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Rape Culture: Wie wir unsere Kinder zu Opfern erziehen

Opfer der «Rape Culture»: Das deutsche Model Gina-Lisa Lohfink wurde sexuell missbraucht, die Konsequenzen muss sie – vorerst – aber selber tragen.
Opfer der «Rape Culture»: Das deutsche Model Gina-Lisa Lohfink wurde sexuell missbraucht, die Konsequenzen muss sie – vorerst – aber selber tragen.Bild: HANNIBAL HANSCHKE/REUTERS
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Unsere alltägliche «Rape Culture»: 6 Beispiele, wie wir unsere eigenen Kinder zu Opfern erziehen

10.07.2016, 14:1910.07.2016, 14:42
Nathalie Sassine-Hauptmann / wir eltern
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Ein Artikel von
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«Rape Culture» ist zur Zeit in aller Munde. Kein Wunder, schliesslich lehren einen die Statistiken das Fürchten! Jede dritte Frau wurde schon mal sexuell genötigt.

Liegt es am Ende an unserer Erziehung? Natürlich würde niemand seinen Kindern absichtlich beibringen, dass Vergewaltigung o.k. ist.

Unbewusst passiert es jedoch täglich. Wir sprechen nicht direkt über das Thema – zumindest nicht, bis sie älter sind – aber in täglichen Sprüchen und Aussagen zementieren wir den Gedanken, dass Nötigung und Vergewaltigung gar nicht so schlimm sind.

Ich übertreibe? Ich glaube nicht. 6 Beispiele dafür, wie wir dieses Verhalten täglich billigen: 

Der Satz: «Jungs halt!»

Wenn ein Junge einem Mädchen am Jupe zieht, er sie dumm anmacht oder einfach nicht aufhört, wenn sie (oder er) sagt, es reicht. Als ob man Jungs nicht beibringen könnte, was geht und was nicht.

Und ich spreche jetzt nicht von Streitigkeiten, sondern einfach von der Art, die wir haben, es bei Jungs eher als «normal» abzustempeln. Wie sollen sie als Erwachsene später merken, dass dieses Verhalten in sexuellen Belangen eben gar nicht geht?

Wenn Kinder genötigt werden, andere zu küssen

Zumindest die Südländer unter uns. Auch ich habe diese Tendenz, da ich es seltsam finde, einem Kind nur die Hand zu geben. Doch wer hat das Kind gefragt? Und weil es das über sich ergehen lassen muss, liegt die Gefahr nahe, dass es sich als Erwachsene/r auch nicht trauen wird, sich zu wehren.

Jetzt auf

Der Satz: «Du wirst ihn provoziert haben»

Wieso machen wir so schnell das «Opfer» zum «Täter»? Wenn meine Kinder heulend kommen, sie seien geschlagen worden, denke ich selber ganz oft «na, mit deiner grossen Klappe, wirst du ihn wohl provoziert haben». Doch was läuft unter Provokation? Ist das nicht eine höchst subjektive Angelegenheit? Nicht alle fühlen sich durch gewisse Aussagen provoziert, genauso gilt das auch im Leben als Erwachsener.

Die Liste geht unter der Slideshow weiter ...

Gegen sexuelle Belästigung und Gewalt: «Marsch der Schlampen» in Jerusalem

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«Marsch der Schlampen» in ירושלים. Jerusalem? Jerusalem!
Wilder Protest: Zum Teil spärlich bekleidet protestierten die selbsternannten Schlampen gegen eine neue Anordnung der Polizei, nicht barbusig auf die Strasse gehen zu dürfen.
quelle: epa/epa / abir sultan
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Der Satz: «Was sich liebt, das neckt sich»

Süss, nicht? Nein, nicht wenn es das Gefühl festigt, man müsse ein unangenehmes Verhalten über sich ergehen lassen, weil da Liebes-Gefühle dahinterstecken. Jede von einem Bekannten missbrauchte Frau wird uns das bestätigen können. Denn so findet man dem Täter immer eine Ausrede.

«Slut-Shaming» vor den Kindern

Diese Art, eine Frau wegen ihrer Kleidung (oder das Fehlen ebendieser) zu kritisieren, festigt schon bei Kindern den Gedanken, dass Frauen eben nicht alles anziehen dürfen, was sie wollen. Solche Sprüche lassen glauben, eine Frau sei ja selber schuld, wenn sie vergewaltigt wird, schliesslich war ihr Rock zu kurz, ihr Ausschnitt zu tief.

Ein kleiner Lesetipp. Unten geht es weiter mit der Liste ...

Mädchen müssen «brav» sein

Jungs, die – Entschuldigung – rumvögeln, sind cool. Im schlimmsten Fall werden sie als Machos bezeichnet. Mädchen, die dasselbe tun? Siehe Punkt 5. «Schlampe» ist wohl noch das Freundlichste, was sie zu hören bekommen. Mädchen haben ebenfalls Bedürfnisse, die sie ruhig auch aussprechen dürfen. Wenn man sie in die «brave» Ecke stellt, werden sie einen Missbrauch viel weniger melden, aus Angst, eine Schlampe zu sein.

Gebt es zu, bei mindestens vier Punkten habe ich euch erwischt. Mich selber übrigens auch. Wenn wir diese Muster durchbrechen mit unseren eigenen Kindern, ihnen helfen, sie mit den Freunden zu meiden, vielleicht schafft es diese Generation, die sogenannte «Rape-Culture» zu durchbrechen. Oder was meint ihr?

Danke für euere Kommentare!

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109 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Stellklaus
10.07.2016 20:33registriert September 2015
"Was sich liebt das neckt sich", oder "Jungs halt". Seltsam, dass über 99% der Jungs nicht zu Vergewaltigern werden.

Der Sprung von, "die zieht sich an wie ein Flittchen" zu "es ist ok sie zu vergewaltigen" ist derart absurd. Das ist in etwa so sinnvoll wie "Mein Chef ist ein Riesenarsch" zu: Ich nehme eine Knarre und knall ihn über den Haufen.

Meine Meinung, Rape Culture ist ein lächerliches Buzzword des amerikanischen Feminisimus und nichts weiter als ein Hirngespinst. Vergewaltigung und sexuelle Gewalt wird in unserer Gesellschaft als verabscheuungswürdig betrachtet.

Zum letzten Punkt.
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kEINKOmmEnTAR
10.07.2016 16:25registriert Januar 2014
Okay langsam wirds lächerlich!

Ich wurde mit all diesen "negativen" Beispielen erzogen und bin jetzt trotzdem kein frauenverachtender Sexualtäter der seine Opfer selber für ihren Status verantworlich macht.

Diese "Tipps" sind aus meiner Sicht falsche Vorsicht. Das Ausleben der Geschlechterunterschiede ist nicht schlecht, sie machen das Leben erst lebenswert.
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Mehmed
10.07.2016 19:31registriert Januar 2016
Und neben diesem feministischen Artikel gleich der Passende Artikel mit dem Titel "86 Gründe, weshalb man Väter nicht mit ihren Kindern alleinlassen sollte".
Also langsam finde ich auch, es jetzt genug dieser feministischen Propaganda.
Unsere alltägliche «Rape Culture»: 6 Beispiele, wie wir unsere eigenen Kinder zu Opfern erziehen
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