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Armut in der Schweiz: Tausende Schüler können sich iPhone 6 nicht leisten

Den beiden Mädchen ist anzusehen, wie unglücklich sie mit ihren Handys sind. Das liegt allerdings nicht daran, dass es keine Smartphones sind. Ihre Eltern haben die Menüführung der Nokia-Fossilien auf ...
Den beiden Mädchen ist anzusehen, wie unglücklich sie mit ihren Handys sind. Das liegt allerdings nicht daran, dass es keine Smartphones sind. Ihre Eltern haben die Menüführung der Nokia-Fossilien auf Arabisch umgestellt. Bild: KEYSTONE
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Armut in der Schweiz: Tausende Schüler können sich iPhone 6 nicht leisten

09.09.2014, 09:3410.09.2014, 16:32

Satire – kein Wort ist wahr!

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Bern (den). Am Dienstag präsentiert Apple seine neuste Kreation. Experten gehen davon aus, dass das iPhone 6 zwischen 700 und 1100 Franken kosten wird, je nach Speicherplatz. Ein stolzer Preis, der das Telefon für viele Kinder und Jugendliche unerschwinglich macht. Besonders tragisch: Betroffen sind nicht nur Schüler aus ärmeren Agglomerationsgebieten, auch für viele Städter bleibt Apples neuster Wurf ein Traum. So auch für den 11-jährigen Oliver V. aus Zürich.  

«Ich muss das alte iPhone 4 meiner Schwester austragen. Meine Eltern sagen, das müsse im Moment noch reichen. Die haben ja keine Ahnung. In der Schule werde ich von den grösseren Jungs oft gehänselt, weil ich technisch nicht auf dem neusten Stand bin.» Doch nicht nur die Sticheleien seiner Klassenkameraden setzen dem 11-Jährigen zu, Oliver stören vor allem die widrigen Umstände, die mit der Benutzung seines Smartphones einhergehen. «Nach der Schule muss ich immer gleich eine Steckdose suchen, weil der Akku nicht länger als acht Stunden hält. Viele Apps lassen sich nicht mehr aktualisieren, der Home-Button klemmt, und weil ich nur 16 Gigabyte Speicher habe, muss ich ständig Selfies löschen!»

Psychologe warnt vor erschwertem Start ins Berufsleben

Jugendpsychologe Allan Güggenbuhler kennt die Nöte und Sorgen von Teenagern. Der Druck, immer das neuste technische Gadget zu haben, sei in diesem Alter besonders gross. «In meiner Praxis habe ich oft mit Jugendlichen zu tun, die sich minderwertig vorkommen, weil ihr Smartphone veraltet ist. Denen versuche ich dann klarzumachen, dass der Wert eines Menschen nicht nur von seinem Handy abhängt. Viel wichtigere Kriterien sind der Charakter oder die Anzahl Facebook-Freunde.» 

Früher hätten Jungs in der Pubertät die Länge gewisser Körperteile verglichen, heute seien es halt die iPhones, so der Psychologe. Man könne das technologische Wettrüsten nicht per se verteufeln. «Es gibt durchaus legitime Gründe, warum man seinen Nachwuchs mit dem neusten Handy ausstatten sollte. Kinder, die mit veralteter Technik aufwachsen, haben beispielsweise einen erschwerten Start ins Berufsleben.»

Einen kreativen Ansatz, wie man armen Schülern zu einem iPhone 6 verhelfen kann, hat die Sekundarschule Glattbrugg (ZH) gefunden. «Wir lassen uns die Einzelteile von Foxconn aus China zuschicken. Die kosten ja nur etwa 250 Franken. Das Handy setzen wir dann im Werkunterricht zusammen. Und zwar in 16-Stunden-Schichten. So können die Schüler mal sehen, was die Arbeiter auf der anderen Seite der Erde leisten», erklärt Schulleiter Guido Hehl das Projekt. Da viele der Bauteile relativ klein sind, sei man auf die Hilfe von Primarschülern angewiesen. «Mit Kinderhänden lassen sich die filigranen Geräte viel leichter zusammenschrauben.»  

Doch selbst mit Smartphones Marke Eigenbau, für die meisten Schweizer Kinder und Jugendlichen ist Apples neustes Produkt unerschwinglich. «Immerhin bleibt ihnen die Möglichkeit, das Objekt der Begierde kostenlos im Apple Store auszuprobieren», sagt Guido Hehl. Er hoffe, dass es seinen Schülern trotz veralteter Technologie gelingen werde, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Notfalls halt auch mit einem Android-Gerät.

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Hart recherchierte Fakten, fundierte Kritik und realistische Analysen? Die gibt es anderswo. Chefredaktor Buzz Orgler und sein Praktikant Pavel Kulicka decken auf, was keiner wissen will. Ob Berichte über tote Eskimos wegen der Ice Bucket Challenge oder mit Zwiebeln verunreinigte Kebabs, die beiden gescheiterten Journalisten sind sich für keine satirische Schlagzeile zu schade. Und schneller als die Wahrheit sind sie noch dazu. 



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