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«Unsäglicher Akt der Barbarei»

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Polizistenmord in New York: «Unsäglicher Akt der Barbarei»
Im New Yorker Stadtteil Brooklyn hat ein Mann zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen erschossen. Der Krankenwagen mit den Mordopfern fährt durch ein Spalier von Polizisten und Anwohnern.
quelle: x03264 / stephanie keith
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Polizistenmord in New York

«Unsäglicher Akt der Barbarei»

Er stellte sich neben den Streifenwagen der New Yorker Cops und drückte immer wieder ab. Der 28-jährige Täter hatte sein Vorhaben bei Instagram und Facebook angekündigt – er wollte offenbar die Opfer von Polizeigewalt rächen. 
21.12.2014, 11:5021.12.2014, 16:19
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Sie wollen für ihre Kollegen da sein, obwohl schon alles zu spät ist. Hunderte Polizisten, Feuerwehrleute, Anwohner stehen aufrecht an der Strasse, der Blick starr, die rechte Hand am Kopf zum Salut für die beiden Cops, die im Krankenwagen liegen, verwundet von mehreren Kugeln. «Das ist eine Attacke auf jeden von uns», wird Bill de Blasio, der Bürgermeister der Stadt New York, später über die Schüsse sagen. 

Da sind die beiden amerikanischen Polizisten schon tot. 

Am Samstagnachmittag waren sie in Brooklyn noch Streife gefahren, einem Stadtteil von New York. Irgendwann stellten sie sich an eine Kreuzung gegenüber einer Hochhaussiedlung, hier stand die Polizei zuletzt häufiger, weil die Gewalt in der Gegend zugenommen hatte. 

Zu dem Zeitpunkt hatten ihre Kollegen in der Telefonzentrale bereits einen Anruf bekommen, der den beiden vielleicht das Leben hätte retten können: Der Polizei in Baltimore waren bei Instagram die Einträge eines 28-jährigen Mannes aufgefallen. Unter das Foto einer Pistole hatte Ismaaiyl B. geschrieben: «Sie haben einen von unseren genommen … Lasst uns zwei von ihren nehmen.»

Dazu die Hashtags #ShootThePolice, #RIPMikeBrown, #RIPEricGarner. 

Zwei schwarze Männer, die in diesem Jahr gestorben sind: Eric Garner wurde von einem weissen Polizisten gewürgt, Michael Brown erschossen. Danach postete der Mann laut «Washington Post» bei Facebook: Er habe schon immer dafür bekannt sein wollen, etwas Richtiges zu tun. Ein paar Stunden zuvor hatte er in Baltimore bereits seiner Freundin in den Bauch geschossen. 

Gegen 14.10 Uhr wussten die Polizisten in der Polizeizentrale, dass das Handy von Ismaaiyl B. in ihrem Bezirk geortet wurde, berichtet die «Washington Post». Kurz darauf schickten die Kollegen ein «Wanted»-Poster an die New Yorker Polizei. 

Sie waren zu spät

Jetzt auf

Denn gegen 14.45 Uhr, sagt die Polizei, stand Ismaaiyl B. schon neben dem Polizeiauto gegenüber der Hochhaussiedlung. Er habe durch das Beifahrerfenster geschossen, immer wieder abgedrückt. Er traf beide Polizisten in den Kopf. Sie hätten keine Chance gehabt, ihre Waffen zu ziehen, sagte Polizeichef William Bratton laut «New York Times». «Vielleicht haben sie ihren Angreifer, ihren Mörder nicht einmal gesehen.» 

Die Tat habe einer Exekution geähnelt, sagte Bürgermeister de Blasio später. 

Es sei ein «unsäglicher Akt der Barbarei», sagte US-Justizminister Eric Holder. 

Für die Tat gebe es keine Rechtfertigung, sagte Präsident Barack Obama. 

«Wir lehnen jede Art von Gewalt gegen Gesetzeshüter ab», sagte die Familie von Michael Brown. 

Nach dem Tod von Michael Brown und Eric Garner protestierten in ganz Amerika Menschen gegen Polizeigewalt und Rassismus. Aus Furcht vor weiteren Protesten hatte Gouverneur Jay Nixon in Ferguson, Browns Heimat, zwischenzeitlich schon den Ausnahmezustand ausgerufen. 

Polizeichef Bratton schloss nicht aus, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tod der Polizisten und dem Tod von Brown und Garner sowie den anschliessenden Protesten geben könnte. Verbindungen zu einer Terrorgruppe hatte der mutmassliche Täter laut Polizei jedenfalls nicht. 

Bislang ist über den Mann wenig bekannt – vielleicht wird die Polizei auch nie erfahren, warum er auf die beiden Polizisten geschossen hat: Nach der Tat flüchtete er in eine nahe gelegene U-Bahn-Station, schoss sich in den Kopf und starb. (fln)

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