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Frau hängt seit vier Jahren in Sunrise-Warteschleife

Hat sich wegen Sunrise einen Katheter legen lassen: Gabi Stummel.
Hat sich wegen Sunrise einen Katheter legen lassen: Gabi Stummel.Bild: flickr/justrochelle
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Frau hängt seit vier Jahren in Sunrise-Warteschleife

22.07.2014, 11:0122.07.2014, 16:12
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Satire – kein Wort ist wahr
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Baden (den) – Die Hochzeit ihrer Tochter, Tauchurlaub in Australien oder Spaziergänge mit Pudel Claudio: All das hat Gabi Stummel die letzten vier Jahre verpasst. Der Grund? Sie wartet seit November 2009 darauf, dass der Sunrise-Kundendienst ihr Gespräch entgegennimmt. Ihren Job hat die ehemalige Telefonistin längst verloren. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit in ihrem Büro hat sie ausserdem 20 Kilo zugenommen. Auflegen kommt für sie trotzdem nicht in Frage. 

«Im 45-Sekunden-Rhythmus wird mir gesagt, dass mein Anruf wichtig sei. Da wäre ich ja schön blöd, wenn ich so kurz vor dem Ziel aufgäbe!» Stummel wird von ihrer Familie so gut es geht unterstützt. «Sie bringen mir Essen und die Enkelkinder spielen auch mal Ball mit mir.»

Höllische Schmerzen

Die Aargauerin kann sich dank einem extra langen Telefonkabel sechs Meter um ihren Schreibtisch bewegen. «Ich schaffe es bis ans Fenster und kann am Morgen jeweils den Sonnenaufgang beobachten.» Trotzdem hofft Stummel darauf, dass Sunrise ihren Anruf bald entgegennimmt. «Mein Telefon hat keine Lautsprecherfunktion. Ich muss mir den Hörer permanent ans Ohr halten und habe höllische Schmerzen in den Handgelenken.» 

Um ihrer Familie nicht zur Last zu fallen, hat sich die 49-Jährige vor zwei Jahren einen Katheter legen lassen. Der drastische Schritt sei nötig gewesen, sagt Stummel. «Ich hatte Angst, dass während meinem Gang zur Toilette bei Sunrise jemand abnehmen könnte. Mit dem Katheter bin ich auf der sicheren Seite.» 

Um ihr Ohr zu kühlen, legt Gabi Stummel ihren Kopf alle zwei Stunden auf die Tischplatte.
Um ihr Ohr zu kühlen, legt Gabi Stummel ihren Kopf alle zwei Stunden auf die Tischplatte.Bild: flickr/justrochelle

Sunrise zeigt sich betroffen

Bei Sunrise weiss man nichts von Gabi Stummels Anruf. «Woher auch, wir hatten sie ja nie am Apparat», heisst es auf Anfrage des Enthüllers. Allerdings sei man betroffen vom Schicksal der «armen Frau». Ihr Fall sei aussergewöhnlich. «Normalerweise beträgt die Wartezeit beim Kundendienst nur knappe zehn Minuten. Wenn man den Kassensturz einschaltet, geht’s sogar noch etwas schneller», so der Telekommunikationsanbieter.

Es sei nicht im Interesse von Sunrise, dass Stummel bereits seit vier Jahren in der Warteschleife vor sich hin vegetiere. «Wir würden uns liebend gerne mit dem Anliegen der Kundin auseinandersetzen. Bei der Gelegenheit könnten wir sie auch gleich auf unser tolles Sunrise-TV-Angebot aufmerksam machen oder ihr Handyabo verlängern.

Stummel bleibt dran

Gabi Stummel kämpft weiter. «Irgendwann wird jemand abnehmen. Und dann werde ich denen schwarz auf weiss beweisen, dass sie sich bei meiner Rechnung vom August 2009 um 18 Franken vertan haben!» Die Ex-Telefonistin hat ausserdem ein weiteres Anliegen, das sie mit dem Kundendienst besprechen möchte: «Die sollten unbedingt mal die Musik in der Warteschleife ändern!»

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über einen Schwangerschaftstest fürs iPhone oder mit Zwiebeln verunreinigte Kebabs, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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