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12-Jähriger wird in Einsiedler Babyklappe deponiert

Von den Eltern eiskalt verstossen: Der kleine Rabauke Joshua.
Von den Eltern eiskalt verstossen: Der kleine Rabauke Joshua.Bild: Shutterstock
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12-Jähriger wird in Einsiedler Babyklappe deponiert

26.02.2015, 14:5027.02.2015, 17:12
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Einsiedeln (den) – Zum siebten Mal ist im Spital Einsiedeln ein Kind anonym deponiert worden. Keine grosse Sache, könnte man denken. Und doch, diesmal ist alles anders. Denn der abgegebene Joshua ist 144 Monate alt. Oder anders gesagt: Joshua ist zwölf. 

Laut dem Einweisungsbericht handelt es sich bei ihm um das erste Kind, welches aufgrund seines deutlich fortgeschrittenen Säuglingsalters nicht komplett durch die Klappe passte. Die zuständigen Ärzte mussten den kleinen Findling mit einem Bolzenschneider aus seiner misslichen Lage befreien. «Es waren dramatische Minuten, sowohl für uns als auch für den Jungen», erzählt die noch immer aufgewühlte Krankenschwester, Marianne Kälin. «Zum einen wollten wir die teure Babyklappe nicht allzu sehr beschädigen, zum anderen brüllte Joshua, er würde uns umbringen, sollte der Bolzenschneider seinen hippen Undercut zerstören.» 

Mittlerweile gehe es dem 12-Jährigen den Umständen entsprechend gut, sagt Kinderarzt Dr. Fotelli. «Allerdings ist Joshua sehr hungrig und übermüdet. Er spricht nur, wenn er ein weiteres Red Bull will oder das WLAN-Signal zu schwach für sein iPad ist. Möglicherweise braucht er noch eine Weile, um sich bei uns einzuleben.»

Brief in Hose gefunden

Von wem Joshua abgegeben wurde, ist nicht bekannt. Der Junge habe auf die Frage nach seinen Eltern mit einem «Das sind zwei Loser, die mich das ‹Dschungelcamp› nicht zu Ende gucken lassen», geantwortet. Allerdings wurde in der Hose des 12-Jährigen ein Brief gefunden. In diesem entschuldigt sich seine 26-jährige Mutter für die drastische Massnahme. «Wir haben mit Joshua alles versucht, aber er hat ständig rebelliert. Weder wollte er täglich 30 Minuten Blockflöte üben, noch ass er sein Gemüse auf. Ausserdem hat er die Katze der Nachbarn mit Zigarettenstummeln beworfen und in der Schule ein Mädchen auf der Toilette fotografiert.» 

Sie könne sich nicht mit einem Sturkopf wie Joshua abmühen, denn sie habe noch zwei weitere Kinder zu erziehen, so die verzweifelte 26-Jährige. Sie hoffe allerdings, dass die Babyklappe ihrem Sohn eine Lehre sei und er die Massnahme als Aufruf verstehe, sein Leben endlich in den Griff zu bekommen. Das Krankenhauspersonal wollte sich zum Brief nicht äussern, da man befürchte, Joshuas Mutter könnte noch weitere Kinder abliefern.

In diesem Arztzimmer wurde Joshua untersucht. Bis auf einen Undercut scheint ihm gesundheitlich nichts zu fehlen. 
In diesem Arztzimmer wurde Joshua untersucht. Bis auf einen Undercut scheint ihm gesundheitlich nichts zu fehlen. Bild: Shutterstock

Seniorenklappe vor dem Aus

Nicht weitergeführt wird hingegen die vor kurzem eröffnete Seniorenklappe. Diese sollte Familien, analog zur Babyklappe, eine allerletzte Alternative bieten, wenn der Stress und die Ohnmacht im Umgang mit den betagten Familienmitgliedern schlicht zu viel wurde.

«Bereits am ersten Morgen nach der Aktivierung der Seniorenklappe waren 37 Greise abgegeben worden», erklärt Gerontopsychiater Daniel Lauber. Das deute zwar auf ein Bedürfnis nach solchen Angeboten in der Gesellschaft hin, das Konzept müsse aber zuerst überarbeitet werden, so Lauber. Gerade auch, weil unter anderem eine 42-jährige Mutter von ihrem 19-jährigen Sohn abgegeben wurde. 

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über Schwulenhasser, die in Russland Asyl beantragen oder mit Zwiebeln verunreinigte Kebabs, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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Fuck you, Finn!
Valentina ist verliebt. Nicht in mich. In Finn. Der Loser der Situation: ich.

Valentina war endlich wieder Single. Also, sie war immer Single, aber eine Weile gab's ja neben mir noch einen anderen Typen, Marcel. Dass es Marcel gab, fand ich nicht gut, aber ich durfte es natürlich nicht «nicht gut» finden, weil, Valentina und ich haben ja keine monogame Beziehung, wir haben gar keine Beziehung, was wir beide gut finden, aber wir haben auch nicht nichts, was auch gut ist, aber wenn dann da noch so ein Horst, respektive Marcel, ist, dann ist, was wir haben, natürlich bisschen weniger gut. Aus verschiedenen Gründen. Sie war öfter, wenn ich sie treffen wollte, «busy». Was sie machte, sagte sie nie, musste sie auch nicht, wusste ich eh: Marcel. Sie war auch eher mal «zu müde». Warum, war mir ebenfalls klar. Ich fand die Situation, je länger sie gedauert hat, nicht besser, aber ich habe mich damit abgefunden.

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