Nach der Explosion in einem Bergwerk in der Westtürkei stecken noch mehr als 400 Kumpel unter Tage fest. Insgesamt 787 Bergarbeiter seien verschüttet worden, als sich die Explosion am Mittag ereignete, sagte der türkische Energieminister Taner Yildiz am Mittwochmorgen.
363 Kumpel seien bislang geborgen worden, darunter 200 Tote. Die Bergung der Festsitzenden sei ein Wettlauf gegen die Zeit.
Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigen werde, sagte der Minister.Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte eine geplante Auslandsreise nach Albanien ab. Er wollte am Mittwoch an den Ort des Unglücks in Soma in der Provinz Manisa reisen.
Mehrere Oppositionsparteien schickten Delegationen nach Soma. Verzweifelte Angehörige der Opfer warteten vor einem Spital auf Informationen.
In dem Kohlebergwerk war nach einer Explosion in etwa zwei Kilometern Tiefe Feuer ausgebrochen. Ursache war offenbar ein Defekt in der Elektrik. Die meisten Bergleute steckten in 2000 Metern Tiefe etwa vier Kilometer vom Eingang der Grube entfernt fest.
Dichter Rauch behinderte die Rettungsarbeiten. In die nicht vom Feuer erfassten Teile des Bergwerks wurde frische Luft gepumpt. Aus Sicherheitskreisen vor Ort verlautete, es hätten sich zwei Luftblasen gebildet. Zu der einen hätten die Bergungskräfte Zugang. In der anderen seien die Kumpel aber von jeder Hilfe abgeschnitten.
Die Bergwerksgesellschaft teilte mit, die Rettungsarbeiten hätten jetzt höchste Priorität. Die letzten Sicherheitsüberprüfungen habe es vor zwei Monaten gegeben. Türkische Medien berichteten, die Regierungspartei AKP habe im vergangenen Monaten eine Forderung der Opposition nach Überprüfung der Zeche zurückgewiesen.
In der Türkei kommt es immer wieder zu tödlichen Grubenunfällen. Mehrfach gab es in den vergangenen Jahren Verstösse gegen Sicherheitsbestimmungen oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen. (rey/kub/sda/afp)