Willkommen im Land des neuen Heilsbringers! Nach den Wahlen in den USA wird es duster, zappenduster. Nun gehört auch ein halber Kontinent zu jenem riesigen Teil der Weltkarte, der von Narzissten und Egomanen regiert wird. Deshalb wird die Welt nach dem 8. November nicht mehr so sein, wie sie vorher war.
Die Gilde der Putins, Xis, Erdogans, Orbans, Dutertes und vieler afrikanischer und einzelner südamerikanischer Präsidenten wird nun angeführt von Donald Trump. Sekundiert werden sie in Europa von den Nachwuchs-Heilsbringern Marine Le Pen, Geert Wilders, Nigel Farage, Frauke Petry usw. Schöne neue Welt.
Am Rande darf man getrost auch unseren Volkstribun Christoph Blocher erwähnen. Was sagte Roger Köppel nach den Wahlen? «Ich bin vom Sieg Trumps euphorisiert.» Köppel, der neue Kandidat auf der Startrampe der Heilsbringer, hat allerdings das Pech, in der kleinen Schweiz geboren zu sein, wo der Präsident nur Mitglied eines Gremiums ist.
Der Bund der Narzissten und Xenophoben ist nun weltumspannend. Die Politbühne kippt nach rechts. Die Leute suchen wieder starke Führer. Populisten mit Guru-Allüren, die Ängste schüren und das Heil versprechen. Die den Patriotismus beschwören, letztlich aber nur an ihr eigenes Wohl denken.
Dieses Wohl hat einen Namen: Macht. Macht, um sich aufzuplustern und das meist kümmerliche Ego aufzupolieren. Der Machtdrang als therapeutisches Instrument.
Bei der Wahl von Trump zeigte auch der Bibelgürtel das wahre Gesicht. 81 Prozent der Evangelikalen und Freikirchler wählten Trump. Die Frommen verhalfen ihm zum Wahlsieg.
Damit demonstrierten sie ihren bigotten Glauben. Sie traten mit ihrer reaktionären Gesinnung christliche Werte mit Füssen, um ihrem weltlichen Heilsbringer ohne Scham und schlechtes Gewissen ihre Stimme zu geben.
So erniedrigte und verhöhnte Trump Frauen, Einwanderer und Homosexuelle. Jesus hingegen predigte Barmherzigkeit und Nächstenliebe, er kümmerte sich um Kranke, Arme und speiste die Hungrigen. So sieht es zumindest die Legende.
Bei den bigotten Frommen zählen diese Werte aber nur für strenggläubige Christen. Für sie gehört auch Trump zu ihnen. Schliesslich pries dieser seine Autobiographie «The Art of the Deal», die auch ein Ratgeber für Manager ist, mit den Worten: «Es ist mein zweitliebstes Buch. Nur die Bibel ist besser.»
Sprichwörtlich und aus frommer Sicht verwerflich ist auch Trumps testosterongetriebenes Verhalten Frauen gegenüber. Bei den Miss-Wahlen, die er organisiert hat, soll er sich gern in den Garderoben herumgetrieben haben, wenn sich die jungen, schönen Frauen umzogen. Bei einem heimlich aufgezeichneten Gespräch brüstete er sich, als Promi kriege er alle Frauen herum, könne sie küssen und beliebig begrapschen. Auch zwischen den Beinen.
Viele seiner frommen Wähler hingegen nehmen ihren Töchtern schriftlich das Versprechen ab, dass sie auf Sex vor der Ehe verzichten. Trotzdem wählten sie den Mann zum Präsidenten, der Frauen herabmindert, beleidigt und ihnen gegenüber ein sexistisches Verhalten zeigt.
Wo der radikale Glaube beginnt, bleiben Vernunft und Verstand bei den Wahlen auf der Strecke. Selbst wenn die Zeichen auf Sturm stehen und die rassistischen, sexistischen und faschistischen Tendenzen mit Händen zu greifen sind.
Die Doppelmoral ist ein permanentes Phänomen in den USA.
Trump ist im Übrigen nicht zu vergleichen mit den Rechtspopulisten in Europa, die haben ein eindeutiges Programm. Da weiss der Wähler was er hat, auch wenn vieles davon erstunken und erlogen ist.
In den USA ging es um die marode Wirtschaft und die Faulheit der jungen Nicht-Wähler.