Zwei Monate will sich Mark Zuckerberg Zeit nehmen, um seine Frau zu unterstützen, seine Tochter kennenzulernen und vor der ganzen Welt ein Glanzpapi zu sein. Denn ja, ich unterstelle ihm einen PR-Schachzug, gerade weil er seine Firma als besonders familienfreundlich zu verkaufen versucht.
Wie auch immer, die News geht um die Welt. Facebook ist ja nicht das einzige Gross-Unternehmen, das ihren Angestellten (zumindest denen im Kader) Vaterschaftsurlaub erlaubt. Dies tun auch bspw. Netflix, Yahoo, Virgin und einige mehr. Doch was bringt's?
Nicht viel, meinte zumindest Nicole Althaus – ehemalige Chefredakteurin von «Wir Eltern» – vor kurzem in der «NZZ am Sonntag»: «Denn diese Papi-Zeit hinterliesse in unserer Gesellschaft etwa so viele Spuren wie die vielen Mentoringprogramme in den Teppichetagen der Konzerne: keine.»
Und ich muss gestehen, ich gebe ihr Recht. Auch und vor allem, weil in der Schweiz von zwei Wochen die Rede ist. Zwei Wochen. Das ist meines Erachtens ein Zückerli, das die Diskussion beenden wird, bevor sie überhaupt angefangen hat.
Denken wir uns mal zurück ins Wochenbett: Für viele von uns dauerte dieses ca. eine Woche. Das ist die Hälfte der Zeit, die ein frisch gebackener Papa hätte, um sein Kind kennenzulernen, eine Beziehung aufzubauen, zu wissen, wo die Windeln liegen und welches Mittel es braucht, wenn Baby Bauchweh hat.
Jetzt mal ehrlich: Welche Mutter hat bereits nach zwei Wochen eine Beziehung zu diesem neuen, vollkommen abhängigen, selten schlafenden und vielleicht oft weinenden Wesen aufgebaut? Und bei uns gehe ich ja noch davon aus, dass wir einen Bonus haben vom neun Monate lang Rumtragen, vom Gebären und für gewisse unter uns vom Stillen.
Aber der Papa? Der hat nichts von alledem und auch noch eine lächerlich kurze Zeit, diesen Vorsprung aufzuholen!
Ich plädiere jetzt aber keinesfalls für einen längeren Vaterschaftsurlaub. Das hiesse ja nur, dass die Co-Piloten-Zeit verlängert würde. Aus einem Co-Piloten sollte aber eben irgendwann einmal auch ein Pilot werden. Deshalb ist es wohl viel dringender, von einer den heutigen Arbeitsbedingungen angepassten Elternzeit zu sprechen.
Und ja, ich bemühe hier wiedermal unsere skandinavischen Vorbilder in Sachen Familienpolitik: Schweden gibt Eltern 480 Tage Zeit, die Mama und Papa frei wählen können, wer sie wann nehmen will. Denn es nützt auch reichlich wenig, wenn für kurze Zeit beide Eltern anwesend sind, aber in Zeiten der Umstellung (Schule, Pubertät, Unfall etc.) keines der beiden Elternteile sich frei nehmen darf, schliesslich hat Papa schon zwei Wochen lang Gaggi weggeputzt. Ob die Väter diese Tage dann auch nehmen, ist wiederum eine andere Diskussion ...
Ausserdem heisst der Vaterschaftsurlaub ja nur, dass Mama weiterhin zuständig bleiben wird, sie also immer die Pilotin bleibt und Papa der Co-Pilot (ausser in gewissen Fällen, wo Papa es nicht mal zur Stewardess bringt ...).
>>> Und was hältst du von einer frei wählbaren Elternzeit? Zuviel verlangt? Oder dringend nötig? Stimm ab in der Umfrage oder schreib ins Kommentarfeld.