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Per Autostopp um die Welt

Per Autostopp um die Welt: Von Thailand nach Myanmar

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Per Autostopp um die Welt Woche 45 – Fahrer-Selfies
Von Bangkok nach Nakhon Chaisi: Ich bin wieder on the road – und habe einen neuen Reisekumpel: Tschügge, ein guter Freund von mir aus der Schweiz.
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Per Autostopp um die Welt

Die imaginäre Linie zwischen Ländern – oder: Wenn Grenzen am Hintern deutlich spürbar sind

10.04.2016, 14:5410.04.2016, 14:59
Thomas Schlittler
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Grenzüberquerungen auf dem Landweg sind so faszinierend wie verstörend: Die Natur, die sich nicht um Staatsgrenzen kümmert, sieht auf beiden Seiten der Grenze genau gleich aus. Dennoch gibt es diese imaginäre Linie, die irgendwann einmal mehr oder weniger willkürlich gezogen wurde – und die nun bestimmt, bis zu welchem Baum, Felsen oder Fluss es den Menschen finanziell besser oder schlechter geht.

Grenzüberquerung zwischen Thailand und Myanmar: Für Google Maps ist unser Weg keine Option ...

Zwischen Phu Nam Ron und Htee Kee, zwei kleinen Dörfern, die keine zehn Kilometer auseinander liegen, ist dieser wirtschaftliche Klassenunterschied besonders gut erkennbar. In dem Moment, in dem wir Thailand verlassen und in Myanmar einreisen, müssen sich mein Kumpel Tschügge, der die nächsten Wochen mit mir reist, und ich festklammern: Wir bekommen den ratternden Wechsel von Teer auf Schotter besonders intensiv zu spüren, weil wir hoch oben auf dem Gepäckberg eines vollgestopften Lieferwagens sitzen.

Weniger Autos, mehr Stupas

Doch der neue Strassenbelag ist nicht die einzige Veränderung, die uns von unserem fahrenden Aussichtsturm aus auffällt. Die Anzahl Autos nimmt in Myanmar ebenfalls schlagartig ab. Dagegen sind auf einmal deutlich mehr goldene Stupas zu sehen – religiöse Bauwerke, die Buddha sowie dessen Lehre symbolisieren. Und die Wohnhäuser, die gerade noch aus stabilem Beton am Strassenrand standen, sind jetzt mehrheitlich aus Bambus und Palmblättern.

In dem Moment, in dem wir Thailand verlassen und in Myanmar einreisen, müssen wir uns festklammern: Wir bekommen den ratternden Wechsel von Teer auf Schotter besonders intensiv zu spüren.

Auch die Menschen, die vor diesen Hütten stehen, sind bereits auf den ersten Blick etwas anders als in Thailand. Die Männer spucken alle paar Sekunden eine rote, blutähnliche Brühe auf den Boden, die sie aufgrund des ständigen Betelnuss-Kauens im Mund haben. Die zerstampfte Nuss wird mit Kalk und verschiedenen Gewürzen gemischt und in das Blatt eingewickelt und dann gekaut. Dr. Best würde sich im Grab umdrehen, wenn er die Auswirkungen auf die Zähne sehen würde.

Fast jeder winkt uns zu

Auffällig ist auch, dass zahlreiche Frauen, Kinder und teils gar Männer ganz aussergewöhnlich geschminkt sind. Nicht mit Lippenstift und Wimperntusche, sondern mit gelbbrauner Farbe, die sie im Gesicht verteilt haben. Wer es nicht besser weiss, könnte meinen, einige kommen gerade von einer Schlammschlacht. Dabei ist diese Gesichtsbemalung, Thanaka genannt, ein weit verbreiteter Brauch in Myanmar.

Hier in Myanmar muss man – im Gegensatz zu Thailand – vor dem Einsteigen wieder sagen, dass man kostenlos mitfahren will.

Die eindrücklichste und schönste Veränderung nach der Grenzüberquerung ist jedoch, dass uns auf der 150 Kilometer langen Strecke von der Grenze bis nach Dawei, der nächsten grösseren Stadt, fast jeder zuwinkt. Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen in diesem Teil Myanmars noch nicht so viele Touristen zu Gesicht bekommen haben wie in Thailand. Denn auf Google Maps ist die Strasse teilweise nicht einmal zu finden.

Vielleicht sind die Einheimischen aber auch einfach überrascht, dass sich zwei «reiche Westler» nicht zu schade sind, auf dem Dach Platz zu nehmen, wo sie Wind und Wetter ungeschützt ausgeliefert sind.

Dank Fahrtwind wieder trocken

Und tatsächlich erhalten wir während der fast fünfstündigen Fahrt eine unfreiwillige, heftige Dusche: Die dicken Tropfen knallen wie Peitschenhiebe auf unsere Haut und unsere Kleider sowie Rucksäcke sind innert kürzester Zeit völlig durchnässt. Dank dem Fahrtwind und der zurückkehrenden Sonne sind wir bis am Ende der Fahrt zwar wieder trocken, aber auch fix und fertig.

Wir haben deshalb wenig Verständnis, als unser Fahrer für diese unbequeme Fahrt auch noch Geld will. Wir geben ihm aber unsere letzten 380 thailändischen Baht (11 Franken) und stellen einen weiteren Unterschied fest, den die Überschreitung der imaginären Linie mit sich gebracht hat: Hier in Myanmar muss man – im Gegensatz zu Thailand – vor dem Einsteigen wieder sagen, dass man kostenlos mitfahren will.

Meine Woche in Bildern: Schlechte Strassen, fröhliche Kinder und seeehr viele Tempel

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