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Du willst nur das Beste? Voilà:
Doch gilt dieser Grundsatz auch, wenn nicht ein, nicht zwei, sondern gleich drei Männer mit dem Daumen am Strassenrand stehen?
Ich habe zwei Freunde aus der Schweiz zu Besuch, Alex und Christian. Mit ihnen will ich von der Südküste Kambodschas in die thailändische Hauptstadt Bangkok stöppeln, und habe ernsthafte Zweifel, ob das machbar ist, oder ob wir den kambodschanischen Fahrern zu viel zumuten.
Doch ich unterschätze die Grosszügigkeit der Leute: Es dauert keine fünf Minuten, bis uns ein Minibus kostenlos an die Hauptstrasse bringt. Dort angekommen, können wir nicht einmal unsere Rucksäcke absetzen, als bereits ein schicker, weisser Nissan-Geländewagen für uns anhält.
Direkt dahinter stoppt ein luxuriöser schwarzer Lexus. Wir denken uns nichts dabei, sondern steigen einfach in das vordere Auto ein. Am Steuer sitzt ein aufgestellter junger Mann namens Nalong, der uns in gebrochenem Englisch sagt:
Auf unsere Frage, wer denn sein Boss sei, streckt er uns ein weisses Visitenkärtchen entgegen, auf dem in goldener Schrift steht: «His Excellency Tep Ngorn, 2nd Vice President of the Senate».
Wir können fast nicht glauben, was wir da lesen. Wurden wir wirklich gerade von einem der mächtigsten Männer Kambodschas am Strassenrand aufgelesen? Spätestens als Nalong bei einer Polizeikontrolle einfach das Blaulicht einschaltet, das sich gut getarnt im Kühlergitter befindet, und in vollem Tempo links vorbeifährt, haben wir keine Zweifel mehr.
Zudem sind das Visitenkärtchen, die beiden Autos und Nalong als Chauffeur durchaus standesgemäss für einen Vizepräsidenten des Senats. Ja mehr als das: In einem mausarmen Land wie Kambodscha, in dem das Bruttoinlandprodukt pro Kopf gerade einmal 1140 US-Dollar beträgt, wirkt der Auftritt eher protzig.
Unter den Bildern geht es weiter...
Nalong errät wohl unsere Gedanken. Ungefragt verteidigt er seinen Vorgesetzten: «Einige Leute sagen, es sei nicht richtig, dass Politiker wie mein Boss so reich sind. Sie vermuten, dass sie sich auf Kosten der Bevölkerung bereichern. Doch zumindest bei meinem Boss ist das falsch, er hat sich sein Vermögen als Unternehmer erarbeitet – vor seiner Karriere als Politiker.»
Unser Chauffeur kommt auch auf die Kambodschanische Volkspartei (KPK) zu sprechen, der er und sein Boss angehören. Die KPK regiert Kambodscha seit 1981 ununterbrochen. Daran hat auch die Einführung eines Mehrparteiensystems 1991 nichts geändert. Der Partei wird immer wieder Unterdrückung der Opposition und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Im Korruptionsindex von Transparency International belegt Kambodscha von 168 untersuchten Staaten den 150. Rang.
Diese Kritik ist offenbar auch Nalong bekannt. Umso feuriger sind seine Lobeshymnen auf die Partei. Auf die Bildungsproblematik in Kambodscha angesprochen, gibt er eine Parteiparole zum Besten: «Wir bringen die Leute nicht zu den Schulen, sondern die Schulen zu den Leuten.»
Bei einem Strassenschild, das vor Elefanten warnt, sagt er: «Früher war diese Strasse ein Problem für die Elefanten. Nun wurden sie von der Regierung umgesiedelt.»
Und er versichert sichtlich erregt: «Selbst wenn mich jemand mit einer Pistole dazu zwingen wollte, zuzugeben, dass die KPK nur sich selbst helfe und nicht der kambodschanischen Bevölkerung, würde ich sagen: Nein, nein, nein!»
Als wir nach etwas mehr als zwei Stunden unseren Zielort erreichen, halten wir an einer Tankstelle. Dort lernen wir Narongs Boss, den Vizepräsidenten des Senats, persönlich kennen. Mit weissem Hemd, glänzenden Lackschuhen, Sonnenbrille und schicker Armbanduhr steigt er aus dem Fonds seines schwarzen Lexus, in dem auch ein Flachbildschirm nicht fehlt.
Wir bedanken uns höflich, dass er uns mitgenommen hat, er schüttelt uns jovial die Hände, ein Mitarbeiter nimmt die Szene mit seinem Handy auf. Er bittet uns, mit ihm in den Tankstellenshop namens Tela zu kommen, eine Kette, die im ganzen Land weit verbreitet ist. Dort sagt er: «Bitte, bedient euch, ich bezahle.» Wir lehnen dankend ab. Doch er besteht darauf: