Blogs
Briefe von der Heimatfront

Nach der Abercrombie-Pleite: Was wird jetzt aus den ganzen Nacktverkäufern?

Briefe von der Heimatfront (36)

Nach der Abercrombie-Pleite: Was wird jetzt aus den ganzen Nacktverkäufern?

11.11.2014, 14:2912.02.2018, 13:17
Folge mir
Mehr «Blogs»
Falschmeldung
Satire - (fast) kein Wort ist wahr!

Keine schönen Zahlen für die Marke der schönen Menschen: Das Modelabel Abercrombie & Fitch erlebt heftige Verluste – um fast 15% ging der Absatz zurück, und das allein in Europa. Die Nachricht schockiert vor allem Fans, die frühzeitig in den Kult investiert haben: z.B. Kaythleen, 14. Das junge Not-yet-It-Girl steht seit sechseinhalb Monaten in der Warteschlange vor der A&F-Filiale in Frankfurt, ernährt sich von Luft und Bulimie. Tagsüber erhält sie Makeup-Spenden von Touristen, nachts deckt sie sich mit einer Louis-Vuitton-Einkaufstüte zu. Wie viele andere Wartende muss sie jetzt befürchten, dass die Filiale schliessen könnte, bevor sie überhaupt den Eingang erreicht. «Wenn ich wenigstens zur Frühjahrskollektion reinkomme! Dann würd' ich das Zeug noch so retro-ironie-mässig auftragen.»

Pause ohne Ende, Die Welt als Witz
Den Nacktverkäufern droht ein harter Winter. Bild: EPA

Ein Sprecher der UNO-Hilfswerke warnt bereits vor Tausenden orientierungslosen A&F-Flüchtlingen, die nach einer möglichen Pleite in die Innenstädte zurückströmen könnten: «Syrer können wir versorgen – aber tausende Hipster mit tausenden verschiedenen Ernährungsfimmeln? Soviel glutenfreie Brennesselbratlinge sind auf dem Markt doch niemals verfügbar!» Viele Fans wollen das Risiko, vor verschlossenen Türen zu stehen, gar nicht erst eingehen: Sie verbinden sich die Augen und inhalieren Deodorant, bevor sie ganz normal in den H&M gehen.

Der Rückgang in den Verkäufen ist zum Teil selbstverschuldet. Einerseits setzte das Label auf Jugendliche – doch seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1892 sind viele der ehemals Jungen nun deutlich älter, z.T. sogar verstorben. Dann die Öffentlichkeitsarbeit: A&F wirbt vor allem mit nackter Haut, auch in den Filialen werden die Kunden von halbnackten Models bedient. So blieb in der Öffentlichkeit der Eindruck zurück, man müsse einfach nur nackt auf die Strasse gehen, um die neuesten A&F-Trends aufzutragen. Ein peinliches Eigentor! Auch die missglückten PR-Auftritte von Ex-Firmenchef Michael Jeffries («ich möchte, dass man in diesem Land hässliche Menschen endlich wieder auf der Strasse niederschiessen darf, ohne sich dafür ständig entschuldigen zu müssen» – so ähnlich hat er das gesagt) nagten am Image, Jeffries' immenser Botoxkonsum zudem an der Gewinnspanne.

Die Nacktverkäufer selbst müssen jetzt um ihre Existenz bangen: Meteorologen kündigen für 2014 einen harten Winter an. Wenn die Models nicht rechtzeitig von anderen Firmen aufgefangen werden, könnten sie zu Hunderten in den Fussgängerzonen erfrieren oder an Raststätten ausgesetzt werden. Grosse Discounter wie Lidl und Denner kündigten bereits an, die freigesetzten A&F-Schönlinge notfalls zu übernehmen. Dort will man ohnehin stärker die A&F-Verkaufsprinzipien umsetzen: Gedämpftes Licht und Parfüm in der Luft sollen den Supermarktkunden verwirren; nacktes Fleisch ist noch zusätzlich geeignet, neueste Preiserhöhungen vergessen zu lassen.

Mehr von Leo Fischer

Leo Fischer
Leo Fischer
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen.

Mehr von Leo Fischer gibt's bei Titanic
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Der Ort, an dem die Frauen baggern
Ich war für ein Wochenende in Davos und habe eine kleine Analyse und eine Nummer für euch mitgebracht.

Wer in Zürich jemanden kennenlernen will, so im echten Leben, in einer Bar oder einem Club, ich rede hier nicht von den ganz verrückten Dingen, die nur in Filmen passieren, wo sich Leute am helllichten Tag auf dem Trottoir kreuzen und so verzaubert sind, dass sie umdrehen und einander auf der Stelle ehelichen, nein, ich rede hier vom billigbanalen, promillebedingten Ansprechen an Orten, wo man sich kaum sieht und hört, davon rede ich, und auch das passiert in Zürich nie. Mir nicht, meinen Freundinnen und Freunden nicht und dir ganz bestimmt auch nicht. Ausser vielleicht, du siehst aus wie Jennifer Lawrence. Aber wer sieht schon aus wie Jennifer Lawrence? Eben.

Zur Story