Blogs
Wir Eltern

Ja, wir Mütter sollten uns wehren! (Wir haben nur ein Problem: Wir haben fast keine Zeit dafür)

«Frauen, wehrt euch!» Femen-Protest.
«Frauen, wehrt euch!» Femen-Protest.Bild: AP
Wir Eltern

Ja, wir Mütter sollten uns wehren! (Wir haben nur ein Problem: Wir haben fast keine Zeit dafür)

«Frauen, wehrt euch!» Das sage nicht ich, sondern Remo Largo. Und er hat Recht! Dennoch habe ich Einwände.
24.07.2015, 06:3817.09.2015, 11:17
nathalie sassine / wir eltern
Mehr «Blogs»
Ein Artikel von
Branding Box

Im Buch von Sybille Stillhart, «Müde Mütter – fitte Väter» geht es um den ewigen Kampf um Kind und Karriere. Vorneweg: Das Buch ist noch nicht ausgelesen. 

Doch hängen geblieben bin ich bei «Frauen, wehrt euch!», einem Interview mit Remo Largo zum Ist-Zustand der Schweiz. «Es ist vermessen, zu glauben, dass die Wirtschaft je Rücksicht auf die Bedürfnisse der Eltern und Kinder nehmen wird. Unser gesellschaftliches Wertesystem verlangt einen vorbehaltlosen Einsatz am Arbeitsplatz – selbst wenn dies auf Kosten der Familien geht. Deshalb müssen sich die Frauen endlich klar werden: Wenn sie sich selbst nicht wehren, wird nie etwas passieren!» 

Remo Largo.
Remo Largo.Bild: KEYSTONE
Jetzt auf
«Es ist vermessen, zu glauben, dass die Wirtschaft je Rücksicht auf die Bedürfnisse der Eltern und Kinder nehmen wird. (...) Deshalb müssen sich die Frauen endlich klar werden: Wenn sie sich selbst nicht wehren, wird nie etwas passieren!»
Remo Largo, Kinderarzt und Buchautor

Der renommierte Kinderarzt schlägt gar eine Frauen- oder Familienpartei vor. Revolution! 

Ja, wir Frauen sollten uns wehren ...

Lieber Herr Largo. Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einverstanden. Dies bereits seit meiner Lektüre von «Babyjahre», wo Sie sagten, dass mein Baby auch einen gekauften Brei überleben würde. Danke Ihnen hierfür. 

Was uns Frauen angeht: Ja, wir sollten uns wehren. Tun wir auch, in diversen Blogs und Zeitungen wehren wir uns gegen Chefs, die uns Mütter als faul bezeichnen, weil wir keine 100%-Stellen annehmen wollen. 

Wir prangern täglich das gesellschaftliche Wertesystem an. In den eigenen vier Wänden versuchen wir mit unseren Partnern, alte Rollenbilder zu knacken, damit unsere Kinder sehen, wie eine gleichberechtigte Partnerschaft aussehen soll. 

... nur haben wir leider keine Zeit dafür

Eine Frauen- oder Familienpartei gründen? Das, lieber Herr Largo, gehört tatsächlich nicht zu den Dingen, die wir unternehmen. Nicht neben der (Teilzeit-)Karriere, den Kindern, der Küche und dem Kraulen unserer Ehemänner. Irgendwie liegt das nicht auch noch drin! 

Und glauben Sie mir, ich wünsche mir nichts mehr, als eine solche Partei zu gründen, anzuführen, mit anderen Müttern auf die Strasse zu gehen und alten Säcken in den Chefetagen den Garaus zu machen. Aber ich habe keine Zeit. 

Wir müssen Kinder betreuen, Wäsche machen, ...

Denn nebst einem eigenen Unternehmen habe ich zwei Kinder, die ich, wie sie selbst sagen «ab und zu bei Tageslicht sehen möchte», einen Mann, der mich tatkräftig unterstützt, der aber auch noch was von mir haben will, wenn der Computer aus und die Kinder im Bett sind. Und ich von ihm. Und ja, ein bisschen Wäsche und Haushalt wären da auch noch. 

Eine Partei führen? Nicht im Moment, vielen Dank. Und wenn die Kinder grösser sind? Dann ist das Problem bei mir nicht mehr so brisant. Teenager brauchen keine Betreuungsangebote wie Kleinkinder, die kann man auch mal alleine lassen (hoffe ich). 

Und wie das so ist mit der Politik: Wenn es mich nicht direkt betrifft, so unternehme ich nichts, schon gar nicht aktiv. Siehe die Beteiligung an Abstimmungs-Sonntagen. 

«Es geht also weiter»

Oder wie Sybille Stillhart lakonisch zum Abschluss ihres Buches sagt: «Es geht also weiter.» 

Mehr über das Buch erfahrt ihr übrigens bald in diesem Blog. Falls es mir gefallen hat.  

Das könnte dich auch interessieren:

Vaterschaftsurlaub: So sieht es in den Nachbarländern aus

1 / 10
Vaterschaftsurlaub: So sieht es in den Nachbarländern aus
Frankreich: Den Vätern stehen 28 Wochen Urlaub zu. Allerdings werden bloss die ersten elf Tage, nicht aber die gesamte Auszeit finanziert. Im Zuge der Gleichstellung steht dem Mann dieselbe Anzahl Tage wie der Frau zu: Die Eltern sollen sich die Arbeit während eines Jahres teilen. Die Mutter erhält die ersten 16 Wochen vergütet.
Quelle: «Nordwestschweiz»
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
17
Hacker mit guten Absichten – so wirst du zum «Friendly Hacker»
Simon Reinhart ist ein Friendly Hacker. Er sucht und findet Schwachstellen in IT-Systemen. Was es braucht, um ein solcher Hacker zu werden, erzählt er im Interview.

Simon Reinhart, bezeichnen Sie sich als Hacker?
Simon Reinhart: Neben Penetration Tester, IT Security Analyst oder Security Researcher ist auch Ethical Hacker, beziehungsweise Friendly Hacker, eine offizielle Bezeichnung meines Berufes.

Zur Story