es auch um seine eigene politische Zukunft. Ihm wird vorgeworfen, die Lage der seit bald zwei Jahren inhaftierten Zaghari-Ratcliffe verschärft zu haben. Johnson hatte im November vor einem Parlamentsausschuss in London gesagt, sie habe im Iran Journalisten ausgebildet. Zaghari-Ratcliffe bestreitet dies.

Alte Schulden

Im Fall der beiden Briten könnte auch eine Tilgung von britischen Altschulden aus den 1970er Jahren von 400 bis 450 Million Pfund (bis über 600 Millionen Franken) zu ihrer Freilassung führen. Baeidinedschad wies Berichte einiger britischen Medien, dass die Summe als Lösegeld für die Freilassung bezahlt werde, jedoch als falsch zurück.

Die Schulden stammen aus einem Waffengeschäft, das noch vor der islamischen Revolution unter dem Schah geschlossen worden war. Nach dem Sturz des Schahs wurde das Geschäft nicht zu Ende geführt. London hätte Teheran Geld zurückzahlen müssen, tat dies aber bisher nicht, auch wegen den lange geltenden Banksanktionen. (sda/dpa)

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