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Briefe von der Heimatfront

Der Nipster ist erst der Anfang

Briefe von der Heimatfront

Der Nipster ist erst der Anfang

09.08.2014, 17:0710.08.2014, 11:05
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Unerbittlich schreitet die Hipsterisierung des Grossstadtlebens voran, fast kein Lebensbereich bleibt von ihr verschont. Schon jetzt erhältlich sind Zeitungen auf Dinkelpapier, Bolognese-Smoothies und Witze, die einen (ironischen) Bart haben. Auch das bisher so widerborstige Lager der NPD-Anhänger lebt eine neue Ästhetik: Nipster, nationale Hipster mit Jutebeutel und Ohrstecker, werden salonfähig, sind auf immer mehr rechten Demos zu sehen. Andere nationale Subkulturen sind da unscheinbarer. 

Nippies 

Sie leben die Tiere, den Boden, das Blut: Nazi-Hippies sind eins mit ihren Genen, lesen spirituelle Wahrheiten aus dem Inneren einer Bratwurst, umarmen deutsche Eichen. Statt Gras rauchen sie Löwenzahn, statt ausländischem Soja essen sie einheimischen Rindenmulch. Gewalt stösst sie ab – lieber wollen sie die Volksverräter zu Boden tanzen. 

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Nuppies 

Sie haben fünf Jahre lang studiert, sich einen niedlichen Kameraden/ein deutsches Mädel angelacht und bewohnen ein schickes Noft in den Szenebezirken von Dortmund, Mannheim oder Dresden: die national urban professionals. Ihr Motto heisst «work hard, hate hard»: Nachdem man 14 Stunden lang die IT von KraussMaffei gewartet hat, geht es dann übers Wochenende zu exklusiven Thingspielen nach Norwegen. 

Neeks 

Auch die Rechten haben ihren Sheldon! Der nationale Geek lernt Abschusslisten auswendig, erstellt digitale Ariernachweise und entwickelt neue Codes, um den Verfassungsschutz zu verwirren (818, 3345). In seiner Freizeit duelliert er sich mit Softair-Vernichtungswaffen und kämpft in World of Warcraft gegen die krummnasigen, diebischen Goblins.

Got, der / Gota, die

Die Gothic-Szene wird auf ihren Worturrsprung zurückgeführt: Deutsche Goten ziehen sich ihre SS-Runen mit Kajalstift, ritzen sich Texte von Frei.wild in den Oberarm. Und vor allem trauern sie: über die jüdisch-amerikanische Weltherrschaft, über die Niederhaltung des deutschen Volkes und über den unstillbaren Schmerz, seit in der Nachbarwohnung ein schwules Pärchen aus Marokko eingezogen ist. 

Nunks 

Nationale Punks zahlen nicht für ein System, wo das Geld immer nur ins Ausland fliesst. Statt dessen leben sie ihren Traum: rotzbesoffen in der Einkaufszone rumgammeln und harmlosen Passanten AfD-Flyer aufdrängen. Um die Bürgerlichen zu schockieren, kleiden sie sich exakt wie diese: Funktionskleidung oder Stangenanzug mit Krawatte. Im Kopf der Krawallmacher herrscht hingegen nichts als das blanke Chaos («die Griechen wollen, dass wir für ihre Kriege bezahlen, und schicken uns deshalb so viele Türken her»).

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Bild: leo fischer
Leo Fischer  
Der ehemalige Chefredaktor vom Satiremagazin «Titanic» schreibt jede Woche einen «Brief von der Heimatfront». Er liefert den deutschen Invasoren in der Schweiz Schlachtpläne, wie sie die deutsche Dominanz in den Universitäten oder dem Gesundheitswesen noch stärker durchsetzen und festigen können. Er wird aber auch seinen Landsleuten mit ordentlich Humor grob aufs Dach hauen. Mehr von Leo Fischer gibt's bei Titanic. 
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3 Kommentare
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Jetzt scheint auch in den letzten Schweizer Käffern wieder die Sonne
Im Flachland kennen wir es ja zur Genüge: Immer scheint die Sonne nicht. Aber in der Schweiz gibt es diverse Ortschaften, welche tatsächlich wochenlang im Schatten liegen. Am 26. Februar kommt das letzte Kaff auch wieder ans Licht.

Unten grau, oben blau. Wir kennen den kleinen Reim. Oben in den Bergen, dort scheint auch im Winter gefühlt immer die Sonne. Aber Berge haben hauch einen Nachteil. Zumindest für alle, die in deren Schatten im Tal leben.

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