Aargau

Beinwil am See: Gemeinde fahndet nach Auto-Besitzer

Ein herrenloses Auto seit August: Wie eine Aargauer Gemeinde nach dem Besitzer fahndet

Seit August steht der Audi in Beinwil am See AG. Der Halter des Fahrzeugs ist spurlos verschwunden. Jetzt fahndet die Gemeinde mit einem Inserat nach dem Besitzer
23.12.2017, 07:2823.12.2017, 07:30
Michael Küng / Schweiz am Wochenende
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Am Löwenplatz in Beinwil am See spielt das Dorfleben wie eh und je. Doch seit August hat es einen unfreiwilligen Beobachter: In der blauen Zone steht ein verlassener Audi A6 Avant Quattro. Die Parkbewilligung abgelaufen, das Nummernschild abmontiert. Ab nächstem Jahr darf er nicht mal mehr auf die Autobahn, das erste Mal seit 2014.

Der ehemalige Besitzer seines Nummernschilds hat die Gebühren und Versicherungsprämien nicht mehr bezahlt. Deshalb wurde ihm sein letztes Nummernschild genommen, eingezogen. Das Letzte, weil der Audi A6 bereits 18 Jahre alt ist. Die Chance, dass ihm noch einmal jemand ein zu Hause schenkt, scheint verschwindend klein.

Audi Beinwil am See
Parkzeit längst abgelaufen: Der Audi A6 Quattro steht seit August mitten in Beinwil am See.Bild: Ruth Steiner/AZ
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«Ich hatte einmal ein ähnliches, gleichaltriges Auto», sagt Stefan Jetzer, Gemeindeammann von Beinwil am See. «Vor zwei Jahren wurde sein Wert auf noch 300 Franken geschätzt». Er rechnet deshalb nicht mehr damit, dass sich der Besitzer meldet.

Einfach weg

Der Halter der eingezogenen Autonummer ist spurlos verschwunden. Seine Wohnung in Beinwil am See ist verlassen, die Gemeinde kann ihn nicht finden. Sie hat ihn abgemeldet. Der Osteuropäer besitzt zwar eine noch gültige Aufenthaltsbewilligung, ob er aber überhaupt im Land ist, weiss niemand. Dabei scheint der Audi im Sommer noch voll des Lebens gewesen zu sein. Essstäbchen zwischen den Sitzen zeugen von einem Dinner, Münzen stapeln sich im Ablagefach, einst wertvolle Devisen für das Leben auf der Strasse.

Kopfzerbrechen bereitet der einsame Audi auch der Polizei. «Dass ein Auto mit oder ohne Nummer zurückgelassen wird, kommt vor, es handelt sich aber um Einzelfälle», sagt Roland Jenni, Vizepräsident ad interim des Verbands Aargauer Regionalpolizeien und Leiter der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal. «Für uns bedeutet das, dass wir mit Auto- und Chassisnummer nach dem Besitzer suchen und abklären müssen, ob das Fahrzeug zu einem Kriminalfall gehört oder zur Fahndung ausgeschrieben ist.»

Ein Fall für die Feuerwehr?

Der Audi steht im Zuständigkeitsbereich von Markus Steiner, stellvertretender Chef der Regionalpolizei Aargau Süd. «So ein Fall ist sehr selten, das hatten wir schon lange nicht mehr.» Nach den Abklärungen geht er davon aus, dass der ehemalige Halter des Nummernschilds auch der Besitzer des Audis ist. «Aber wissen kann man das nicht, weshalb die Gemeinde, die in diesem Fall zuständig ist, nun korrekterweise über die Medien nach dem Besitzer sucht.» Laut einem gestern im «Wynentaler Blatt» erschienen Inserat hat der Besitzer noch bis am 22. Januar Zeit, zu melden.

Tut er das nicht, droht dem alten Audi die Hydraulikpresse. Oder eine Feuersbrunst. Christian Kämpf, Regionalpolizei Lenzburg: «Wir haben vor kurzem ein ähnliches Auto zu Übungszwecken der Feuerwehr überlassen.» Es war ein Citroën, zurückgelassen in Rupperswil. Immerhin bleibt also die Hoffnung, dass der 18-jährige Audi mit der Chassisnummer WAU ZZZ 4BZ XN06 1848 noch ein letztes Mal einen sinnvollen Zweck erfüllt.

Besitzer war pleite

Hätte sich der Halter noch gemeldet, hätte er 300 Franken Parkgebühren nachzahlen müssen: Im Herbst 2016 suchte die SBB – erfolglos – mittels eines Inserats nach dem Besitzer eines Citroën Xantioa. Das Auto war dem Railclean-Team aufgefallen, weil es monatelang beim Bahnhof Rupperswil stand. (aargauerzeitung.ch)

Ugh. Nicht schon wieder ein 300-Kilo-Seebär auf meinem Auto

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tomtom1
23.12.2017 08:53registriert Oktober 2015
Der Staat beschäftigt sich selbst.
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mein Lieber
23.12.2017 09:18registriert November 2015
Neulich im Aargau...
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